20.5.17

 

Von den Aposteln lernen

Kein Geld, keine Gebäude, nur drei Jahre Ausbildung: Die Ausgangslage für die 12 Apostel war denkbar ungünstig. Und dennoch haben sie es geschafft, eine weltweit operierende Organisation mit einer 2000-jährigen Erfolgsgeschichte aufzubauen. Was können wir heute von den Aposteln lernen? Dr. Hinrich Bues ist dieser Frage nachgegangen und erörtert seine Erkenntnisse im Gespräch mit Daniel Deman.


 

Bagdads Erzbischof spricht in Österreich über Christenverfolgung

Karmelit Jean Benjamin Sleiman macht in Wien, Linz, Graz und Mariazell auf die dramatische Situation der Christen im Irak aufmerksam und lädt zum Gebet für sie ein 

 Der römisch-katholische Erzbischof von Bagdad, Jean Benjamin Sleiman, besucht in der kommenden Woche Österreich. Er wird an mehreren Orten - in Wien, Linz, Graz, Mariazell - "Zeugnis aus erster Hand" über die Situation der Christen im Nahen Osten, insbesondere im Zweistromland, geben, teilte die Stiftung "Pro Oriente" am Freitag mit. Geplant sind auch Treffen mit Außenminister Sebastian Kurz, Kardinal Christoph Schönborn und Nuntius Peter Stephan Zurbriggen.

Der dem Karmelitenorden zugehörige Erzbischof hat sich hinsichtlich der Situation im Irak nach der Zurückdrängung der IS-Terroristen mehrfach ein "gemeinsames, von allen geteiltes Verständnis der Identität des Landes" als Voraussetzung für ein friedliches Miteinander von Sunniten, Schiiten, Jesiden und Christen eingefordert.

Auftakt des Besuchs von Erzbischof Sleiman ist am Dienstag, 23. Mai, eine Pressekonferenz bei den Päpstlichen Missionswerken in Wien, gemeinsam mit Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner, Herbert Rechberger von "Kirche in Not" und der Wiener Gemeinderätin Gudrun Kugler. Am 24. Mai ist Sleiman in Linz bei einer Veranstaltung unter dem Titel "Eine Rose für den Frieden im Irak", feiert um 17.30 Uhr eine Messe in der Karmelitenkirche, referiert um 19 Uhr in Anwesenheit des Linzer Bischofs Manfred Scheuer über die Lage des mesopotamischen Christentums und leitet einen Gebetsabend.

Am Freitag, 26. Mai, ist Sleiman beim "Gebetsabend für verfolgte Christen" im Wiener Stephansdom. Er feiert um 19 Uhr die Messe und leitet eine anschließende Lobpreis-Andacht. Am 27. Mai pilgert der Erzbischof nach Mariazell, wo er um 14 Uhr die Heilige Messe für verfolgte Christen feiern wird. Auch für den 28. Mai ist um 18 Uhr eine Messe mit dem Erzbischof für verfolgte Christen vorgesehen - in der Wiener Karmelitenkirche (19., Silbergasse). Am Montag, 29. Mai, steht Graz auf dem Programm, mit einem Vortrag über minoritäre Religionsgemeinschaften im Irak um 19 Uhr im Priesterseminar. Am 1. Juni spricht Erzbischof Sleiman schließlich um 18.30 Uhr an der Wiener Universität im Hörsaal 46 über "Die politische Lage im Nahen Osten und die Religionsfreiheit".

Der Besuch des Erzbischofs von Bagdad erfolgt auf Einladung seiner Mitbrüder, der Karmeliten in Österreich, und geschieht in Zusammenarbeit mit "Missio", der "Initiative Christlicher Orient" (ICO), "Kirche in Not", der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, "Pro Oriente" und dem "Welthaus der Diözese Graz-Seckau. Sleimans Orden der Unbeschuhten Karmeliten hat im heutigen Irak eine bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Geschichte.

 

NÖ-Museumsfrühling: Stiftsmuseen bieten buntes Programm

Über 100 Museen beteiligen sich an Kulturinitiative am 20./21. Mai - Zahlreiche Stifte bieten Sonderführungen und ermäßigten oder gratis Eintritt.

