28.2.08
Der tote Gott und seinen totalitären Ersatzidole
Vor genau 125 Jahren hat Friedrich Nietzsche jenen Text publiziert, der den Ausruf "Gott ist tot" unsterblich gemacht hat - seine Erzählung von einem tollen Menschen, der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und dort eben diese Worte ausrief: "Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?"
Nietzsches Text macht auf äußerst einprägsame Weise deutlich, welche tiefe geistesgeschichtliche Revolution sich seit dem siebzehnten Jahrhundert in Europa vollzogen hatte. Indem man die Existenz Gottes in Frage stellte, wurden zugleich auch die Grundfesten der staatlichen Ordnung, von Recht und Moral, aber auch das ganze Weltbild, eben Oben und Unten, in Frage gestellt. Die explizite Leugnung der Existenz Gottes war eben nicht nur irgendeine beliebige philosophische Aussage, sondern führte zunächst einmal dazu, dass vieles, was zuvor religiös legitimiert war, fundamental unklar und unsicher werden musste - insbesondere Lebensordnungen wie Ehe und Familie oder die Staatsordnung einer Monarchie von Gottes Gnaden.
Atheist, so könnte man die Botschaft dieses Textes pointiert formulieren, darf eigentlich nur der sein, der die ungeheueren Folgen des Gottesmordes zu tragen in der Lage ist. So, wie Christen das ungeheuere Wagnis eingehen, sich selbst und ihr Leben einem Gott anzuvertrauen, den man nicht sehen kann, so müssen Atheisten nach Nietzsche das Wagnis eingehen, sich in das reine Nichts fallen zu lassen, dorthin, wo nichts mehr hält und trägt. Blickt man auf die 125 Jahre, die seit der Veröffentlichung dieses Textes vergangen sind, so kann man die prophetische Kraft und psychologische Beobachtungsgabe seines Autors nur bewundern. Denn insbesondere die zwei totalitären Systeme des zwanzigsten Jahrhunderts, die die christliche Religion und ihren Gott durch "wissenschaftlichen Atheismus" überwunden zu haben glaubten, waren ja in Wahrheit pseudoreligiöse Systeme mit Ersatzgöttern.
Nietzsches Text macht auf äußerst einprägsame Weise deutlich, welche tiefe geistesgeschichtliche Revolution sich seit dem siebzehnten Jahrhundert in Europa vollzogen hatte. Indem man die Existenz Gottes in Frage stellte, wurden zugleich auch die Grundfesten der staatlichen Ordnung, von Recht und Moral, aber auch das ganze Weltbild, eben Oben und Unten, in Frage gestellt. Die explizite Leugnung der Existenz Gottes war eben nicht nur irgendeine beliebige philosophische Aussage, sondern führte zunächst einmal dazu, dass vieles, was zuvor religiös legitimiert war, fundamental unklar und unsicher werden musste - insbesondere Lebensordnungen wie Ehe und Familie oder die Staatsordnung einer Monarchie von Gottes Gnaden.
Atheist, so könnte man die Botschaft dieses Textes pointiert formulieren, darf eigentlich nur der sein, der die ungeheueren Folgen des Gottesmordes zu tragen in der Lage ist. So, wie Christen das ungeheuere Wagnis eingehen, sich selbst und ihr Leben einem Gott anzuvertrauen, den man nicht sehen kann, so müssen Atheisten nach Nietzsche das Wagnis eingehen, sich in das reine Nichts fallen zu lassen, dorthin, wo nichts mehr hält und trägt. Blickt man auf die 125 Jahre, die seit der Veröffentlichung dieses Textes vergangen sind, so kann man die prophetische Kraft und psychologische Beobachtungsgabe seines Autors nur bewundern. Denn insbesondere die zwei totalitären Systeme des zwanzigsten Jahrhunderts, die die christliche Religion und ihren Gott durch "wissenschaftlichen Atheismus" überwunden zu haben glaubten, waren ja in Wahrheit pseudoreligiöse Systeme mit Ersatzgöttern.
Labels: Nietzsche