18.2.17

 

Über den Handyrand schauen

Medien prägen unseren Tag, aber alles was wir so darüber wissen und wie wir mit diesen umgehen sollten, müssen wir uns selbst erarbeiten. Es gibt keine Fahrschule, nicht einmal einen Tanzkurs, geschweige denn existiert bisher ein entsprechendes Schulfach - das aber ja nun endlich eingeführt werden soll.
Hoffentlich beschäftigt sich dieser Unterrichtsgegenstand aber dann nicht damit, wie man Software programmiert oder technische Geräte bedient...
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen spricht vom Ende der digitalen und vom Beginn einer redaktionellen Gesellschaft. Zukünftig soll es also nicht mehr darauf ankommen, jede technische Entwicklung, jeden Trend, mitzumachen, sondern es wird entscheidend sein, ob man die Flut an täglichen Informationen für sich selbst einzuordnen versteht.
Nun, wie schaffen wir es, insbesondere unseren Kindern Werkzeuge für eine solche "redaktionelle Gesellschaft" in die Hand zu geben, damit sie Medien für ihre persönliche Weiterentwicklung nützen und einen selbstbestimmten Umgang damit lernen?
Es beginnt für mich mit der heute so üblichen ständigen Erreichbarkeit durch unsere Mobiltelefone. Denn egal, mit wem man beisammen sein mag, es sitzt inzwischen automatisch noch jemand Dritter bei einem Treffen dabei: nämlich der mögliche Anrufer, SMSer, Poster - dabei verbringen wir unsere Zeit doch gerade mit einem anderen Menschen? Da muss ich ran gehen - diese Worte signalisieren nicht mehr oder weniger, als: Du bist nicht wichtig für mich, der, der anruft aber schon. Oder Eltern, die ihr Kind beim Kindergarten nicht einmal ordentlich verabschieden, weil sie ihr Handy schon am Ohr haben oder ins Display eine Nachricht tippen. Wieso soll ein Kind dann aufhören mit der Playstation zu spielen, nur weil zu Hause das Essen auf dem Tisch steht?
Ich habe mir vorgenommen, bei persönlichen Treffen mit mir nahen Menschen das Telefon grundsätzlich auf lautlos zu stellen und gegebenenfalls einfach später zu antworten. Denn: Was oder wer kann so wichtig sein, dass man dafür einen laufenden Gedankenaustausch unterbricht?
Ganz im Sinne des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber, wenn er sagt: "Wenn wir uns auf Begegnungen nicht mehr einlassen, verlieren wir einen entscheidenden Bestandteil unseres Lebens, es ist so, als würden wir aufhören zu atmen". (Martin Buber)

Ö1
 

Comments: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?