12.7.17

 

Neue Therapien gegen Knorpelschäden und Arthrose



Es klingt kurios - und ist es auch: Knorpel aus der Nase hilft Knorpelschäden am Knie zu reparieren. Dafür werden Knorpelstücke aus der Nasenscheidewand entnommen, im Labor gezüchtet und ins Kniegelenk verpflanzt - wir sprechen von Tissue-Engineering. Erste Studien dazu, die in Basel durchgeführt wurden, sind sehr vielversprechend. Weitere, größere Studien werden bald folgen.
Knorpel - vielseitig einsetzbar
Dieses Gewebe findet man im Körper an vielen Stellen: Ohr, Nase, Luftröhre, Bandscheiben etc.
Besonders wichtig ist Knorpel als Gleitschicht in den großen und kleinen Gelenken des Körpers. Und hier bereitet er auch die meisten (schmerzhaften) Probleme.
Anfälliger Gelenkknorpel
Knorpel und Knochen sind miteinander verwachsen. Der Knorpel im Kniegelenk ist etwa fünf Millimeter dick. Die Gleitfähigkeit von 2 Knorpelflächen aufeinander ist siebenmal besser als jene von zwei aufeinander gleitenden Eisplatten.
Allerdings hat der Knorpel eine Schwachstelle: Er hat keine Blutversorgung, sondern wird durch Diffusion von der Gelenksflüssigkeit ernährt. Dieser Prozess wiederum wird vor allem durch Bewegung des Gelenks angekurbelt. Die magere Versorgung macht den Knorpel anfällig für Verletzungen. Außerdem heilt er schlecht.
Auch der Alterungsprozess setzt dem Knorpel zu. Mit den Jahren verliert der Bewegungsapparat Wasser. Das macht den Knorpel empfindlicher für Abnutzung. Die Knorpelschicht verschmälert sich, bis letztlich Knochen auf Knochen reibt. Dies nennt man Arthrose.
Sport kann Knorpel killen
Knorpelschäden werden in der Regel durch Sportverletzungen (Fußball, Handball, Skifahren etc.) verursacht und betreffen daher oft jüngere Menschen. Naturgemäß trifft es am häufigsten das Kniegelenk. Oft geht eine solche Knorpelschädigung mit Verletzungen des Meniskus oder der Bänder im Kniegelenk einher.
Knorpeltransplantation & Co.
Die traumatischen Knorpeldefekte sollten umgehend therapiert werden. Dafür steht eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hier die wichtigsten: Bei der Mikrofrakturierung wird der Knochen unter dem Knorpel mit einer Art Ahle angebohrt. Diese Miniverletzungen sollen das Einsprossen von Blutgefäßen, das Einwandern von mesenchymalen Stammzellen sowie die Bildung von Ersatzknorpel induzieren.
Bei der Mosaikplastik werden kleine Knorpelteile von unbelasteten Stellen des Kniegelenks entnommen und in den Defekt eingesetzt.
Bei der Knorpelzelltransplantation wird im Rahmen einer Gelenksspiegelung Knorpelgewebe entnommen. Diese Zellen werden kultiviert und dann wieder in das Gelenke eingebracht. Die Erfolge sind gut, liegen jedoch deutlich unter 100 Prozent.
Arthrose - wenn der Knorpel schwindet
Arthrose ist eine gefürchtete Folgeerscheinung nach nicht ausreichend behandelten Knorpelschäden. Zumeist ist es aber einfach eine "altersbedingte Abnützungserscheinung". Betroffen sind hier in erster Linie Knie-, Hüftgelenk, aber auch Sprunggelenk, Schulter und die kleinen Gelenke der Wirbelsäule können dem Knorpelschwund unterliegen. Der fortschreitende Knorpelabbau führt zu einer Schädigung der Knochen und letztendlich zu einer Gelenksverformung. Entzündliche Prozesse spielen ebenfalls eine Rolle.
Selbst in den Fingergelenken kann es zu Arthrosen kommen.
