9.6.16

 

Fluchtraum Österreich

„Fluchtraum Österreich“ ist ein mehrjähriges Rechercheprojekt über Architektur und Asyl, in dessen Rahmen Studenten ehemalige Tourismusunterkünfte besucht haben, in denen heute Flüchtlinge untergebracht sind. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht auf der Uni versanden, sondern das Leben von und mit Flüchtlingen verbessern. Derzeit versagt das System an allen Ecken und Enden.

In den vergangenen Jahren gab es bereits schockierende, preisgekrönte Aufdeckerstorys der Rechercheplattform „Dossier“ über Flüchtlingsunterkünfte. Die Studenten der TU hingegen sind keine investigativen Journalisten, das heißt, sie sind nicht losgezogen, um einzelne Missstände öffentlich anzuprangern. Namen und Ortschaften werden hier deshalb keine genannt, da hätte man methodischer vorgehen müssen, aber das war ja nicht die Aufgabenstellung. Die Studenten sind Teil eines mehrsemestrigen Projekts samt Ausstellungen und Publikationen, vor allem wollen sie im Idealfall einen Best-Practice-Leitfaden erstellen, wie man Flüchtlinge, während sie auf ihren Asylbescheid warten, am sinnvollsten unterbringen kann.

In Österreich leben besonders viele Asylwerber in Privatunterkünften. Privatunterkünfte sind in diesem Fall keine Wohnungen mit einem freien Zimmer und Familienanschluss, wie der Name nahelegen würde, sondern zum großen Teil ehemals touristisch genutzte Betriebe. Manche wurden von engagierten Menschen extra wiederbelebt, um Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Die meisten jedoch sind ganz einfach heruntergewirtschaftet und liegen in strukturschwachen Gebieten, in die sich kaum ein Tourist verirrt. Da sind die Besitzer froh, wenn sie wenigstens irgendwie an Geld kommen.

Es wäre gut, wenn nicht so viel dem Zufall überlassen bleibt, sprich dass es nicht auf das Bundesland, die Gemeinde, die betreuende Hilfsorganisation und den Wirt ankommt, ob Flüchtlinge ein Leben in Würde führen können, bis sie den Asylbescheid erhalten. Jetzt gelte es, österreichweit die Erfahrungen des letzten Jahres zu bündeln: Was funktioniert gut, wo ließe sich durch das Drehen an wenigen Schrauben Einiges verbessern? Die Studenten hätten da einige Ideen. Bleibt zu hoffen, dass sie gehört werden.

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