Das Projekt „Germanisches Gehöft" Elsarn entwickelte sich als Teil der
Konzeption „Kulturpark Kamptal", zu der sich elf Gemeinden des Kamptales
zusammengeschlossen haben, um miteinander in ihrer Region
Kulturmanagement zu betreiben.
Die Gemeinde Straß hat das Projekt übernommen und ursprünglich sollte es
in der KG Straß realisiert werden. Auf Initiative des damaligen
Ortsvorstehers von Elsarn, Herbert Braun, wurde die KG Elsarn
vorgeschlagen und dann auch akzeptiert.
In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der
Universität Wien und dem Botanischen Institut der Universität für
Bodenkultur wurden Pläne und Modelle der Anlage entwickelt, die das
Projekt auf eine wissenschaftliche Basis stellten. Studenten der Ur- und
Frühgeschichte gingen dann, unterstützt von Univ. Ass. Dr. Alois
Stuppner, ans Werk und errichteten im September 1997 das
Wohn-Stall-Gebäude. Nach und Nach kamen weitere Gebäude hinzu, bis
schließlich zu Pfingsten 2001 die Anlage eröffnet werden konnte, an
deren Errichtung auch die Bevölkerung mitgearbeitet hatte.
Das Projekt wurde finanziell zum größten Teil von der Marktgemeinde
Straß getragen. Förderungen flossen vom Land NÖ, vom Bund und vor allen
Dingen von ECO-Plus.
Auch bei der Auswahl der Baumaterialien wurde darauf Wert gelegt, dass alles so gut als möglich "germanisch" war.
Hölzer:
Die Pfosten, die in den Boden eingelassen wurden, bestehen aus
Eichenholz. Die Holzkonstruktionen selbst wurden meist aus Weichholz
(Fichte, Föhre) hergestellt. Für die Holznägel, die an Ort und Stelle
mit einer Spaltklinge erzeugt wurden, fand Lärchenholz Verwendung.
Wände:
Das Wort Wand stammt vom Zeitwort „winden" ab. Weiden- oder Haselruten
wurden zwischen die Hölzer geflochten (gewunden) und anschließend mit
Lehm verschmiert. Aber auch massive Eichenbohlen fanden für Wände
Verwendung.
Deckung:
Bei der Dachdeckung wurden die verschiedensten Möglichkeiten
vorgestellt. Schilf wurde für das Haupthaus verwendet. Es stammt vom
Neusiedler See und wurde von Strohdachdeckern aus Illmitz mit
Hanfschnüren festgebunden.
Roggenstroh verwendete man für die beiden Grubenhäuser.
Die Textilwerkstätte wurde von Strohdachdeckern aus Heiligenbrunn im
Burgenland eingedeckt. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes
Schabdach, wobei die Ähren außen und nach unten gehen.
Bei der Drechselwerkstätte ist es umgekehrt. Die Ähren sind dort innen
und nach oben ausgerichtet (Schardach). Im Gegensatz zur
Textilwerkstätte ist hier das Stroh nicht mit dem Stroh selbst, sondern
mit Weidenruten niedergebunden.
Die Räucheranlage und das Pultdach bei der Töpferei sind mit Fichtenrinde gedeckt.
Beim Brotbackhaus fanden Legschindeln Verwendung, beim Speicher wurden diese wegen des steileren Daches genagelt.
Backofenhaus
Beim Backofen handelt es sich um einen sogenannten Kuppelofen. Er wurde
vollständig aus Lehm geformt. Der Ofen muss vor dem Backen stark
durchgeheizt werden.
Anschließend werden Glut und Asche herausgeholt und die Fladenbrote hineingelegt.
Das Gebäude selbst wurde mit Legschindeln gedeckt.
Bohlenweg
Wegebefestigungen über Moore wurden in Form von Bohlenwegen angelegt.
Aus Eichenholz wurden Längsbohlen in das Erdreich gelegt, die Querbohlen wurden dann durch Holznägel mit dem Unterbau verbunden.
Web- und Textilwerkstatt
Dieses Grubenhaus ruht auf sechs tragenden Pfosten („Sechspfostenhütte")
und wurde mit Stroh gedeckt, wobei die Ähren außen und nach unten gehen
(Schabdach). Infolge der Luftfeuchtigkeit eignet es sich gut als
Textilwerkstätte, weil die Fasern geschmeidig gehalten werden können.