Anlässlich des internationalen Museumstages am 22. Mai laden Niederösterreichs Museen am 20. und 21. Mai zum "Museumsfrühling" ein. In über 100 Museum - darunter auch zahlreiche Stiftsmuseen und das St. Pöltener Diözesanmuseum - erwartet die Besucher unter dem Motto "Spurensuche. Mut zur Verantwortung" ein buntes Programm. Bei freiem oder ermäßigten Eintritt werden Ausstellungseröffnungen, Spezialführungen, Kinder-Workshops und spezielle Einblicken in Sammlungen geboten.

Das Diözesanmuseum kann am 20. Mai besucht werden. Um 10:30 Uhr leiten Gratis-Führungen durch die aktuelle Sonderausstellung "1517-1717. Von der Reformation zum Hochbarock. Zur Entstehung der nö. Sakrallandschaft" und um 14 Uhr durch die Ausstellung "Die Barockisierung des ehemaligen Augustiner Chorherrenstiftes St. Pölten". Gratis-Führungen gibt es auch im Wallfahrtsmuseum Maria Langegg: Am 20. Mai um 17 Uhr durch die Wallfahrtskirche und am 21. Mai um 17 Uhr durch das Wallfahrtsmuseum.

Im Stift Altenburg stehen am 20. und 21. Mai zwischen 10 und 16 Uhr Führungen für Erwachsene und kreative Kinderführungen auf dem Programm. Das Stift Zwettl lädt am 20. Mai um 15 Uhr und am 21. Mai um 11 Uhr zu einer Sonderführung durch die Ausstellung "Melchior und die Kaiserin" in die Barockbibliothek. Zum 350. Geburtstag des Zwettler Barockabts Melchior von Zaunagg und zum 300. Geburtstag Maria Theresias sind Stücke aus den Stiftssammlungen zu sehen, die in Beziehung zu den beiden Persönlichkeiten stehen.

Seine Pforten öffnet am 20. und 21. Mai auch das Kräutermuseum Aggsbach. Auf dem Programm stehen am Samstag zwischen 10:30 Uhr und 15:30 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr und 14:30 Uhr Spezial-Führungen durch das Museum, die Hammerschmiede, den Meditationsgarten, die Kartause Aggsbach und die Kirche.

Rund 35.000 Museen in 140 Ländern feiern den vor 40 Jahren vom Internationalen Museumsrat ICOM ins Leben gerufenen "Internationalen Museumstag" mit besonderen Aktivitäten. 


 

3D-Glasdruck für Brillengläser oder Fotolinsen

Karlsruher Forscher haben erstmals Glas für den 3-D-Druck genutzt. Dieser Forschungserfolg revolutioniert womöglich die Jahrtausende alte Methode der Glasherstellung. In einem Jahr soll der 3D-Glasdruck marktreif sein.

ARD

 

"Weltausstellung Reformation" in Wittenberg eröffnet

Mit einem Festgottesdienst auf dem Marktplatz jener Stadt, in der Martin Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte, wurde am Samstagnachmittag die "Weltausstellung Reformation" eröffnet. Bis zum 10. September soll es in Wallanlagen und der Innenstadt Wittenbergs rund 2.000 Veranstaltungen in 16 Themenbereichen geben.

Und schon am Bahnhof der Lutherstadt werden die Besucher von einer weithin sichtbaren, rund 30 Meter hohen Turmkonstruktion in Form der Lutherbibel begrüßt. Im Pavillon der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau segnet ein Roboter die Besucher; am Schwanenteich erinnern Flüchtlingsboote an die Dramen, die sich Tag für Tag im Mittelmeerraum abspielen. Die Vielfalt der evangelischen Kirche - ihr kulturelles Engagement, ihre Spiritualität und ihr Einsatz in der Ökumene, all das soll bei der Weltausstellung sichtbar werden. "Wir sind Teil der einen, von Gott geschaffenen Welt, und das wollen wir hier zum Ausdruck bringen", sagt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm.