Arthrose ist eine Erkrankung des gesamten Gelenks. Kraft und Koordination lassen nach. Wenn der Knorpel die Gelenkshaut nicht mehr bedeckt, treten Schmerzen auf. Einschränkungen der Beweglichkeit, des täglichen Lebens und der Lebensqualität sind die Folge.
Mögliche Behandlungen von Gelenksarthrosen
Hauptsymptome der Arthrose sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Wenn diese Beschwerden die Betroffenen zu einer Ärztin bzw. einem Arzt führen, ist die Arthrose in vielen Fällen leider bereits fortgeschritten. Eine echte Heilung ist dann meist nicht mehr möglich.
Die Basis der Behandlung sind neben Schmerzmitteln die Bewegungstherapie und Anwendungen der physikalischen Medizin. Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitinsulfat, Glukosamin oder Hyaluronsäure können hilfreich sein. Die wissenschaftliche Evidenz für diese Mittel ist allerdings nicht eindeutig.
Und dann gibt es noch die ACP-Therapie (autolog conditioniertes Plasma). Dafür wird das Blutplasma der Betroffenen aufgearbeitet, mit Blutplättchen angereichert und dann ins das arthrotische Gelenk gespritzt. Dadurch soll die Knorpelregeneration stimuliert werden.
Im fortgeschrittenen Stadium der Arthrose kann eine Teil- oder Totalendoprothese notwendig werden.
Völlig obsolet und von wissenschaftlicher Seite abzulehnen - obwohl sie dennoch noch fallweise durchgeführt wird
Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger mit seinen Gästen über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Knorpelschäden und Arthrose und informiert Sie über den neuesten Forschungsstand dazu.
Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner und Dr. Christoph Leprich.
Rufen Sie uns an und reden Sie mit! Kostenlos unter 0800/226979.
Studiogäste im Funkhaus Wien:
Univ.-Prof. Dr. Stefan NehrerLeiter des Zentrums für Regenerative Medizin
Donau-Universität Krems
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30
A-3500 Krems an der Donau
Tel.: +43/(0)/2732/893-2600
E-Mail
Homepage
Priv.-Doz.in Dr.in Karin Pieber
FÄ für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation, Sportordination, Privatklinik Döbling, im Vorstand der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin)
Alser Str. 28/12
A-1090 Wien
Tel.: +43/(0)1/402 1000
E-Mail
Homepage
Sendungsgast im SFR Studio in Basel:
Dr. Marcus Mumme
Abteilung für Orthopädie und Traumatologie
Universitätsspital Basel
Hebelstrasse 32
CH-4031 Basel
Tel.: +41/61 265/25 25
E-Mail
Homepage
Info-Links:
Universitätsspital Basel: Knorpelzellen aus der Nase heilen Schäden im Kniegelenk
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin
Schweizerische Gesellschaft für Orthopädie und Traumotologie (swiss orthopaedics)
Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (ÖGPMR)
Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA)
Sportordination: Knorpel und Arthrose
tv.orf.at: Hilfe Arthrose!
Deutsche Ärztezeitung: Arthrose
Neues aus der Medizin: ACP-Therapie bei Arthrose (Fernseh-Sendung)
Bundesverband österreichischer Fachärzte für Physikalische Therapie und Rehabilitation: Arthrose und Bewegung
nachrichten.at: Magnetfeldtherapie bei Arthrose und Depression
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg: Kniegelenkknorpelschaden
Buchtipps:
Dr. med. Ronald Dorotka
Gesunde Gelenke: Effiziente Therapien bei Knorpelschäden und Arthrosen
Goldmann Verlag 2015
ISBN-13: 978-3442175475
Jürgen Fischer
Das Arthrose-Stopp-Programm: Weniger Schmerzen - mehr Beweglichkeit
TRIAS 2016
ISBN-13: 978-3432102337



