23.4.18
Armut, ein Produkt unserer Politik
Es
überkommt einen zwangsläufig ein Gefühl der Bitterkeit, denkt man in diesen
Tagen der Eiseskälte an Menschen, die in Armut leben, die kein Dach über dem
Kopf, kein warmes Essen, ja oftmals nicht einmal warme Kleidung am Körper
haben. Die Zahl derer ist auch im „reichen“ Österreich ständig steigend, und
aktuell sind es rund 15.000 Menschen die über keine Wohnung verfügen. Zumeist
davon betroffen sind Menschen, denen das Leben übel mitgespielt hat, die ihre
Arbeit verloren haben, die durch Krankheit oder andere unglückliche
Lebensumstände in die Armut geraten sind. Häufig sind es auch alleinerziehende
Mütter und deren Kinder, die mit Sicherheit kaum Schuld an ihrem traurigen Los
sind. Tage wie diese, in denen kaum jemand freiwillig die warme Stube verlässt,
in einer eisigen, ungeheizten Wohnung verbringen und dabei vielleicht auch noch
hungern zu müssen, ist für uns alle ein kaum vorstellbarer Gedanke, und dennoch
lassen wir es tausendfach zu. Noch schlimmer der Gedanke an Menschen, die in
der derzeit herrschenden Eiseskälte die Nacht im Freien verbringen müssen. Aber
auch das ist im Sozialstaat Österreich für viele Menschen raue Wirklichkeit.
Wie kann ein Staat, der zulässt, dass tagtäglich Hunderte Tonnen an
brauchbaren, unverdorbenen Lebensmitteln weggeworfen werden, anstatt diese in
organisierter Form Bedürftigen zuzuführen, ein Staat, der unzählige
Steuermillionen für völlig nutzlose, unnötige Projekte in die Luft bläst, ein
Staat, der sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu den reichen
Ländern dieser Erde zählt, solche dramatischen Zustände einfach zulassen? Ein
Staat, dessen Regierungen sich rühmen, wie sehr ihnen die Menschen am Herzen
liegen, wie können diese Politiker ruhig in ihren warmen Betten schlafen,
solange sich draußen in eisiger Kälte hilflose, vom Schicksal benachteiligte,
von der Gesellschaft vergessene, oftmals hungernde und kranke frierende
Menschen herumtreiben müssen? Unzählige Kasernen, Gebäude des Bundes oder der
Länder stehen leer, und es gäbe genügend Einrichtungen und Institutionen in
Österreich, die man wenigstens bei solchen extremen Wetterverhältnissen zur
Linderung der Probleme der davon betroffenen Menschen einsetzen könnte. Leider
ist Armutsbekämpfung etwas, wofür sich nur wenige starkmachen. Lobbyisten haben
wichtigere, einträglichere Dinge zu erledigen. Die zunehmende Ausbeutung am
Arbeitsplatz, der permanente Sozialabbau, der moderne Sklavenhandel
(Personalleasing etc.), der von den Konzernen gesteuerte Import von
Billigarbeitskräften und die Verlagerung arbeitsintensiver Tätigkeiten in
asiatische Billiglohnländer, die ständige Umverteilung des Kapitals von Arm zu
Reich wird die Armut in Österreich und in ganz Europa stark vorantreiben, und
wir werden zukünftig eher mehr als weniger Fälle zu beklagen haben, die hungern
und frieren müssen, wenn sich die Politik nicht bald wieder um die Probleme der
Menschen, anstatt um die Konzerne, Banken und Finanzhaie kümmert. Die Politik
darf hier nicht wegschauen, denn sie ist es, die die Produktion der Armut sehr
begünstigt.
Franz Zwickl