22.9.08

 

Rosch Haschana

„Ihr alle steht heute vor dem HERRN, eurem Gott…“
Dies sind die aufrüttelnden Worte der Thora-Lesung „Nitzavim“ (5. Mose 29,9ff), die jedes Jahr am Schabbat vor Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahr, gelesen werden.
Am Ende des Abschnitts ruft Mose sein geliebtes Volk Israel prophetisch zur Buße auf: „Kehr um zu dem Herrn, deinem Gott, mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele.“ (30,19)

Diese Verse über Rechenschaft und Buße erfassen die Essenz von Rosch Haschana und den zehn folgenden „Tagen der Ehrfurcht“ bis zum Versöhnungstag Jom Kippur.
Dies ist die Zeit, bußfertig zu Gott umzukehren, beginnend mit der Einsicht, dass wir vor unserem Schöpfer stehen und uns für unser Leben verantworten müssen. Tatsächlich müssen wir „still stehen und sehen“ (2. Mose 14,13), wie wir den Erwartungen unseres Schöpfers entsprechen.

Wir leben in solch hektischen Zeiten, dass wir kaum dazu neigen „still zu stehen“ und noch weniger mit Klarheit zu „sehen“, was in unserem eigenen Leben los ist.
Aber die herannahenden Hohen Feiertage geben uns die Möglichkeit, unser geschäftiges Leben zur Ruhe zu bringen und der Richtung, in die wir uns bewegen, Aufmerksamkeit zu zollen – um unseren Gott von Neuem zu betrachten und grundsätzliche und bleibende Veränderungen in unserem Leben herbeizuführen.

Uns wird bewusst, dass Gott unser König und unser Richter ist. Er ist zutiefst an uns interessiert. Gleichzeitig muss uns bewusst sein, dass unsere Taten entscheidend sind und aufgezeichnet werden! Daher nehmen wir uns Zeit, bewusst und sorgfältig darüber nachzudenken, was wir tun und warum, wohin wir gehen und wer wir sind als Menschen, die nach Seinem Bild geschaffen sind.
Die zentralen Themen von Rosch Haschana entsprechen den drei miteinander verbundenen Beziehungsbereichen, die unser Leben ausmachen: Beziehung zu Gott, zu anderen und zu uns selbst. Der durchdringende Schall des Schofarhorns dient als Weckruf, der uns daran erinnert, diese wichtigen Beziehungen zu prüfen und die notwendigen Korrekturen und Veränderungen vorzunehmen.


1) Teshuva, Buße, wir prüfen uns selbst.
Unser innerstes Wesen wird durch unsere nach außen wahrnehmbaren Handlungen ausgedrückt. Jetzt ist die Zeit zu überprüfen, ob diese Handlungen mit Gottes Herz übereinstimmen; darüber nachzudenken, ob wir Fortschritte dabei erzielen, unsere Ziele zu erreichen, z.B. Gott zu dienen und in unserer Persönlichkeit zu reifen, unsere Beziehung zu unserem Ehepartner zu vertiefen und unseren Kindern bessere Vorbilder zu sein. Wo wir dies nicht schaffen, können wir Buße tun und so wieder mit unserem wahren Wesen als Kinder des Vaters in Einklang kommen und unser Leben in der Fülle des Messias leben.

2) Tefilah, Gebet, durch das wir uns an Gott wenden.
Das wunderbare Privileg, mit unserem Vater im Himmel zu sprechen – ob wir Lob oder Dank ausdrücken, Buße tun oder Ihn um etwas bitten. Es öffnet unsere Herzen gegenüber dem Allmächtigen und erkennt Seine Souveränität über unserem Leben an. Wir bekennen unsere radikale Abhängigkeit von Ihm und unsere Sehnsucht nach Ihm. Genauso wie bedeutsame Kommunikation für Wachstum in jeder engen Beziehung unverzichtbar ist, so erzeugt zielgerichtetes Gebet eine immer tiefere Vertrautheit mit dem Gott, der uns geschaffen hat und der uns so sehr liebt.

3) Tzedakah, Mildtätigkeit, durch die wir ganz konkret Liebe und Sorge für das Wohlergehen anderer ausdrücken.
Treue ist der Anker, der jede Beziehung stark und sicher macht. Jetzt ist die richtige Zeit, um zu prüfen, wo unsere Loyalität liegen. Dienen wir in unserer Konsumgesellschaft ehre dem Mammon als dem Meister? Geben wir denen, die Gott uns anvertraut hat oder denen, die er uns über den Weg geschickt hat? Sollte dem so sein, geben wir anderen Leben und Hoffnung, bauen liebevolle Beziehungen auf und erlauben Gottes Licht, in die Dunkelheit der Armen, Bedürftigen und Zerbrochenen hinein zu scheinen.

Die jährliche Aufeinanderfolge der biblischen Feste stellt einen Kreislauf der Heiligung dar. Lassen Sie uns dieses Neujahr die Gelegenheit nutzen, „still zu stehen und zu sehen", dass der Herr gut ist, aber einige unserer Haltungen und Handlungen es nicht sind. Lassen Sie uns den Klang des Widderhorns hören und Buße tun. Entscheiden wir uns, mit der Hilfe des Vaters all unsere Beziehungen in Einklang mit seinem Namen und unter den Banner seiner Liebe zu bringen.

Veröffentlicht in der Jerusalem Post Christian Edition

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