Ganz ähnlich sieht es der erste Mann im Staat, der selbst kirchlich engagierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Die Reformation sei "ein europäisches, ein wirklich weltweites Ereignis" gewesen, sagt er in einem Grußwort zur Eröffnung der Schau. Die Kraft der Reformation sei "nicht erschöpft, hochaktuell und geht uns alle an."

Gegliedert ist die Ausstellung in insgesamt sieben Torräume. "Sieben Zugänge soll es zur Innenstadt geben", erklärt die EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann. "Es sind die Tore, durch die die Menschen gehen wollen, um nach Wittenberg zu kommen." Offene Tore seien die Vision einer friedvollen Zukunft. Bundespräsident Steinmeier fügt hinzu, heute scheine es wieder attraktiv zu sein, Tore zu schließen anstatt sie neu zu öffnen. Dem könne man im Rahmen der Weltausstellung einiges an mutigen Aufbrüchen entgegenstellen, die mit der Reformation verbunden gewesen seien.

Offen bleiben muss freilich noch, wie viele Menschen im Jahr des Reformationssommers tatsächlich den Weg nach Wittenberg finden. 500.000 Besucher werden erwartet, so der Geschäftsführer des Vereins "Reformationsjubiläum 2017", Ulrich Schneider. Allein 100.000 sollen schon am kommenden Samstag in die Lutherstadt reisen, wenn dort der Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentags stattfindet. Bislang haben die Veranstalter 1.500 Saisonkarten und 3.000 Gutscheine für Tageskarten zur Ausstellung verkauft.

 

Indoor Navigation

Wer eine Straße sucht, dem hilft ein Navigationsgerät – oder eine App. Ist das Ziel erreicht, zeigt das Navi im Gebäude oft nur eine weiße Fläche, denn die sind noch nicht vermessen. Dabei ermöglicht die Indoor-Navigation ganz neue Geschäftsmodelle.

DW

19.5.17

 

Wie sich Österreichs Schulen bereits verändert haben und was (noch) möglich ist.

Martina Piok, Leiterin des Impulszentrums für Cooperatives Offenes Lernen (COOL), Sprecherin von "Neustart Schule"; Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe, Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung.

Noch laufen die Verhandlung zur geplanten Schulreform und dem Autonomiepaket samt einer Fülle an Maßnahmen, die zum Ziel haben sollen, die Schulen unabhängiger werden zu lassen, um eigenständiger agieren zu können als bisher.
Kritik am derzeitigen Schulsystem kommt von allen Seiten und die damit einhergehenden Schuldzuweisungen zielen wiederum auf alle: Das System sei schuld, die Lehrer/innen seien schuld, die Direktor/innen seien schuld, die Politik sei schuld, die Kinder von heute seien schuld.
Wieviel Freiheit für Innovation bereits im derzeitigen regulären Schulsystem vorhanden ist, zeigt die Initiative "Schule im Aufbruch". Sie ist keine politische Bewegung, verfolgt kein bestimmtes pädagogisches Konzept und liefert keine fertigen Rezepte, aber sie vernetzt in Deutschland und Österreich bereits seit Jahren all jene Akteure und Akteurinnen, die sich an ihren Schulen Veränderungen wünschen und an dieser Transformation arbeiten. Dabei geht es um Potenzialentfaltung, Selbstverantwortung statt Pflichterfüllung, Schatz suchen statt Fehler suchen, um neue Lern-Formate statt Frontalunterricht.
Wie sich Schulen bereits verändert haben, darüber spricht Kristin Gruber mit Martina Piok, Teil des Teams in Österreich, Lehrerin für Wirtschaftsfächer und Leiterin des Impulszentrums für Cooperatives Offenes Lernen, und mit Gerald Hüther, einem der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands und einem der Gründer von "Schule im Aufbruch".
Wie werden Ihre Kinder unterrichtet? Haben Sie einen Prozess miterlebt, in dem das Unterrichtskonzept in einer Klasse oder an einer Schule grundlegend verändert wurde? Wie lassen sich eingefahrene Strukturen an Schulen aufbrechen und Veränderungsprozesse in Gang setzen?

