17.11.25

 

Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe - Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen?

Tobias Haberl:

Ich bin katholisch. In meiner Kindheit war das eine Selbstverständlichkeit. Heute muss ich mich dafür rechtfertigen, ja manchmal komme ich mir vor wie ein Tier, das im Zoo angegafft wird: Wie kann man im 21. Jahrhundert an Gott glauben? Und wie kann man immer noch in der Kirche sein – nach allem, was ans Licht gekommen ist? Es ist tatsächlich so, dass ich in meinem Viertel (gentrifiziert), meiner Branche (Medien) und meinem Job (linksliberale Zeitung) von Menschen umringt bin, die, wenn es um den Glauben geht, oft nur noch an Missbrauch und Vertuschung denken.

Leider haben viele von ihnen keine Ahnung davon, was das bedeutet: Christ sein. Sie kritisieren etwas, das sie nie kennen gelernt haben, und vergessen, worauf es ankommt: den Halt, den Trost, die Hoffnung. Glaube ist mehr als Schlagwörter (Zölibat, Missbrauch, Frauenpriestertum), mehr als eine Kirche, mit der ich auch hadere, auch mehr als eine Auszeit vom stressigen Alltag. Gläubige Menschen suchen keine Befriedigung, sondern Erlösung, nicht zuletzt von einer Welt, die aus den Fugen geraten scheint, zerrissen zwischen Zukunftsängsten und (gespenstischen) technologischen Visionen.

Ständig wird gefordert, dass sich die Kirche verändern muss, um im 21. Jahrhundert anzukommen. Ich drehe die Frage um: Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen? Welche vermeintlich aus der Zeit gefallenen Rituale können die spätmoderne Gesellschaft von ihrer Atemlosigkeit erlösen? Denn eines ist offensichtlich: Der Mensch, der sich von Gott verabschiedet hat, findet nicht, was er sucht. Die große Freiheit stellt sich nicht ein. Stattdessen: neue Zwänge, neue Ängste, Ablenkung statt Trost, weil Google jede Frage beantworten kann, nur nicht die, wozu wir leben und was uns Halt gibt. Im Moment sind viele verunsichert, suchen Orientierung, etwas, woran sie sich festhalten können, aber: da ist nichts.

Ich bin ein mittelmäßiger Christ, ganz sicher sind viele, die nicht an Gott glauben, bessere Menschen als ich. Aber ich versuche jeden Tag mit großer Ernsthaftigkeit, Gott zu gefallen – es gelingt halt nicht immer. Und deshalb erzählt dieses Buch davon, wie der Glaube mein Leben nicht nur verschönert, sondern vertieft, wie ich ein „zeitgemäßes Leben“ mit einem vermeintlich „unzeitgemäßen Glauben“ verbinde, weil Freiheit eine grandiose Sache ist, man aber schon eine Idee haben sollte, was man mit ihr anstellen will. Ich glaube, dass der moderne Mensch darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat, ohne dass er es merkt. Ich glaube, dass sein Glück in falschen Dingen und an falschen Orten sucht. Ich glaube, dass er Sehnsucht nach etwas hat, das er sich nicht erklären kann. Was das sein könnte, steht in diesem Buch.

Buch bei Amazon


16.11.25

 

Wie Soziale Medien und Isolation zusammenhängen

  Einsamkeit ist nicht nur ein schmerzhaftes Gefühl, sie macht auch krank, und erhöht etwa das Risiko von Schlaganfällen, Herzinfarkten, Depressionen und Angststörungen. 

Gerade die Rolle digitaler Medien rückt dabei immer stärker in den Fokus. Zwar ermöglichen Soziale Netzwerke und Messenger ständige Verbindung, doch oft fehlt dabei genau das, was zwischenmenschliche Nähe ausmacht: Gesichtsausdrücke, Körpersprache, Stimme und Schweigen.

Ö1

 


9.11.25

 

Warum lesen?

