15.5.16

 

„Germanisches Gehöft" Elsarn




Das Projekt „Germanisches Gehöft" Elsarn entwickelte sich als Teil der Konzeption „Kulturpark Kamptal", zu der sich elf Gemeinden des Kamptales zusammengeschlossen haben, um miteinander in ihrer Region Kulturmanagement zu betreiben.
Die Gemeinde Straß hat das Projekt übernommen und ursprünglich sollte es in der KG Straß realisiert werden. Auf Initiative des damaligen Ortsvorstehers von Elsarn, Herbert Braun, wurde die KG Elsarn vorgeschlagen und dann auch akzeptiert.

In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien und dem Botanischen Institut der Universität für Bodenkultur wurden Pläne und Modelle der Anlage entwickelt, die das Projekt auf eine wissenschaftliche Basis stellten. Studenten der Ur- und Frühgeschichte gingen dann, unterstützt von Univ. Ass. Dr. Alois Stuppner, ans Werk und errichteten im September 1997 das Wohn-Stall-Gebäude. Nach und Nach kamen weitere Gebäude hinzu, bis schließlich zu Pfingsten 2001 die Anlage eröffnet werden konnte, an deren Errichtung auch die Bevölkerung mitgearbeitet hatte.
Das Projekt wurde finanziell zum größten Teil von der Marktgemeinde Straß getragen. Förderungen flossen vom Land NÖ, vom Bund und vor allen Dingen von ECO-Plus.

Auch bei der Auswahl der Baumaterialien wurde darauf Wert gelegt, dass alles so gut als möglich "germanisch" war.
Hölzer:
Die Pfosten, die in den Boden eingelassen wurden, bestehen aus Eichenholz. Die Holzkonstruktionen selbst wurden meist aus Weichholz (Fichte, Föhre) hergestellt. Für die Holznägel, die an Ort und Stelle mit einer Spaltklinge erzeugt wurden, fand Lärchenholz Verwendung.
Wände:
Das Wort Wand stammt vom Zeitwort „winden" ab. Weiden- oder Haselruten wurden zwischen die Hölzer geflochten (gewunden) und anschließend mit Lehm verschmiert. Aber auch massive Eichenbohlen fanden für Wände Verwendung.
Deckung:
Bei der Dachdeckung wurden die verschiedensten Möglichkeiten vorgestellt. Schilf wurde für das Haupthaus verwendet. Es stammt vom Neusiedler See und wurde von Strohdachdeckern aus Illmitz mit Hanfschnüren festgebunden.
Roggenstroh verwendete man für die beiden Grubenhäuser.
Die Textilwerkstätte wurde von Strohdachdeckern aus Heiligenbrunn im Burgenland eingedeckt. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Schabdach, wobei die Ähren außen und nach unten gehen.
Bei der Drechselwerkstätte ist es umgekehrt. Die Ähren sind dort innen und nach oben ausgerichtet (Schardach). Im Gegensatz zur Textilwerkstätte ist hier das Stroh nicht mit dem Stroh selbst, sondern mit Weidenruten niedergebunden.
Die Räucheranlage und das Pultdach bei der Töpferei sind mit Fichtenrinde gedeckt.
Beim Brotbackhaus fanden Legschindeln Verwendung, beim Speicher wurden diese wegen des steileren Daches genagelt.
Backofenhaus
Beim Backofen handelt es sich um einen sogenannten Kuppelofen. Er wurde vollständig aus Lehm geformt. Der Ofen muss vor dem Backen stark durchgeheizt werden.
Anschließend werden Glut und Asche herausgeholt und die Fladenbrote hineingelegt.
Das Gebäude selbst wurde mit Legschindeln gedeckt.
Bohlenweg
Wegebefestigungen über Moore wurden in Form von Bohlenwegen angelegt.
Aus Eichenholz wurden Längsbohlen in das Erdreich gelegt, die Querbohlen wurden dann durch Holznägel mit dem Unterbau verbunden.
Web- und Textilwerkstatt
Dieses Grubenhaus ruht auf sechs tragenden Pfosten („Sechspfostenhütte") und wurde mit Stroh gedeckt, wobei die Ähren außen und nach unten gehen (Schabdach). Infolge der Luftfeuchtigkeit eignet es sich gut als Textilwerkstätte, weil die Fasern geschmeidig gehalten werden können.
Am Gewichtswebstuhl kann Wolle zu Decken und Kleidungsstücken verwebt werden.
Holzdrechslerei, Beinschnitzerei
Die Grubenhütte ist massiv mit Eichenbohlen ausgeführt und wurde mit Roggenstroh gedeckt, wobei die Ähren nach innen und oben gehen (Schardach).
Hier sind eine einfache Drechselbank und andere Holzbearbeitungsgeräte untergebracht.
Keramikwerkstätte
Unter dem mit Rinde gedeckten Pultdach befindet sich die Keramikwerkstätte mit einem in den Boden eingetieften Brennofen.
Wohnhaus
Im September 1997 wurde das größte Gebäude der Anlage nach einem Grundriss, der bei einer Grabungskampagne des Bundesdenkmalamtes in Bernhardsthal freigelegt wurde, aufgebaut. Der Bau weist eine Länge von 10,70 m und eine Breite von 5,80 m auf.
Das Gebäude wird als Wohnstallhaus interpretiert. Es handelt sich dabei um bäuerliche Häuser, in denen der Mensch und das Vieh unter einem Dach untergebracht sind. Sie sind im Inneren in einen Wohn-, Wirtschaft- und Stallteil gegliedert.

