17.10.18

 

Der Kapitalismus ist eine wackelige Angelegenheit


Ihre Analysen in der Berliner "tageszeitung" gehören zum Erhellendsten, was die deutsche Wirtschaftspublizistik zu bieten hat, ihre Bücher sind allesamt Bestseller, und: Sie gilt als mitreißende Rednerin. Ulrike Herrmann hat viele Talente. Zu einem ihrer herausragendsten gehört es, komplexe ökonomische Sachverhalte auch für Laien verständlich darzustellen, ohne sie unzulässig zu vereinfachen.

In ihrem Buch "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung" schreitet die gebürtige Hamburgerin zu einer Generalabrechnung mit der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft, die seit Jahrzehnten die wirtschaftspolitische Agenda in der westlichen Welt bestimmt. Die neoliberale Ökonomie ginge von einer falschen Grundannahme aus, so Herrmann: dass Märkte naturgesetzmäßig nach einem Gleichgewicht strebten. Daraus hätten marktradikale Ökonomen in den 1970er und 80er Jahren die Forderung abgeleitet, dass die Finanzmärkte dereguliert werden müssten - was in den vergangenen zwei Jahrzehnten gleich zu drei großen Wirtschaftskrisen geführt habe. Die Mainstream-Ökonomen hätte die Crashs wegen ihrer bereits im Ansatz falschen Theorien nicht vorhersehen können, kritisiert Herrmann.

"Der Kapitalismus von heute ist eine wackelige Angelegenheit", resümiert die Wirtschaftspublizistin. Im Gespräch mit Günter Kaindlstorfer philosophiert Ulrike Herrmann ferner über kommende Wirtschaftskrisen und die ungewisse Zukunft der Europäischen Union. Außerdem geht sie der Frage nach, wie eine Transformation des kapitalistischen Wirtschaftssystems zu solidarischeren Formen der Ökonomie möglich wäre.



Ulrike Herrmann, "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung - Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können", Westend-Verlag 2016
Ulrike Herrmann, "Der Sieg des Kapitals - Wie der Reichtum in die Welt kam", Piper-Verlag 2015
Ulrike Herrmann, "Hurra, wir dürfen zahlen - Der Selbstbetrug der Mittelschicht", Piper-Verlag 2012


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