19.8.21
Lesen als kulturelle Praxis
Unser Verständnis von Lesen ist eng mit den aufklärerischen Idealen der
Bildung und der Mündigkeit verknüpft. Die Digitalisierung verändert die
Praxis des Lesens radikal. Durch die ständige Verfügbarkeit der
Smartphones und der Social-Media-Plattformen findet eine Ausweitung des
Lesens statt, wie es für unsere Kulturgeschichte einzigartig ist,
zugleich müssen wir eine „Ausdünnung“ des Lesens konstatieren.
Das
„hyper reading“ ist auf schnelle Information aus, die Aufmerksamkeit ist
flüchtiger. Was bedeutet das für die Zukunft? Der Kultursoziologe
Andreas Reckwitz prophezeit im Ö1 Essay eine „Revitalisierung des deep
reading’ als Ausdruck einer gegenkulturellen Praxis, als Ausdruck der
Unzufriedenheit mit einer allgegenwärtigen Aufmerksamkeitsökonomie und
Vernetzung, mit deren Flüchtigkeit und Inauthentizität“. „Deep reading“
sei „eine Technologie des Selbst, mit der Individuen bewusst ihre
Erfahrungsmöglichkeiten steigern und intensivieren“.
„Kleine Genealogie des Lesens als kultureller Praxis“ von Andreas Reckwitz