 

Wissenschaft berät Politik


Was sind gesellschaftliche oder umwelttechnische Folgen von Errungenschaften in der Biomedizin, der Nanotechnologie oder bei Energiefragen? Unter anderem das Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften soll das Parlament bei derartigen Fragen ab Herbst mit Studien und Berichten unterstützen. Dabei geht es nicht nur darum, dem Nationalrat die Folgen, die neue Entwicklungen mit sich bringen darzulegen, sondern auch, die eigene Unabhängigkeit zu wahren.


ORF


 

Wohin steuert die Türkei?

Die Türkei, jahrzehntelang ein verlässlicher Partner des Westens, verändert sich dramatisch. Der Präsident des Landes, Recep Tayyip Erdogan, verhält sich wie ein Autokrat, und der Westen reibt sich verwundert die Augen. Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen, und welche Folgen hat sie? Eine umfassende geopolitische und historische Analyse.

Arte

 

Wie putzt man richtig und gesund?

Putzen ohne Chemiekeule: Geht es auch mit sanften Reinigungsmitteln, die ökologisch verträglich sind? Daran arbeiten nicht nur die Hersteller von Ökoreinigern, sondern auch Wissenschaftler. Etwa in Stuttgart, wo Bio-Ingenieure Pilze dazu bringen wollen, natürliche waschaktive Substanzen zu produzieren. Und welche Techniken gibt es, um möglichst wenig Putzmittel einzusetzen?

Arte
 

10.7.17

 

Facebook lehnt christliches Kreuz als Bildzeichen ab

In sozialen Netzwerken ist eine Debatte um sogenannte Emojis (Bildschriftzeichen) entbrannt. Anlass war, dass Facebook (Menlo Park/US-Bundesstaat Kalifornien) seiner Palette von Emojis im Juni eine Regenbogenflagge hinzugefügt hatte. Sie gilt als Symbol der Homosexuellenbewegung und der Juni als „Gay Pride“ (Schwulenstolz)-Monat. Man verstehe sich als Plattform, die verschiedenste Gemeinschaften unterstütze, erklärte das Unternehmen. Mit der Regenbogenflagge feiere man Liebe und Vielfalt. Christen forderten Facebook daraufhin auf, auch ein christliches Kreuz in die Palette der Bildschriftzeichen aufzunehmen. Das lehnte das Unternehmen jedoch ab. „Das ist nichts, woran wir arbeiten“, sagte ein Sprecher. Daraufhin kam es zu Diskussionen zwischen Anhängern der Schwulen- und Lesbenbewegung und Christen. Mit dem Ende des „Gay Pride“-Monats Juni hat Facebook das Regenbogen-Symbol wieder entfernt.

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Genom in Aufruhr

"Heute lernen wir die Sprache, in der Gott das Leben schuf", sagte Bill Clinton zu Beginn des neuen Jahrtausends bei einem Auftritt im Weißen Haus. Seine Worte bezogen sich auf das Genom des Menschen, das gerade entschlüsselt wurde: das "Buch des Lebens". Dumm nur, dass das so etwas wie voreilig und überzogen war. Was vorlag, war bloß ein Datenwust aus sechs Milliarden Basen. Trotzdem gingen die Jahre bis 2010 als Zeitalter der Genomik in die Wissenschaftsgeschichte ein.
Große Hoffnungen richteten sich auf die Erforschung der Gene. Die Vision: Jeder Mensch sollte seine persönliche Erbinformation kennen, alle sechs Milliarden Basen, um im Krankheitsfall eine Therapie nach Maß zu erhalten. - Aus heutiger Sicht erscheint alles doch etwas komplizierter. Denn ein Mensch besitzt gar kein einheitliches Erbgut. Ein Mensch, ein Genom - dieser Lehrsatz ist nicht mehr haltbar. Vielmehr scheinen wir ein genetisches Mosaik zu sein, und keiner weiß, was das bedeutet.

ORF
 

 

Modeerscheinung Eisenmangel?

 Fakten zur Sinnhaftigkeit von Tabletten, Infusionen und Co.

Eisen ist lebenswichtig. Seine wesentlichste Funktion ist der Transport von Sauerstoff im Blut. 60 Prozent des körpereigenen Eisens sind an Hämoglobin gebunden, das ist ein wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen. Das Metall sorgt außerdem für den intramuskulären Sauerstofftransport und es ist ein bedeutsamer Akteur in der Sauerstoffspeicherung, der Blutbildung, sowie im Wachstum und in der Differenzierung von Zellen. Um den Eisenstoffwechsel zu verstehen, ist ein Punkt besonders wichtig: Der Organismus besitzt ein sehr großes Eisen-Reservoir und zwar die Fresszellen des Immunsystems. Diese bauen die kaputten roten Blutkörperchen ab und speichern das darin enthaltene Eisen. Körpereigenes Recycling im besten Sinne also. Daher benötigen Gesunde täglich nur etwa zwei Milligramm Eisen durch die Nahrung. Selbst können wir das Metall natürlich nicht bilden. Seit einigen Jahren werden Tests und Therapien für einen allfälligen Eisenmangel intensiv beworben. Nora Kirchschlager hat mit Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss vom Department für Innere Medizin der Meduni Innsbruck darüber gesprochen, wie viele Menschen tatsächlich einen Eisenmangel haben und was man dagegen tun kann.

ORF

 

Wer bist du? Wie siehst Du aus? Was sieht Dein Gegenüber?

