28.8.16
Japan hat es vorgemacht
Die Zahl von über 1,6 Billionen Euro klingt fantastisch. Damit will die
EZB seit geraumer Zeit die schwächelnde Konjunktur der Euro-Länder in
Fahrt bringen. Parallel dazu wurden die Zinsen beinahe auf null gesetzt.
Dies alles ist keine Erfindung von Mario Draghi. Bereits im Jahr 1990
hat die japanische Regierung nach dem Börsencrash solche Maßnahmen
eingeleitet und dadurch gehofft, dass sich die Ökonomie baldigst erholen
würde. Nach 26 Jahren befindet sich Japan noch immer in der
Dauerkrise. Seit 26 Jahren sind in Japan die Zinsen beinahe abgeschafft.
Erfolg? Weder im wirtschaftlichen Wachstum noch in der Wertschöpfung
von Erspartem der Bevölkerung blieb etwas übrig. Einen nachhaltigen
Effekt hatten die Konjunkturprogramme lediglich auf die japanischen
Staatsfinanzen, die Staatsschulden stiegen von ehemals 60 des BIP Ende
2015. Dass das Land noch nicht kollabiert ist, hängt einzig und allein
damit zusammen, dass die Staatsverschuldung im Inland erfolgt und
japanische Investoren praktisch gezwungen werden, einen Gutteil ihres
Geldes in Nippon-Staatsanleihen auszugeben. Publikationen
internationaler Organisationen, so auch vom IWF-Vizechef David Lipton,
zeigen eindeutig, dass die EZB einen genaueren Blick nach Japan werfen
sollte, nicht nur, weil Japan die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt,
sondern auch ein wichtiger Handelspartner ist, und die EU seit dem
Börsencrash 2008 selbst dazu tendiert, an der „japanischen Krankheit“ zu
leiden. Dennoch will man diese Krankheit mit den gleichen
unzureichenden Mitteln bekämpfen. Ein möglicher Erfolg lässt sich nur
durch ein Trio von endenwollendem Aufkauf von toxischen Staats- und
Industrieanleihen, Zinssenkung und sofortiger Umsetzung von absolut
notwendigen strukturellen Reformen in der EU erreichen. Österreich
sollte auch hierbei als beispielgebender Vorreiter auftreten. Leider
wird eine solche Notwendigkeit frühestens nach der nächsten
Nationalratswahl eingeleitet werden, sofern sich die künftige Regierung
an „unpopuläre“ Maßnahmen herantraut.
Uwe Scholze
Uwe Scholze