10.7.17

 

Genom in Aufruhr

"Heute lernen wir die Sprache, in der Gott das Leben schuf", sagte Bill Clinton zu Beginn des neuen Jahrtausends bei einem Auftritt im Weißen Haus. Seine Worte bezogen sich auf das Genom des Menschen, das gerade entschlüsselt wurde: das "Buch des Lebens". Dumm nur, dass das so etwas wie voreilig und überzogen war. Was vorlag, war bloß ein Datenwust aus sechs Milliarden Basen. Trotzdem gingen die Jahre bis 2010 als Zeitalter der Genomik in die Wissenschaftsgeschichte ein.
Große Hoffnungen richteten sich auf die Erforschung der Gene. Die Vision: Jeder Mensch sollte seine persönliche Erbinformation kennen, alle sechs Milliarden Basen, um im Krankheitsfall eine Therapie nach Maß zu erhalten. - Aus heutiger Sicht erscheint alles doch etwas komplizierter. Denn ein Mensch besitzt gar kein einheitliches Erbgut. Ein Mensch, ein Genom - dieser Lehrsatz ist nicht mehr haltbar. Vielmehr scheinen wir ein genetisches Mosaik zu sein, und keiner weiß, was das bedeutet.

ORF
 

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