22.10.15

 

Edith Stein Tagung 2015

Edith Steins Herausforderung heutiger Anthropologie

Heutige Anthropologie, die wissenschaftliche und die alltägliche, ist schwer auf einen Nenner zu bringen. Fließende Identität ist ein Motto geworden, zum Wunschtraum einer „androgyn-multiplen“ Kultur. Utopien im Sinne des totalen Selbstentwurfs setzen sich zunehmend durch. Manchen schwebt der Einbau von Nanocomputern in den menschlichen Körper vor – um beständig neu programmiert werden zu können. Grenzen zwischen Fleisch und Plastik, Körper und Computer verwischen sich. Das heißt aber auch: Grenzen zwischen Selbstkonstruktion und Fremdsteuerung werden fließend. Daher bedarf es mehr denn je eines sinnvollen Durchdenkens: Was ist der Mensch?
 
Diese Frage hat die Philosophin Edith Stein (1891 Breslau - 1942 Auschwitz) anhaltend durchdacht. Das Dasein lässt in seiner Stufung erkennen, dass es aufsteigend sich „höher“ verwirklicht: vom Unbelebten zum Belebten, über Pflanze und Tier bis zu jenem Wesen, das über Freiheit und Selbstbewusst-sein verfügt: dem Menschen. Dieses immer lebendigere, freiere, nach außen und innen aufgetane Sein ist nicht wertfrei: Es gibt keine wertlosen Dinge in der Schöpfung. Sein selbst ist schon Sinn. Umso mehr, als dem menschlichen Bewusstsein diese Sinnhaftigkeit geistig aufgeht. Nicht der Mensch unterlegt den Dingen nachträglich ihren Wert: Sie sprechen ihm ihre Wertfülle selbst zu. Seine Vernunft aber ist es, der das Licht in der Schöpfung aufleuchtet als Schönheit, Wahrheit, Güte. Von dort kann sie zum schöpferischen Ursprung, zum Ur-Licht weitergehen. Das ist Edith Steins Antwort auf eine Ich-Konstruktion, die das eigene Dasein nur als Maskenspiel auf einer sinnlosen Bühne auszugeben vermag.
 
„(Liebe) ist ganz Gott zugewendet, aber in der Vereinigung mit der göttlichen Liebe umfasst der geschaffene Geist auch erkennend, selig und frei bejahend sich selbst. Die Hingabe an Gott ist zugleich Hingabe an das eigene gottgeliebte Selbst und die ganze Schöpfung.“ 

 Ausgebucht!

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