23.10.17
Über das Leben und die Angst vor dem Tod
"Eine
Reise ins Leben". Saskia Jungnikl, österreichische Journalistin und
Autorin, redet darüber, wie man weitermachen kann, wenn man Menschen verliert
und anderen in ihrer Trauer helfen kann.
Wieso
sterben Menschen? Die Antwort auf diese Frage ist unerfreulich. Wir sterben
konsequent ständig. Bevor unser Gesamtorganismus aufgibt, sterben jeden Tag
unseres Lebens viele unserer über hundert Billionen Zellen. Von dem Moment an,
ab dem wir auf der Welt sind, von dem Moment an, an dem unser Leben beginnt,
vergeht es auch schon wieder.
Die
meisten Menschen sterben an einer Krankheit. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind
in der westlichen Welt Todesursache Nummer Eins, was einem also bleibt ist,
seine Gesundheit so gut es geht zu trainieren. Es gibt einen gerne erzählten
Witz, der lautet: Wer jeden Tag eine Stunde laufen geht, verlängert sein Leben
zwar im Schnitt um zwei Jahre, verbraucht aber insgesamt vier Jahre nur fürs
Laufen. Aber wenigstens lebt man, während man läuft. Doch selbst wenn man alle
typischen Alterskrankheiten besiegen könnte - wir würden dennoch sterben. Wir
sterben, weil wir alt werden. Weil unsere Organe verbraucht sind.
In der
Altersforschung heißt es, man könne den Körper wie ein Auto betrachten.
Irgendetwas wird immer kaputt gehen. Doch anders als beim Auto, bei dem der
Verfall wahllos eintritt, einmal ist es die Lichtmaschine, dann die
Bremsscheiben, verfällt der Körper kontrolliert. Die Leber, das Herz - es wird
immer dem Alter entsprechend in die Jahre gekommen sein. Dass dieser Vorgang
kontrolliert stattfindet, bedeutet auch, dass er zu kontrollieren ist. Drehe an
der richtigen Schraube und du kannst alles verändern. Nur ist die richtige
Schraube noch nicht gefunden worden - und solange wir leben, wird sie wohl auch
nicht gefunden werden. Also können wir eigentlich aufhören, uns darüber Sorgen
und Gedanken zu machen, ob wir unser Leben mit Hilfe von Medizin ins Unendliche
ziehen können. Wir können uns bemühen, unsere Lebenserwartung ein paar Jahre
rauf und runter zu beeinflussen. Mehr nicht.
Zeit
also, sich auf das Leben zu konzentrieren, das man hat. Ohne Angst, aber mit
dem nötigen Gefühl der Wichtigkeit. Unser Leben ist kostbar. Nutzen wir es!