Ö1

Schule im Aufbruch Österreich
COOL - Cooperatives Offenes Lernen
Schule im Aufbruch Deutschland
Gerald Hüther


 

Medizinische Versorgungsstrukturen im Wandel



Anlässlich der aktuell heißen Debatte zum Thema medizinische Primärversorgung, sowie des am 19. Mai stattfindenden "World Family Doctor Day", diskutiert Ronny Tekal mit seinen Gästen die jüngsten Entwicklungen und versucht der Frage auf den Grund zu gehen, ob der "gute alte Hausarzt" ausgedient hat.
Bald nur noch nostalgische Erinnerung?
Wenn vom "guten alten Hausarzt" die Rede ist, geraten viele Menschen - vor allem "ältere Semester" - geradezu ins Schwärmen: Zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar, standen Herr und Frau Doktor früher stets mit Rat und Tat zur Seite. In Gesundheit- und Krankheitsfragen. Hausbesuche waren selbstverständlich. Fast wie von einem Familienmitglied sprach man respektvoll vom "Onkel Doktor".
Work-Life-Balance nicht zufriedenstellend
Doch diese Zeiten sind vorbei. Immer weniger Medizinerinnen und Mediziner erklären sich bereit, eine Hausarztpraxis zu übernehmen, vor allem in ländlichen Gebieten. Als zu belastend und finanziell unattraktiv gilt der Job. Für Frauen keine attraktiven Arbeitszeitmodelle. Daher schließen die Land-Praxen zunehmend ihre Pforten und erkrankte Menschen wenden sich an die ohnehin schon überlaufenen Spitalsambulanzen.
Dass also eine neue medizinische Versorgungsstruktur nötig ist, darüber sind sich die Player im Gesundheitssystem einig. Über das "wie" wird jedoch heftig gestritten.
Konzepte zur medizinischen Basisversorgung

Gesundheitsministerium sowie Sozialversicherung befürworten die Schaffung sogenannter "Primary Health Care" (PHC) - Zentren, also Primärversorgungs-Einheiten. Das sind im Prinzip Ordinationen, in denen mehrere Ärzte, sowie Vertreter anderer medizinischer Berufe zusammenarbeiten. Durch verpflichtende Öffnungszeiten von 50 Stunden pro Woche müssen Patientinnen und Patienten auch an Tagesrandzeiten nicht mehr in die Ambulanzen ausweichen, so die Idee. Zudem soll damit auch ein breiteres Leistungsspektrum angeboten werden können, wenn etwa Sozialarbeiter oder Pflegepersonal in den Zentren mitarbeiten. Der Mehraufwand wird von Land und Gemeinde finanziell abgegolten.
Übrigens, in jenen Ländern der EU, die ein gut ausgebautes PHC-System haben, werden die Menschen älter als in Österreich. Und noch wichtiger - die Zahl der gesunden Lebensjahre ist ebenfalls deutlich höher.
Pilotversuch in Wien
Das erste PHC in Wien-Mariahilf begann 2008 als Gruppenpraxis und ist seit 2015 Teil des Primärversorgungskonzeptes. Rund 7.000 Patientinnen und Patienten pro Quartal, 350 pro Tag, werden hier von zwei Ärzten und einer Ärztin betreut. Anfang September soll das zweite Wiener PHC beim SMZ-Ost eröffnen, auch in Oberösterreich gibt es erste Pilotprojekte.
In den kommenden fünf Jahren sind österreichweit 75 derartige Primärversorgungszentren geplant, das "Bundesgesetz über die Primärversorgung in Primärversorgungseinheiten" wird zurzeit vom Nationalrat begutachtet.
Umstrittene Konzepte
Die Interessensvertretung der Ärzteschaft geht indes auf die Barrikaden, bzw. demonstrierend auf die Straße. Zwar hat die Ärztekammer nichts gegen eine Zusammenschließung zu Gruppenpraxen einzuwenden, kritisiert jedoch die strengen Vorgaben. Von einer "Verstaatlichung" der Medizin ist hier genauso die Rede, wie von der "drohenden Gefahr einer Übernahme durch gewinnorientierte private Konzerne". Vor allem in ländlichen Gebieten würden solche Zentren einer wohnortnahen Versorgung entgegenwirken.
Die Standesvertretung verweist auf funktionierende Alternativ-Modelle einer Zusammenarbeit mehrerer Mediziner, etwa dem steirischen regionalen Ärzteverbund "Styriamed".
Nach den kürzlich überstandenen Ärztekammer-Wahlen haben sich die Mediziner als Verhandlungspartner wieder mehr auf die Sachebene begeben. Aufgrund der nun vorgezogenen Nationalratswahlen wird die Zukunft der Primärversorgung jedoch wohl noch etwas länger im Wartezimmer Platz nehmen müssen.

