18.11.14
Ratschläge für Seelsorger von Sektenaussteigern
Das unmittelbare Ziel ist es, die spirituelle Gabe der Unterscheidung zu fördern, zu entwickeln und zu stärken. Menschen, deren Spiritualität reift und sich in konsistenter Weise entwickelt, sind fähig, den Unterschied der Geister zu erkennen: diejenigen, welche legitimer- weise Gott zugesprochen werden können, und diejenigen, bei denen dies nicht der Fall ist. Viele ehemalige Kultmitglieder weisen bei ihren Entschlüssen, einer Gruppe beizutreten und sich dort zu engagieren, welche auf ihr Leben destruktiven Einfluß hat, einen Mangel an weiser Unter-scheidungsgabe auf.
Religiöse und psychotherapeutische Bewegungen, welche die Menschenrechte verletzen, haben einige gemeinsame theologische Charakterzüge. Es sind gewöhnlich zeitgenössische Versionen der alten christlichen Irrlehre der Gnosis, welche lehrt, daß man nur durch eine spezielle Er-leuchtung gerettet werden kann, das Privilegium einer spirituellen Elite.
Die meisten religiösen Kulte verneinen den Anspruch des Judentums, die volle Offenbarung Gottes zu sein. Viele von ihnen behaupten, Jesus von Nazareth habe nicht für alles gesorgt, was zum Heile notwendig sei, und habe auch nicht die volle Offenbarung Gottes gebracht. Jeder dieser Kulte hat einen Leiter, welcher behauptet, das Erlösungswerk der Menschheit zu vollenden und die Fülle der geoffenbarten Wahrheit zu bieten. Deshalb ist von ihrem Standpunkt aus die Heilige Schrift unzulänglich, genau so wie die etablierten Synagogen und Kirchen unzulänglich als Gemeinschaften sind, welche die Seelen zum Heile führen sollen.
Mein Kollege Richard Jensen, ein lutherischer Radio-Evangelist, wies darauf hin, daß die Offenbarungen der biblischen Berichte öffentlich erfolgten; d.h. Gott offenbarte die göttliche Identität Gruppen von Leuten, welche Augenzeugen dieser historischen Ereignisse waren. Im Gegensatz dazu erhielten Kultführer private göttliche Offenbarungen, die nicht von Gläubigen oder Kritikern überprüft werden konnten. Einige New-Age-Kulte bieten ihren Gläubigen die Hoffnung an, Gott zu werden, eine Möglichkeit, die von vielen Kultführern verordnet wird.
Die folgende Liste der Gegensätze und Vergleiche gibt die Unterschiede wieder, die sich für mich aus den Gesprächen ergaben.
Religionen respektieren die Autonomie des Einzelnen.
Kulte erzwingen Unterwerfung.
Religionen versuchen, dem Einzelnen zu helfen, seine spirituellen Bedürfnisse zu erfüllen.
Kulte nützen spirituelle Bedürfnisse aus.
Religionen tolerieren Fragen und unabhängiges kritisches Denken und ermuntern sogar dazu.
Kulte mißbilligen Fragen und unabhängiges kritisches Denken.
Religionen ermutigen zu psychospiritueller Integration.
Kulte zerteilen das Mitglied in "das gute Kult-Ich" und das "bösen alte Ich".
Bekehrung zu Religionen besteht aus einer Entfaltung von inneren Prozessen, die im Zentrum der persönlichen Identität stattfinden.
Kultische Bekehrung besteht aus einer nichtsahnenden Hingabe an äußere Kräfte, die sich wenig um die Identität der Person kümmern.
Religionen betrachten Geld als ein Mittel, das, ethischen Beschränkungen unterworfen, zur Erreichung edler Ziele dient.
Kulte betrachten Geld als einen Zweck, als ein Mittel, Macht oder die selbstsüchtigen Ziele
der Führer zu erreichen.
Religionen betrachten Sex zwischen Geistlichen und Gläubigen als unethisch.
Kulte unterwerfen Mitglieder oft dem sexuellen Appetit der Führer.
Religionen antworten auf Kritik respektvoll.
Kulte schüchtern Kritiker oft mit physischen oder rechtlichen Drohungen ein.
Religionen schätzen die Familie.
Kulte betrachten die Familie als Feind.
Religionen ermuntern Anwärter, sorgfältig zu überlegen, bevor sie sich zum Beitritt entschließen.
Kulte ermuntern zu schnellen Entscheidungen auf Grund von wenig Information.
Vielleicht können Seelsorger die Erfahrungen der Opfer besser verstehen, wenn sie sich Enroths 10 Merkmale mißbrauchender Kirchen vor Augen halten:
1. Auf Kontrolle ausgerichtete Leitung
2. Elitäre Spiritualität
3. Manipulation der Mitglieder
4. Die Vorstellung, verfolgt zu werden
5. Ein anspruchsvoller rigider Lebensstil
6. Schwergewicht mehr auf Erfahrung als auf Rationalität
7. Unterdrückung von Dissidenten
8. Strenge Disziplin der Mitglieder
9. Herabsetzung anderer Kirchen
10. Ein schmerzlicher Ausstiegsprozeß
Dazu möchte ich noch andere Merkmale hinzufügen, die einem weiteren Kreis von mißbrauchenden religiösen und therapeutischen Gruppen gemeinsam sind:
o Extreme Manipulation durch Schuldgefühle und Furcht
o Sexueller Mißbrauch von Frauen und Kindern
o Wirtschaftliche Ausbeutung
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