19.6.25

 

Obdachlosen-Ärztin De la Torre gestorben

Sie hatte ein Herz, immer ein Ohr und einen Schlafsack und vor allem Medizin für die Schwächsten. Jenny De la Torre (71) war Berlins Ärztin der Obdachlosen

1994 begann sie, am Berliner Ostbahnhof Obdachlose kostenlos zu behandeln. Nicht nur mit Medikamenten, sondern mit Wärme, Würde und einem offenen Ohr. Für sie war klar: „Obdachlosigkeit ist eine soziale Krankheit – und Medizin ein Menschenrecht.“

2006 gründete sie dann in Mitte in einem eigenen Haus ihr Lebenswerk: ein Gesundheitszentrum für Obdachlose, einzigartig in Deutschland. Zahnärzte, Psychologen, Sozialberatung, warme Duschen – hier gab es auf drei Stockwerken alles, um Menschen, die auf der Straße leben, würdevoll zu versorgen.

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16.6.25

 

Warum Russland die Sterbewilligen nicht ausgehen

 Der Postpravda-Autor Nikolai Karpizki sucht nach einer Erklärung in dem zugrundeliegenden Weltbild und der vorherrschenden Haltung zu Leben und Tod, speziell in entlegeneren und weniger privilegierten Regionen Russlands.  

Wieso steht die russische Gesellschaft den enormen militärischen Verlusten scheinbar so gleichgültig gegenüber und unterstützt weiterhin den Krieg?

Die russische Gesellschaft unterstützt den Krieg gegen das Nachbarland auf Kosten rücksichtsloser Vernichtung ihrer eigenen Soldaten. Selbst Kranke und Verwundete werden in selbstmörderische Angriffe geschickt. Das ist nur möglich, weil es eine gesellschaftliche Akzeptanz für sinnlosen Tod gibt.  

Die erste Ursache ist sozial-historischer Natur: Eine sehr treffende Erklärung finden wir bei dem russischen Historiker Dmitri „Sawromat“ Tschernyschewski, der mittlerweile im Exil lebt und in seinem YouTube-Kanal Total War & istorija seine Sicht auf Russland als Militärmacht beziehungsweise als „Imperium des Volksleidens“ darstellt. Um sich als Imperium zu bezeichnen, müsse ein Staat anderen gegenüber überlegen sein, meint Tschernyschewski. Schon das Moskauer Zarenreich sei vor allem in der rücksichtslosen Ausbeutung menschlicher Ressourcen überlegen gewesen. Die Haltung gegenüber der eigenen Bevölkerung als Verbrauchsmaterial zog sich durch die gesamte Geschichte Russlands. So konnten Kiegssiege durch Masse errungen werden, ohne dass man Rücksicht auf Verluste nehmen musste. Armut und Rechtlosigkeit sind notwendig, damit ein solches Staatssystem funktioniert. 

Im heutigen Russland beobachten wir eine Wiedergeburt dieses brutalen Staatssystems, ja sogar die Mutation zu etwas Schlimmerem: einem „Todesstaat“ – oder „Antisystem“, wie Tschernyschewski den Begriff von Lew Gumiljow übernimmt. Dieses Antisystem fresse sich in Russland selbst hinein und führe letztlich zum Tod.

 Dies zeige sich unter anderem in der Ökonomie des Todes, wo Einnahmen aus Öl und Gas den pekunären Wohlstand für Familienangehörige der gefallenen Soldaten sichern. Dies schaffe eine starke soziale Basis zur Unterstützung des Regimes und seines Repressionsapparates – den so genannten Silowiki – und des Krieges.   Diese Unterstützergruppe ist rund zehnmal größer als die derjenigen, die aktiv gegen die Ukraine kämpfen. Auch die arme Bevölkerung in strukturschwachen Gebieten gehört dazu.

Gerade diese Schicht garantiert den stetigen Zustrom von freiwilligen Kämpfern, die nicht nur wegen des Geldes einen Vertrag mit der Armee unterschreiben, sondern auch, weil sie darin die einzige Chance sehen, dem sozialen Abgrund zu entkommen.

