24.11.16

 

Das Böse und das Geld

Eine Reise zu den gar fürchterlichen Schattenseiten des Kapitals in Legenden, Dichtung und religiöser Wahrheit - und wie sie unsere Wirklichkeit prägen. 

Geldwaschen und Geldtrocknen - der Teufel und die Panama-Papers Die Ökonomie galt im 19. Jahrhundert als eine zutiefst pessimistische Angelegenheit. The dismal Science - hieß es da. An anderen Orten wurden Entdeckungen gemacht und der industrielle Fortschritt mit Maschinen befeuert und gefeiert. Und die Ökonomie? Die berechnete damals voraus, warum die Menschheit an Hungersnöten zugrunde gehen werde. Aber darüber sind wir ja hinweg, und einmal ehrlich, wer braucht denn negative Botschaften gleich zum Aufstehen? Hier also gibt es etwas Konstruktives aus der Werkstatt des Teufels und der Ökonomie - eine Geschichte, die sich in zahlreichen österreichischen Sagen wiederfindet. Und die geht so: Es war einmal der Teufel. Und er hatte Probleme mit seinem Gold. Denn das Gold, das er machte, war kein echtes, kein himmlisches Gold. Es war Katzengold und Katzensilber. Schmutzig und matt. So ergab es sich, dass der Teufel, den wir bereits als unablässigen Arbeiter und wahren Ökonomen kennengelernt haben, sein Gold waschen muss. Mühsam und immer und immer wieder. Und sobald er es gewaschen hat, sagen die Leute, muss er es auch noch trocknen. Das tut er dann meist auf Felsen und wird dabei nicht selten von Menschen beobachtet. Wie etwa an Orten an der Enns oder an den Bächen des Mühlviertels. Schmutziges Geld und seine Waschung, das erinnert doch an karibische Gestade. Reiche Menschen, die ihr Geld mit organisierter Kriminalität gemacht haben oder Steuern vermeiden wollen, gründen eine Briefkastenfirma in Panama - und - ach wie schön ist Panama - schon ist es gewaschen und kann wieder eingesetzt werden. Das ist gar nicht so weit entfernt von dem, was der Teufel im Mühlviertel tut. Aber da ist etwas, das den Vorgang von dem in Panama unterscheidet. All die Millionäre, die Politiker und Stars - sie müssen ihr Geld nicht trocknen. Darin vielleicht sogar die Lösung vieler Probleme läge. Zur Güte und ausgleichenden Gerechtigkeit also folgender teuflischer Vorschlag: Ihr Korrupten und Reichen, ihr Konzerne und Oligarchen. Verbringt euer Geld ruhig in eure geschützten Häfen, wir werden euch nicht belangen. Aber wir bestimmen die Trocknungszeit - sagen wir 250 Jahre. Und solange habt ihr keinen Zugriff und eure Heimatländer kassieren die Zinsen. Und weil der Teufel ehrlich ist und für alles und jedes einen Vertrag schließen will, anerkennen wir nicht nur eure Unterschrift, sondern auch die eurer Finanzberater oder Strohmänner auf den Einlageverträgen als bindend. Unsere Vorzugskonditionen gelten für alle ab 1950 geschlossenen Verträge und das neue Gesetz der Geldtrocknung gilt, wie bei jeder guten Regelung: Ab sofort. Gezeichnet. Des Teufels Advokat.

Oliver Tanzer, Autor und Leiter des Wirtschaftsressorts der Wochenzeitung "Die Furche"

Ö1



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