23.12.21

 

Kulturgeschichte der Reparatur

 

Küchengeräte wurde über Generationen hinweg verwendet. Für löchrige Pfannen gab es Pfannenflicker, für stumpfe Messer Messerschleifer, und Mäntel wurden, wenn sie abgewetzt und verschlissen waren, gewendet, um die Innenseite aufzutragen.
Das Reparieren und Wiederverwerten von Dingen war für die meisten Menschen eine ökonomische Notwendigkeit. Dies änderte sich durch die Massenproduktion von Gütern im Zuge der Industriellen Revolution. Damit entstand eine kaufkräftige Oberschichte und die Etablierung von immer kürzer werdenden Modezyklen.

Dinge wurden fortan aussortiert, weil sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprachen. Weiter wurde die Verschleißgeschwindigkeit durch ein Umdenken in der Produktion am Beginn des 20. Jahrhunderts angekurbelt. Das Ziel war nun nicht mehr eine möglichst lange Lebensdauer, sondern der Ersatz von Geräten oder Komponenten. Beispiele dafür sind die Glühbirne mit künstlich reduzierter Lebensdauer, oder die ab den 1920-Jahren von General Motors praktizierte Strategie, Schwachstellen in Autos einzubauen.

Durch die mit der Globalisierung verbundene Ausweitung billiger Produktionskapazitäten wurden immer mehr reparaturfähige Produkte zu Wegwerfartikeln degradiert. Die Bandbreite reicht vom Laptop über den Wecker bis hin zu TV-Geräten oder Smartphones.
Durch ein gestiegenes Umweltbewusstsein entwickelte sich in den letzten Jahren allerdings eine Gegenbewegung, die Produkte repariert und deren grundsätzliche Reparaturfähigkeit einfordert.

 Ö1

 


21.12.21

 

Einsamkeit – ein Schicksal?

Bestimmte Bevölkerungsgruppen leiden mehr an Einsamkeit als andere, weiß man aus verschiedenen Studien, und das hat sich in der Corona-Pandemie verfestigt: Es sind Menschen mit Behinderungen und schlechter körperlicher oder psychischer Gesundheit sowie Menschen, die diskriminiert werden oder sich diskriminiert fühlen. Es sind viele Arme und Arbeitslose, aber genauso stark Belastete, die überdurchschnittlich viel arbeiten und wenig Zeit für Freundschaften haben. Und es sind – auch das zeigt sich seit dem Ausbruch der Pandemie – eher Junge und Jüngere.

Das Bild der „verlassenen Alten“ auf der Parkbank hat wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Im Gegenteil: Menschen über 65 kommen mit dem Alleinsein gut zurecht, wie sie in Umfragen berichten. Das Risiko zu vereinsamen, steigt erst wieder im Alter ab 75, im Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen und dem Verlust des Ehepartners.

Die „Fähigkeit zum Alleinsein“ liege bei niemandem immer und absolut vor, schreibt der Psychiater und Psychoanalytiker Rainer Gross in seinem neuen Buch „Allein oder einsam?“ Es sei an der Zeit, viel mehr darüber zu reden – über die große Scham, die Alleinstehende oft empfinden, über die manchmal tief verspürte Einsamkeit mitten im Trubel und die heimliche Angst der vielen Umtriebigen, allein und einsam „zu enden“. Einsamkeit sei kein Schicksal, meint der Psychotherapeut, aber: „sie vergeht auch nicht von selbst“. 

 

Ö1 

 


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