Ö1


Info-Portal Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger
Österreichische Ärztekammer
Primärversorgung Neu - Bundesministerium für Gesundheit und Frauen
Styriamed - Regionaler Ärzteverbund der Ärztekammer Steiermark
Österreichischer Hausärzteverband
Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin
Zweites Wiener PHC-Zentrum SMZ-Ost
Gesundheitszentrum Enns
PHC Haslach/OÖ
Gesundheitsreformumsetzungsgesetz 2017
Primary Health Care - Österreich im internationalen Vergleich - Meduni Graz


 

Resilienz - Was die Seele stark macht



Jeder zehnte Mitteleuropäer erkrankt an psychischen Störungen. Jeder zweite fühlt sich gestresst. Der Preis für unsere globalisierte Gesellschaft ist hoch. Die Arbeitsausfälle durch psychische Erkrankungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Woran leiden die Menschen? Was macht sie schwach, was macht sie stark?
Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky prägte bereits in den 1970er Jahren den Begriff der Salutogenese. Er untersuchte Faktoren, die Menschen widerstandsfähiger machen. Kohärenz, das Gefühl, Teil eines sinnvollen Ganzen zu sein, Autonomie und das Gefühl der Selbstwirksamkeit, gehören dazu. Lässt sich das erlernen? 

Am Deutschen Zentrum für Resilienzforschung in Mainz untersuchen Wissenschafter/innen die neuronalen Prozesse, die bei widerstandsfähigen Personen besonders aktiv sind. Das Ziel ist es, auf Basis dieser Forschungen Lernprogramme zu entwickeln, die Resilienz fördern und Menschen darin stärken, Krisen besser zu bewältigen. Aus Sicht der Psycholog/innen sind Beziehung, Vertrauen, Geborgenheit und Zuversicht die Grundpfeiler des psychischen Wohlbefindens. Sie sind das Rüstzeug, um flexibel und kreativ auf Krisen zu reagieren und sich trotz widriger Lebensbedingungen zu behaupten.

Die Armutsforscherin Margherita Zander hat jene Schutzfaktoren untersucht, mit denen sich risikogefährdete Kinder am besten fördern lassen. Ihr Konzept basiert auf der bewussten Unterstützung durch Pädagog/innen. Mit ihnen bauen die Kinder eine Beziehung auf, durch sie erwerben sie Selbstbewusstsein. Sie lernen, ihr Leben zielorientiert zu planen. Resilienz bedeutet aber auch, sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden und Affekte regulieren zu lernen. 

Die Schweizer Psychoanalytikerin Margit Koemeda-Lutz hat dafür den Begriff der Intelligenten Emotionalität geprägt. Denn im Bewusstsein des eigenen Erlebens lässt sich eine innere Balance finden, die Kraft gibt.




Christian Schubert, Madleine Amberger: Was uns krank macht, was uns heilt. Aufbruch in eine neue Medizin, Verlag fischer & gann 2016

Rolf Göppel, Margherita Zander: Resilienz aus der Sicht der betroffenen Subjekte.Die autobiografische Perspektive, Verlag Beltz Juventa 2017

Margit Koemeda-lutz: Intelligente Emotionalität. Vom Umgang mit unseren Gefühlen, Verlag Kohlhammer 2009

Raffael Kalisch: Der resiliente Mensch. Wie wir Krisen erleben und bewältigen, Berlin Verlag 2017

