21.12.09

 

Stille aushalten

Die Stille,
das was wir oft zu vermeiden suchen,
das was wir oft als unangenehm empfinden,
das was uns manchmal in Verlegenheit versetzt,
ist gerade der Ort, an dem Gott uns erreichen will,
an dem Er sich uns zeigen will,
an dem Er uns ansprechen will.

In der Stille,
wo alles Wichtige seinen Anfang findet,
wartet Gott auf uns,
als ob Er ohne uns nichts Neues anfangen wollte.

„Schon so vieles habe ich ohne dich und für dich gemacht“,
spricht Gott,
„schau dich nur um.
Jetzt will ich etwas Neues machen,
und das ist nur zusammen mit dir möglich.“

Eine von göttlicher Erwartung erfüllte Stille bietet uns die eucharistische Anbetung an.

Jede Woche findet sie am Dienstagabend in unserer Pfarre statt.

Einige Menschen sitzen in unserer großen Kirche verteilt,
alles ist still,
die Monstranz leuchtet auf dem Altar.

Wenn ich Platz nehme,
wirkt zuerst die äußere Stille als beunruhigend und aufregend,
viele Gedanken kommen in den Sinn,
unterschiedliche Regungen versuchen, mich abzulenken,
Probleme wollen gleich gelöst werden,
Fragen dringend beantwortet werden,
Aufgaben sofort erledigt werden.

Langsam aber fange ich an,
nicht vor Gott zu denken,
sondern mit Ihm zu reden.

Es dauert nicht lange,
und bald wird mir klar:
Nicht durch meine Gedanken und Sorgen,
die groß und wichtig zu sein scheinen,
sondern durch etwas unendlich Kleines und Einfaches
teilt sich die unendliche Größe Gottes mit.

Als ob Er uns dadurch den letzten Platz hätte nehmen wollen,
worauf wir unseren letzten Widerstand hätten bauen können.

Ein Stück Brot.
Das ist Gott.

Ich befinde mich vor Ihm.
Da bleibt nur noch Platz für das Staunen.

Es ist dieses Staunen,
das unser Herz wieder beleben und aufrichten kann.
Es macht es „hör- und sehfähig für die unmerklichen Zeichen,
die Gott in die Welt hinein sendet
und die so die Diktatur des Gewöhnlichen zerbrechen“.

Man fängt an, von Gott her zu sehen und zu leben,
oder besser gesagt, mit Gott zu sehen und zu hören.

P. Giovanni Micco, Pfarrer von Dornbach

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