Die Wände bestehen aus Flechtwerk mit Lehmbewurf. Das Dach wurde mit einer Schilfdeckung versehen.
Speicher
Der gestelzte Getreidespeicher wurde zur Gänze aus Eichenholz errichtet und weist auch einige Eisenelemente auf. Die Höhe des Bauwerks leitet sich von der Funktion ab, um ein Eindringen der Feuchtigkeit zu verhindern. Zur Abwehr von Nagetieren wurden Unterlagsplatten aus Stein verwendet.
Das Dach wurde mit genagelten Lärchenholzschindeln gedeckt.
Schmiede
Erst vor kurzem wurde das Schmiede- und Eisenschmelzgebäude fertiggestellt. Der Hochofen besteht aus Lehm.
Viele der ausgestellten Waffen und Werkzeuge wurden hier bereits selbst geschmiedet.
Eisen war damals ein sehr begehrter und wertvoller Rohstoff. Daher wurde nur das Notwendigste geschmiedet.
Schaugarten
Innerhalb eines Flechtzaunes wurden Schaubeete mit den wichtigsten Nutzpflanzen des 2./3. Jahrhunderts n. Chr. angelegt, - hier wachsen Getreide, Hülsenfrüchte, Öl-, Faser- und Färbepflanzen sowie verschiedene Gemüsearten und Gewürze.
Auf angrenzenden, kleinen Ackerflächen wechseln Sommer- und Wintergetreide-Anbau mit Brachestadien ab.

Im Gehöft-Areal wurden außerdem Baum-Pflanzungen durchgeführt: gezeigt werden unsere ältesten Obstarten (manche schon seit der Jungsteinzeit genutzt)- in Form von sehr alten, vom Aussterben bedrohten Sorten.
Räuchereigebäude
Um Fleisch zu konservieren, wurde es eingesalzen und geräuchert. Diese Anlage war eine sogenannte „Erdselch". Ein tiefer gelegener Kuppelofen diente als Feuerstelle, der Rauch zog unterirdisch durch einen Rauchkanal in die quadratische Räucherkammer. Der Rauch kühlte dadurch ab. Die Räucherkammer selbst wurde aus Flechtwerkwänden mit Lehmverputz errichtet.
Als Deckmaterial wurde Rinde verwendet.

Archäologischer Schauraum
Im Schauraum des Museums finden Sie verschiedenste Ausstellungsstücke und Überreste aus der Zeit der Germanen.

Naturlehrpfad
Das Museumsgelände umfasst auch einen bewaldeten Bereich, in dem Sie über die damals genutzten Wildpflanzen informiert wird. Haselnuss, Pappelbeer, Elsbeere, Birke etc. sind neben vielen anderen Gehölz- und Straucharten vertreten.
Sie können außerdem einen aus Baumstämmen hergestellten Grenzzaun betrachten. Diese Zäune wurden zur Zeit der Germanen wahrscheinlich zur Begrenzung ihres Gehöftes verwendet.

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