 Lesen ist ein fester Bestandteil unseres Alltags. Wir lesen nicht nur Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, sondern auch Social Media, Postings, Untertitel und Texte auf Verpackungen. Doch was passiert, wenn immer weniger gelesen und geschrieben wird? Wenn Nachrichten nur noch gesprochen oder vorgelesen werden, längere Texte von KI zusammengefasst und in einfacher Sprache wiedergegeben werden? Sind wir bereits am Übergang von der Schriftkultur zu einer oralen Kultur?

Prof. Dr. Sabine Anselm leitet die Forschungsstelle Werteerziehung und Lehrerbildung an der LMU München. Für sie besteht der Wert des Lesens nicht allein in der Kompetenz, einen geschriebenen Text lesen und verstehen zu können. Der gleichsam magische Moment, wenn man beim Lesen in die Gedankengänge anderer Menschen eintauchen kann, andere Kulturen kennenlernt und Einblick in andere Welten erhält sei für viele Lesende eine große persönliche Bereicherung.

alpha-thema Gespräch

 


21.10.25

 

KI: Der Tod des Internet

 

Während wir noch über die möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz sinnieren, ertrinkt der digitale Wissensraum bereits in synthetischem Schund. Wie konnte es so weit kommen? Wie konnte das Netz, das noch vor gar nicht langer Zeit als Ort des freien Wissens und des offenen Austausches von Informationen und Entertainment galt, in Rekordgeschwindigkeit zur Abwurfzone maschinell gefertigten Nonsens werden?
Filmemacher Mario Sixtus stößt während seiner Entdeckungsreise im sterbenden Netz auf Suchmaschinen, die ihre Orientierung verlieren und aus Ratlosigkeit an ihrer eigenen Abschaffung arbeiten. Er führt vor, wie ein oder zwei in KI-Software eingetippte Befehlssätze ausreichen, um sinnfreie Ratgeberbücher und aus purem Unsinn bestehende News-Videos zu produzieren.
Werden wir bald nur noch mit KI-halluzinierten Schein-Informationen gefüttert, statt selbst zu recherchieren? "KI: Der Tod des Internet" unternimmt einen filmischen Streifzug durch die Müllflut, trifft in New York einen Podcaster, der sich selbst KI-geklont hat, begegnet in Kenia einer unterbezahlten Klick-Arbeiterin, die KIs trainiert - und sucht zusammen mit Netz-Expertinnen und -Experten wie Cory Doctorow, Melanie Mitchell, Mats Schönauer zwischen digitalen Medienleichen nach der Ahnung eines neuen, zukunftsfähigen Netzes.
 
 Arte Doku

Labels:


10.7.25

 

Wie Diktatoren stürzen

 

Diktatoren wie Wladimir Putin und Co. gelten als stark und übermächtig. Doch der Blick hinter die Kulissen verrät etwas anderes, analysiert der Politologe Marcel Dirsus.

Mehr


19.6.25

 

Obdachlosen-Ärztin De la Torre gestorben

Sie hatte ein Herz, immer ein Ohr und einen Schlafsack und vor allem Medizin für die Schwächsten. Jenny De la Torre (71) war Berlins Ärztin der Obdachlosen

1994 begann sie, am Berliner Ostbahnhof Obdachlose kostenlos zu behandeln. Nicht nur mit Medikamenten, sondern mit Wärme, Würde und einem offenen Ohr. Für sie war klar: „Obdachlosigkeit ist eine soziale Krankheit – und Medizin ein Menschenrecht.“

2006 gründete sie dann in Mitte in einem eigenen Haus ihr Lebenswerk: ein Gesundheitszentrum für Obdachlose, einzigartig in Deutschland. Zahnärzte, Psychologen, Sozialberatung, warme Duschen – hier gab es auf drei Stockwerken alles, um Menschen, die auf der Straße leben, würdevoll zu versorgen.

Mehr

 

 

 


This page is powered by Blogger. Isn't yours?