Deutsches Resilienz Zentrum
Hemayat
Institut für Psychosoziale Prävention Universität Heidelberg
Christian Schubert
Margherita Zander


 

Melancholie - vom Glück des produktiven Traurigseins

In einer Spaßgesellschaft ist die Melancholie kein erstrebenswertes Seinsgefühl. Die "Schwarzgalligkeit" will tunlichst vermieden werden. Und doch gibt es sie, die Melancholiker, die ewigen Grübler, jene, die sich selbst im Weg stehen und die Welt nur grau in grau wahrnehmen.
Michael Reitz verfolgt eine andere Spur der Melancholie. Jene die das Abtauchen in die tiefen Dimensionen des Lebens ermöglicht, dadurch die Seele ernüchtert und den Sinn für die tieferen Dimensionen des Seins schärft. Philosoph/innen machen sie zum Angelpunkt ihres Denkens, für Künstler/innen ist Melancholie Grundvoraussetzung der Kreativität. Die Glücksforschung betont sogar, dass Melancholie in unserer säkularen Welt vonnöten ist, denn wer Unglücklichsein nicht kennt, kann auch Lebenstiefe nicht wertschätzen.

Ö1
 

 

Kann sich die Wirtschaft Ethik leisten?

Braucht die Wirtschaft Moral? Lassen sich mit ethischen Regeln Gewinne erzielen und kann man gegen die Konkurrenz bestehen? Seit einigen Jahren gibt es in Österreich die ONR 192500: ein wirtschaftsethischer Normenapparat, der die soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen für die Gesellschaft festlegt. Es fehlt an gesetzlichen Rahmenbedingungen und damit besteht für Unternehmen, die sich auf diese Normen zertifizieren lassen, die Angst vor dem Konkurrenzdruck. Denn ein Unternehmen, das auf ökologische Nachhaltigkeit verzichtet und den Arbeitnehmer nicht nach einer transparenten Corporate Conduct Charter beschäftigt, könnte ja die Nase vorn haben. Mutige Firmen, die nach CSR - der unternehmerischen sozialen Verantwortung - zertifiziert sind, haben dennoch gute Erfahrungen gemacht. Hubert Arnim-Ellissen hat drei Unternehmen besucht, deren Geschäft auf die Wirtschaftsethik-Norm zertifiziert ist. Soziale und ökologische Verantwortung ist geschäftsfähig.

BUCHTIPP: Die Normierung der gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen. ISO 26000 und ONR 192500. Markus Scholz, Marie Czuray (Hrsg.). Springer Gabler 2016

Schnelles Denken, langsames Denken. Daniel Kahnemann. Siedler Verlag München 2012

 

Exoskelett für Soldaten von Lockheed Martin

Ein unterstützendes Exoskelett von Lockheed Martin soll den Transport von Lasten erleichtern. 

Der US-amerikanische Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin hat ein Exoskelett für Soldaten vorgestellt, das die Truppe körperlich unterstützen soll. Speziell beim Transport schwerer Lasten bis zu 100 Kilogramm in unwegsamen Regionen soll die Neuentwicklung namens Fortis-Knee-Stress-Release-Gerät (K-SRD) den Soldaten helfen. 
Konkret handelt es sich um ein computergesteuertes Exoskelett, welches den Rücken und die Beine entlastet. Gleichzeitig sollen jedoch Beweglichkeit und Belastbarkeit erhöht werden. Eine Zentraleinheit erfasst dazu kontinuierlich Geschwindigkeit, Bewegungswinkel und Richtung der Bewegung. Motoren unterstützen im Anschluss die Aktionen des Soldaten und entlasten so seine Gelenke. Lockheed Martin sieht jedoch auch zivile Nutzungsmöglichkeiten, beispielsweise bei Industriearbeitern oder Ersthelfern. 

 

 

Kulturgeschichte der Zitrusfrüchte

Zitrusfrüchte kommen ursprünglich aus Ostasien. Bereits um 310 vor Christus beschreibt Theophrast, ein Schüler Aristoteles, die Zitronatzitrone. Im jüdischen Glauben werden ebenfalls seit langem Etrog-Zitronen für das Laubhüttenfest verwendet. Fresken in Pompeji zeugen zudem von einer frühen Kultivierung.