Wenn die Verarbeitung einer DNA-Sequenz zu einem Porträt einer bestimmten Person wird und ein Selfie vor der Mona Lisa den gegenwärtigen Stand der Selbstverliebtheitsskala angibt, dann kann man daran sehen, wie sich die Kunst des Porträtierens in den letzten Jahrhunderten verändert hat.
Einerseits der Wunsch nach einem Porträt als Darstellung von Bedeutung, als magisches in der Nähe halten geliebter Personen und andererseits künstlerische Porträts als Zustandsbeschreibung von Gesellschaft und Individuum - aus der Ikone der religiösen Malerei der orthodoxen Kirche sind längst "Icons" - Symbole für Programme auf Computerbildschirmen geworden - und vom Ursprung des Porträts im Spiegelbild des Narziss und seiner Selbstverliebtheit ging es in wenigen tausend Jahren zum selbstverliebten "Selfie" auf dem Smartphone - zwischen Mythologie und Banalität steht ein langes Ringen der Künstler/innen zwischen Repräsentation und Ausdruck.

ORF

 

Die jungen Countertenöre der Alten Musik



Andreas Scholl, Valer Sabadus, Max Cencic - drei klingende Namen, drei weltberühmte Countertenöre. Sie sind - neben einigen anderen - die Stars der Alten Musik. Egal ob sie halsbrecherische Koloraturen oder intime Arien singen, ihre Stimmen klingen glockenklar und scheinen nicht von dieser Welt. Jahrzehntelang begann das Publikum zu kichern, sobald männliche Sänger in der Kopfstimme den Mund aufmachten. Heute lacht niemand mehr. Die Countertenöre haben das Erbe der Kastraten angetreten und haben viele Fans, weit über ein Fachpublikum hinaus.
Die Geschichte des Countertenors geht zurück in die Urzeit der Menschheit. Die männliche hohe Stimme erklang wohl zum ersten Mal im Warnschrei des jagenden Steinzeitmenschen. Der Countertenor als Begriff tauchte hingegen das erste Mal in der Mehrstimmigkeit der europäischen Kirchenmusik auf, dort bezeichnete man den Contertenor als die Gegenstimme zum Tenor. Da Frauen in Kirchenchören nicht singen durften, wurden für die Sopran- und Altlagen Falsettisten eingesetzt, also Männer, die in der Kopfstimme singen, heute nennt man sie Countertenöre. So entstand eine Gesangstradition, die vor allem in England in den traditionsreichen Kathedralschören zu einer Blüte gelangte.
Auf dem Kontinent sangen im ausgehenden 16. Jahrhundert die Kastraten in der Sixtinischen Kapelle die ersten Solopartien. Viele Komponisten des Barock schrieben für die hohe männliche Stimme Opernrollen. Im 19. Jahrhundert, als der Tenor seinen Siegeszug in der romantischen Musik antrat, kam die Tradition der Countertenöre und Kastraten aus der Mode. Im 20. Jahrhundert trat Alfred Deller aus dem Schatten der englischen Chortradition und machte den solistischen Männeralt wieder salonfähig. Die Zahl der Countertenöre nahm stetig zu. Heute trifft man Countertenöre in unzähligen Barockopern, aber längst nicht mehr nur an den angestammten Plätzen der Alten Musik. Gerade zeitgenössische Komponisten haben entdeckt, dass sich mit dem Countertenor ein neues Stimmfach für die Bühne erschließen lässt.
In dieser Radiokolleg-Reihe hat Verena Gruber einige der berühmten Falsettisten getroffen. Sie sprechen über die Faszination der hohen Stimme, über die schönsten Countertenor-Partien, über Akzeptanz und Ablehnung dieser Stimmlage, über neue Männerbilder und Klischees.
Die vierteilige Reihe beinhaltet einen musikhistorischen Abriss, ein Porträt über den deutschen Countertenor Andreas Scholl, eine Reportage mit Jugendlichen an einem Tiroler Gymnasium, die sich auf die historischen Spuren der Kastraten und Falsettisten begeben. Im vierten Teil erzählen Nachwuchssänger und ihre Lehrer am Antonio Salieri Gesangsinstitut in Wien, wie sie sich dem Countertenor als Stimmfach nähern und sich auf die großen Rollen des Barockrepertoires vorbereiten.
Exkurse über den Einsatz der Kopfstimme in der Popmusik und der zeitgenössischen Musik runden die Musikviertelstunde ab.



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