3.9.16

 

Wenn Kinder vor den Eltern sterben

Es gibt Schicksalsschläge, die sind so schlimm, dass man es kaum erträgt, davon auch nur zu hören. Was aber, wenn man betroffen ist? Wenn das eigene Kind stirbt? Menschen Hautnah begleitet zwei Familien und zeigt, wie die verwaisten Eltern damit leben, wie ihre Verwandten und Freunde reagieren und wie Trost in einer solchen Situation aussehen kann.

Video (WDR)

Die Trauer um das einzige Kind ist besonders tief und schmerzvoll. Vor allem, wenn man fühlt, dass durch die Kinder das eigene Leben Sinn und Fortführung bekommt. Gertrud (88) hat ihre Tochter und ihre Enkelin durch Krebs verloren. Wäre das nicht so, hätte sie vielleicht nicht in ein Altersheim gehen müssen. Mit den beiden war alles so lebendig. Durch Ausflüge, Gespräche und deren Wärme fühlte sie sich mittendrin. Die andere Tochter aus Amerika ruft jeden Tag an. Dafür macht sie sich schön, achtet auf sich, weil sie glaubt, dass ihre gestorbene Tochter ihr zuschaut.

Vor elf Jahren hat Gabriele (63) ihren einzigen damals 23-jährigen Sohn Florian durch plötzlichen Herztod verloren. Zunächst fühlte sie sich wie in einer Trauerendlosschleife, sagt sie - einsam, verlassen, mut- und kraftlos - wie in einem Eisblock gefangen. Mechanisch erfüllte Gabriele die Formalitäten des Alltags. Im Internet richtete sie eine Gedenkseite für Florian ein. Darin kommuniziert sie mit anderen Eltern, die ihr einziges Kind verloren haben. "Mit dem Tod des Kindes stirbt die eigene Zukunft - die "Unsterblichkeit" von Eltern, deren Leben in dem ihrer Kinder sich eines Tages fortsetzen wird". Gabriele widmet sich - nachdem sie sich aus dem Berufsleben zurückziehen wollte und mußte - dem Thema Trauer auf vielfältige, kreative Weise.

Nach dem Tod des Sohnes hat sich Michael (60) aus Bautzen wie verrückt in seine Arbeit als Richter gestürzt. Abends fiel er übermüdet ins Bett. Tag für Tag, auch am Wochenende. Seine Frau hat ihre Arbeit vernachlässigt, viel geschlafen und wenn er ins Bett ging, setzte sie sich vor den Computer, um sich mit anderen betroffenen Müttern auszutauschen. Sie haben lange nebeneinander hergelebt. Er sprach nicht mit ihr über den 26-jährigen Sohn Micha, der im Juni 2004 am Herzinfarkt starb. Michael vernachlässigte auch die jüngeren Geschwister, fühlte sich aus der Vaterrolle geworfen. Seine Frau nahm ihn zwei Jahre später zu einem Trauerseminar mit. Da ist etwas in ihm aufgebrochen. Jetzt hat er den Tod seines Sohnes akzeptiert. Die eigene Angst vorm Sterben hat er verloren, denn da, in einer anderen Welt, werden sie sich wieder begegnen. Seitdem hat er einen ganz neuen Freundeskreis gefunden. Mit anderen betroffenen Eltern verreist er und kann auch wieder lachen, ohne ein schlechtes Gewissen zu fühlen.
 

Wenn das Kind zum ersten Mal schreit, ist es da, das Gefühl unbeschreiblich großer Liebe und Wärme. „So intensiv – aber unter umgekehrten Vorzeichen fühlt es sich an, wenn man sein eigenes Kind verliert“, sagt Freya von Stülpnagel(59) vom Verein Verwaiste Eltern München e.V., die selbst ihren 18-jährigen Sohn verloren hat. „Es ist, als stirbt ein Teil von dir selbst.“
Kinder, die sterben, gehen von Herzen, Partner gehen von der Seite. So beschreiben betroffene Eltern ihrer Kollegin Susanne Lorenz in Beratungsgesprächen den Verlust. „Durch den Tod des Kindes wird die gesamte Biologie auf den Kopf gestellt, die Zukunft der Eltern stirbt mit einem Mal.“ Das zeige sich auch dadurch, dass Eltern sofort bereit wären, ihr eigenes Leben für das Leben ihres Kindes zu geben.
Neben der Trauer müssten die Eltern auch mit einem unterbewussten Schuldgefühl weiterleben, so Expertin Lorenz. „Auch wenn sie keine objektive Schuld am Tod trifft: Das Verantwortungsgefühl ist so fest verankert, dass sie sich Vorwürfe machen, den Tod nicht verhindert zu haben.“ Lorenz: „Ob das tote Kind im Säuglingsalter oder erwachsen war – der Schmerz ist immer derselbe.“ In Bezug auf Blacky Fuchsbergers Alter fügt sie hinzu: „Problematisch bei alten Eltern ist jedoch, dass ihr Körper nicht mehr so widerstandsfähig ist und der Trauerprozesss daher entweder länger dauert oder schlimmere körperliche Spuren hinterlässt.“

tz

STEH NICHT AN MEINEM GRAB UND WEINE:

ICH BIN NICHT DORT

ICH BIN IN DEN WÄRMENDEN SONNENSTRAHLEN AUF DEINEM GESICHT:

ICH BIN IM WIND DER DEINE HAUT STREICHELT

ICH BIN DEIN STERN AM ABENDHIMMEL

ICH BIN DIE ERINNERUNG DIE IN DIR AUFSTEIGT

ICH BIN DEIN SCHUTZENGEL DER IMMER AN DEINER SEITE IST

AUF DIESE ART WERDE ICH FÜR IMMER LEBENDIG BLEIBEN

esprit55 


Nur wer sich öffnet für den Schmerz, lässt auch die Liebe mit hinein!



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