Der Mythos von Herakles und dem Raub der goldenen Früchte aus dem Garten der Hesperiden wird immer wieder auch mit Zitrusfrüchten in Verbindung gebracht. Die Skulptur des "Herkules Farnese" spielt auf den Mythos an und zeigt Herakles mit drei Früchten in der Hand. Die römische Kopie der einst griechischen Skulptur stand lange Zeit im Palazzo Farnese in Rom und befindet sich heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel.

Mit dem Untergang des Römischen Reiches kam auch die Kultivierung der Zitrusfrüchte zum Erliegen. In der Renaissance erblühte die Zitruskultur erneut, so auch in den Gärten der Medici. König Karl VIII. soll schon damals Zitruspflanzen aus Neapel nach Frankreich gebracht haben.
Pflanzen von Bitterorangen hat es dann im Jahr 1538 am Prager Hof, 1542 auch in Wien gegeben. Die Schwierigkeit bestand in der Überwinterung der nicht winterharten Pflanzen. Anfangs wurden vorrübergehende Häuser aus Holz für die kalte Jahreszeit errichtet. Schließlich wurden Orangeriegebäude gebaut, die bis heute zahlreiche Gartenanlangen in Europa zieren.

Dr. Claudia Gröschel
Österreichische Gartenbau-Gesellschaft

Ö1

VERANSTALTUNGSHINWEIS:
Von 19. bis 21. Mai 2017 finden die diesjährigen 17. Wiener Zitrustage in der Großen Orangerie im Schlosspark Schönbrunn statt.




 

Von der Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein

Die Theologin, Autorin und Ordensfrau Melanie Wolfers über die Überforderung in der westlichen Welt, die immer öfter in Depressionen und Burnout mündet.
 
Guten Morgen! Wie geht es Ihnen? Brauchen Sie etwas? Oder haben Sie vielleicht einen Wunsch an sich selbst? Sich so etwas zu fragen lohnt sich, denn: Sie selbst sind der Mensch, mit dem Sie von morgens bis abends zusammen sind. Daher gehört es zum Wichtigsten im Leben, mit sich selbst Freundschaft zu schließen. Doch wie geht das, mit sich selbst befreundet zu sein?

Eine zwischenmenschliche Freundschaft lebt von Interesse aneinander und davon, gemeinsam Zeit zu verbringen. In ähnlicher Weise gilt dies für die Freundschaft mit sich selbst. Zwar seufzen viele sehnsüchtig: "Hätte ich doch mehr Zeit für mich!", aber häufig setzen sie ihren Wunsch nicht in die Tat um. Karl Valentin bringt es launig auf den Punkt: "Morgen gehe ich mich besuchen. Hoffentlich bin ich zu Hause!"

Um mit sich selbst in Tuchfühlung zu kommen, braucht es einen regelmäßigen Check-In bei sich selbst. Es braucht den Mut zu Stille und Alleinsein. Was passiert, wenn nichts passiert? Wenn Schweigen zur Stille wird? Stille hat eine beruhigende und heilende Kraft. Die Stimmen, die etwas von einem wollen und immer weiter treiben, verstummen: die Stimme des Ehrgeizes oder der Angst, nicht zu genügen. In der Stille lässt sich erleben: Ich kann einfach da sein, ohne etwas leisten oder machen zu müssen. Nichts und niemand will etwas von mir - nicht einmal ich selbst.
In dem Maß, in dem wir - immer wieder neu - den inneren "Raum der Stille" aufsuchen, werden wir bei uns selbst ankommen. Ich persönlich erfahre dies auch als ein tief spirituelles Geschehen. Denn wenn ich näher zu mir selbst finde, erahne ich zugleich einen umfassenderen Grund, der mich und alles von innen her trägt. Und umgekehrt: Je mehr ich in Berührung komme mit dem göttlichen Geheimnis, umso mehr komme ich in Kontakt mit mir. Bernhard von Clairvaux schreibt: Geh deinem Gott entgegen bis zu dir selbst.

 Ö1

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