Singen ist zwar eines der
wichtigsten Hilfmittel zur Überprüfung der inneren Klangvorstellung,
darf aber nicht dazu führen, das die Klangvorstellung vom Singen
beherrscht wird. Der Ton muss sozusagen absolut hörbar sein, in jedem
Timbre, jedem Klang, jedem Instrument. Wie will man sich sonst ein
Schlagzeug vorstellen oder den Klang eines Instruments ausserhalb der
eigenen Stimmlage, geschweige denn mehrstimmige Verläufe?
Um die
innere Klangvorstellung zu überprüfen ist also eine Skalenübung wie:
Vorstellen – nachsingen – spielen – vergleichen gut geeignet, darf aber
nicht zu einer zu engen Kopplung ans Singen führen. Das muss jeder in
seiner eigenen Vorstellungswelt abchecken, ob die Imagination
hinreichend unabhängig von der eigenen Singfähigkeit ist. Wenn die
Singfähigkeit gewohnheitsmässig zu gut entwickelt ist, legt sie sich wie
ein Film über die instrumentale Tonimagination und lenkt die
Aufmerksamkeit ab. Zumindest ist das in meinem Hirn so. Das muss jeder
für sich selbst überpfrüfen wie klar und vom Singen unabhängig die
Tonvorstellung ist.
Ein ähnliches bekanntes Phänomen gibt es beim
Lesen: der gelesene Text wird „subvokalisiert“, das heisst in der
Vorstellung mitgesprochen. Natürlich ist klar, das Leser die
subvokalisieren nie schneller als ihre Sprechgeschwindigkeit lesen
können.
Singen ist also ein guter Einstieg in die Vorstellung,
kann aber wie beim Lesen zu im wahrsten Sinne des Wortes unvorstellbaren
Grenzen führen.
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