19.5.17
Resilienz - Was die Seele stark macht
Jeder
zehnte Mitteleuropäer erkrankt an psychischen Störungen. Jeder zweite fühlt
sich gestresst. Der Preis für unsere globalisierte Gesellschaft ist hoch. Die
Arbeitsausfälle durch psychische Erkrankungen haben sich in den vergangenen
zehn Jahren verdoppelt. Woran leiden die Menschen? Was macht sie schwach, was
macht sie stark?
Der
Medizinsoziologe Aaron Antonovsky prägte bereits in den 1970er Jahren den
Begriff der Salutogenese. Er untersuchte Faktoren, die Menschen
widerstandsfähiger machen. Kohärenz, das Gefühl, Teil eines sinnvollen Ganzen
zu sein, Autonomie und das Gefühl der Selbstwirksamkeit, gehören dazu. Lässt
sich das erlernen?
Am
Deutschen Zentrum für Resilienzforschung in Mainz untersuchen
Wissenschafter/innen die neuronalen Prozesse, die bei widerstandsfähigen
Personen besonders aktiv sind. Das Ziel ist es, auf Basis dieser Forschungen
Lernprogramme zu entwickeln, die Resilienz fördern und Menschen darin stärken,
Krisen besser zu bewältigen. Aus Sicht der Psycholog/innen sind Beziehung,
Vertrauen, Geborgenheit und Zuversicht die Grundpfeiler des psychischen
Wohlbefindens. Sie sind das Rüstzeug, um flexibel und kreativ auf Krisen zu
reagieren und sich trotz widriger Lebensbedingungen zu behaupten.
Die
Armutsforscherin Margherita Zander hat jene Schutzfaktoren untersucht, mit
denen sich risikogefährdete Kinder am besten fördern lassen. Ihr Konzept
basiert auf der bewussten Unterstützung durch Pädagog/innen. Mit ihnen bauen die
Kinder eine Beziehung auf, durch sie erwerben sie Selbstbewusstsein. Sie
lernen, ihr Leben zielorientiert zu planen. Resilienz bedeutet aber auch, sich
der eigenen Gefühle bewusst zu werden und Affekte regulieren zu lernen.
Die
Schweizer Psychoanalytikerin Margit Koemeda-Lutz hat dafür den Begriff der
Intelligenten Emotionalität geprägt. Denn im Bewusstsein des eigenen Erlebens
lässt sich eine innere Balance finden, die Kraft gibt.
Christian Schubert, Madleine Amberger: Was uns krank macht, was uns heilt. Aufbruch in eine neue Medizin, Verlag fischer & gann 2016
Rolf Göppel, Margherita Zander: Resilienz aus der Sicht der betroffenen Subjekte.Die autobiografische Perspektive, Verlag Beltz Juventa 2017
Margit Koemeda-lutz: Intelligente Emotionalität. Vom Umgang mit unseren Gefühlen, Verlag Kohlhammer 2009
Raffael Kalisch: Der resiliente Mensch. Wie wir Krisen erleben und bewältigen, Berlin Verlag 2017
Deutsches Resilienz Zentrum
Hemayat
Institut für Psychosoziale Prävention Universität Heidelberg
Christian Schubert
Margherita Zander