Am Gewichtswebstuhl kann Wolle zu Decken und Kleidungsstücken verwebt werden.
Holzdrechslerei, Beinschnitzerei
Die Grubenhütte ist massiv mit Eichenbohlen ausgeführt und wurde mit
Roggenstroh gedeckt, wobei die Ähren nach innen und oben gehen
(Schardach).
Hier sind eine einfache Drechselbank und andere Holzbearbeitungsgeräte untergebracht.
Keramikwerkstätte
Unter dem mit Rinde gedeckten Pultdach befindet sich die Keramikwerkstätte mit einem in den Boden eingetieften Brennofen.
Wohnhaus
Im
September 1997 wurde das größte Gebäude der Anlage nach einem
Grundriss, der bei einer Grabungskampagne des Bundesdenkmalamtes in
Bernhardsthal freigelegt wurde, aufgebaut. Der Bau weist eine Länge
von 10,70 m und eine Breite von 5,80 m auf.
Das Gebäude wird als Wohnstallhaus interpretiert. Es handelt sich dabei
um bäuerliche Häuser, in denen der Mensch und das Vieh unter einem
Dach untergebracht sind. Sie sind im Inneren in einen Wohn-,
Wirtschaft- und Stallteil gegliedert.
Die Wände bestehen aus Flechtwerk mit Lehmbewurf. Das Dach wurde mit
einer Schilfdeckung versehen.
Speicher
Der
gestelzte Getreidespeicher wurde zur Gänze aus Eichenholz errichtet und
weist auch einige Eisenelemente auf. Die Höhe des Bauwerks leitet
sich von der Funktion ab, um ein Eindringen der Feuchtigkeit zu
verhindern. Zur Abwehr von Nagetieren wurden Unterlagsplatten aus
Stein verwendet.
Das
Dach wurde mit genagelten Lärchenholzschindeln gedeckt.
Schmiede
Erst
vor kurzem wurde das Schmiede- und Eisenschmelzgebäude fertiggestellt.
Der Hochofen besteht aus Lehm.
Viele der ausgestellten Waffen und Werkzeuge wurden hier bereits selbst
geschmiedet.
Eisen war damals ein sehr begehrter und wertvoller Rohstoff. Daher wurde
nur das Notwendigste geschmiedet.
Schaugarten
Innerhalb
eines Flechtzaunes wurden Schaubeete mit den wichtigsten Nutzpflanzen des 2./3.
Jahrhunderts n. Chr. angelegt, - hier wachsen Getreide, Hülsenfrüchte,
Öl-, Faser- und Färbepflanzen sowie verschiedene Gemüsearten und
Gewürze.
Auf angrenzenden, kleinen Ackerflächen wechseln Sommer- und
Wintergetreide-Anbau mit Brachestadien ab.
Im Gehöft-Areal wurden außerdem Baum-Pflanzungen durchgeführt: gezeigt
werden unsere ältesten Obstarten (manche schon seit der
Jungsteinzeit genutzt)- in Form von sehr alten, vom Aussterben bedrohten Sorten.
Räuchereigebäude
Um Fleisch zu konservieren, wurde es eingesalzen und geräuchert. Diese
Anlage war eine sogenannte „Erdselch". Ein tiefer gelegener Kuppelofen
diente als Feuerstelle, der Rauch zog unterirdisch durch einen
Rauchkanal in die quadratische Räucherkammer. Der Rauch kühlte dadurch
ab. Die Räucherkammer selbst wurde aus Flechtwerkwänden mit Lehmverputz
errichtet.
Als Deckmaterial wurde Rinde verwendet.
Archäologischer Schauraum
Im Schauraum des Museums finden Sie verschiedenste Ausstellungsstücke und Überreste aus der Zeit der Germanen.
Naturlehrpfad
Das Museumsgelände umfasst auch einen bewaldeten Bereich, in dem Sie
über die damals genutzten Wildpflanzen informiert wird. Haselnuss,
Pappelbeer, Elsbeere, Birke etc. sind neben vielen anderen Gehölz- und
Straucharten vertreten.
Sie können außerdem einen aus Baumstämmen hergestellten Grenzzaun
betrachten. Diese Zäune wurden zur Zeit der Germanen wahrscheinlich zur
Begrenzung ihres Gehöftes verwendet.