14.5.17

 

Trauer und Erinnerung - Über den gesellschaftlichen Umgang mit dem Nationalsozialismus

1967 erschien in Deutschland ein Buch, das sich als wegweisend herausstellen sollte und gleich nach seinem Erscheinen intensiv diskutiert wurde. In "Die Unfähigkeit zu trauern" legten die beiden Autoren, die Psychoanalytiker Alexander und Margarete Mitscherlich, die Deutschen auf die Couch. Sie versuchten die Frage zu beantworten, warum nach der Shoa und dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht um die Millionen Opfer der Nationalsozialisten getrauert wurde.

Eine ihrer Thesen: Die starke Identifikation der Deutschen mit Adolf Hitler sei die Folge des autoritären Erziehungsstils gewesen, der Kindern verunmöglicht hatte, Selbstwertgefühl zu entwickeln. Die Niederlage von 1945 erlebten die Deutschen als Totalverlust ihrer Ich-Ideale, als Verlust ihres Selbst. Ihnen blieb "kaum ein anderer Weg, als der der weiteren Verleugnung ihrer Motive oder der Rückzug in eine Depression", so die Psychoanalytiker Alexander und Margarete Mitscherlich.

In "Die Unfähigkeit zu trauern" forderte das Ehepaar eine Bewältigung der Vergangenheit ein, damit sich derartiges nicht wiederhole. Ihr Ansatz entfachte große Wirkung, wurde von vielen Anhäger/innen der 1968er-Protestbewegung begeistert aufgenommen. Das Buch, das seine Anregungen aus psychoanalytischen Therapieverfahren Sigmund Freuds entwickelte, führte aber auch zu äußerst kontroversiellen Auseinandersetzung mit der Tätergeneration.

Ö1


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