Die zweite Ursache, warum der Krieg als Selbstzweck funktioniert, ist eine besondere Haltung zum Leben und dem Tod. Diese ist existenziell und gründet auf einem Weltbild, in dem alles, was geschieht, durch die Anwesenheit eines Feindes erklärt wird, der das Ur-Böse verkörpere. Für den Kampf gegen diesen Feind werden alle moralischen Beschränkungen aufgehoben.

Nikolai Karpizki

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6.6.25

 

Wer entscheidet über unsere Zukunft?

 Je intelligenter und eigenständiger Algorithmen werden, desto drängender wird die Frage, welche Rolle der Mensch in dieser Entwicklung spielt. Maschinen sind schneller, präziser und oft objektiver als wir – aber sind sie deshalb klüger? Sollten wir ihnen zutrauen, über gesellschaftliche Fragen zu entscheiden, in denen auch menschliche Erfahrung, Empathie und ethisches Abwägen eine zentrale Rolle spielen und für die es keine rein mathematische Lösung gibt?
Während Unternehmen und Staaten zunehmend auf automatisierte Systeme setzen, wird die Frage drängender, welche Entscheidungen Maschinen treffen sollten, welche dem Menschen vorbehalten bleiben – und wie Algorithmen so reguliert werden können, dass sie Transparenz, Fairness und gesellschaftliche Werte wahren.

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10.4.25

 

Gefängnis ohne Mauern

Europaweit sind die Gefängnisse überfüllt und personell unterbesetzt. Hohe Rückfallquoten lassen Zweifel am bestehenden System aufkommen. Welche Alternativen bieten offene Gefängnisse? Nach einer Haftstrafe im klassischen Gefängnis ändert sich für viele Straftäter oft nichts. Sie können sich nicht in die Gesellschaft integrieren und werden rückfällig. Doch es gibt Ansätze, wie Gefängnisse auch funktionieren können. Im Seehaus Leonberg in der Nähe von Stuttgart sind straffällig gewordene Jugendliche untergebracht. Vollzug in freien Formen nennt sich der Gedanke. Die jungen Männer wohnen in WGs mit jeweils einer jungen Familie. Ein straff durchorganisierter Tag mit Sporteinheiten, putzen, kochen, Ausbildung und festgelegten Ruhe- und Lesezeiten versucht, Struktur in das Leben der jugendlichen Straftäter zu bringen. Irmela Abrell gehört zum Gründungsteam des Seehauses, und sie hat dort eine weitere Neuerung ins Leben gerufen. Opfer und Täter im Gespräch, nennen sich die Veranstaltungen, in denen eine Gruppe an Tätern in Austausch mit Opfern ähnlicher Straftaten gebracht wird. Cihan Arslan sitzt eine mehrjährige Haftstrafe im Seehaus ab, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Er nimmt an so einem Gespräch teil und erzählt seine Geschichte. Finnland praktiziert ebenfalls eine interessante Alternative zum geschlossenen Vollzug. 33 Prozent ihrer Gefängnisse sind offen und funktionieren ohne Mauern, Zäune und Schlösser. Im Gegensatz zu Deutschland, wo der offene Vollzug als Stufe der Wiedereingliederung eingesetzt wird, können Straffällige in Finnland ihre gesamte Haftzeit in einem offenen Gefängnis verbringen. Zentral dabei ist der Fokus auf die Rückführung in ein geregeltes, gesellschaftliches Leben. Aki Saarinen ist Gefängnisleiter des offenen Gefängnisses "Käyrä" nördlich von Turku. 50 Männer leben derzeit auf dem ehemaligen Schulgelände, darunter auch Mörder und Vergewaltiger. Die Insassen gehen arbeiten, kaufen im Ort ein, haben ein eigenes Bankkonto und ein Mobiltelefon. Dafür müssen sie sich an die Regeln des offenen Vollzugs halten: keine Gewalt oder Drogen und pünktlich zurück auf dem Gelände sein. Dieses Konzept zeigt Erfolg. 85 Prozent der Insassen bleiben nach ihrer Gefängniszeit straffrei.

ZDF


9.4.25

 

Nächtliche Gehirnwäsche - wie sich das Gehirn im Schlaf selbst reinigt

Nachts wird das Gehirn „durchgespült“ und dabei von allen möglichen Abfallstoffen, von Proteinresten bis hin zu Botenstoffen, gereinigt. Ohne die nächtliche Gehirnwäsche würde der Müll die Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer begünstigen. 

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