Europa droht "seine Seele zu verlieren"
Kritik an "Wegwerfkultur" und "Konsumismus"
"Ich meine, dass es äußerst wichtig ist, eine Kultur der
Menschenrechte zu vertiefen", sagte der Papst. Er ermutige die EU, zu
den festen Überzeugungen der Gründungsväter zurückzukehren und Teilung
zu überwinden. Im Mittelpunkt sei damals das Vertrauen auf einen mit
Würde ausgestatteten Menschen gestanden.
Durch die Wirtschaftskrise sei die Einsamkeit von Alten und
Jugendlichen verschärft worden. Mit der EU-Erweiterung sei das
Misstrauen gegenüber den EU-Institutionen verstärkt worden. "Von
mehreren Perspektiven aus gewinnt man den Eindruck von Müdigkeit und
Alterung", sagte er im Hinblick auf den Zustand Europas.
Der Papst kritisierte insbesondere die vorherrschende "Wegwerfkultur"
und den "Konsumismus". Die großen Ideale Europas schienen ihre
Anziehungskraft verloren zu haben. "Der Mensch ist in Gefahr zu einem
bloßen Räderwerk herabgewürdigt zu werden", mahnte der Papst.
"Europa muss Gesicht wieder entdecken"
"Europa hat es dringend nötig, sein Gesicht wieder zu entdecken, um
im Geist seiner Gründungsväter in Frieden und Eintracht zu wachsen",
sagte der Papst. Dabei müsse man ein Europa aufbauen, dass sich nicht
nur um die Wirtschaft drehe, sondern um unveräußerliche Werte. Das
Kirchenoberhaupt appellierte an die Abgeordneten, den "Gedanken eines
verängstigten und in sich verkrümmten Europas fallen zu lassen" und
stattdessen "das Europa, das den Himmel betrachtet", zu suchen. "Ich
appelliere an Sie, dass Europa seine gute Seele wieder entdeckt."
Der Papst kritisierte auch ein vorherrschendes Vakuum im Westen. "Es
ist gerade die Gottvergessenheit und nicht seine Verherrlichung, die
Gewalt erzeugt", sagte er. Europa sei eine Völkerfamilie, die durch
Einheit und Verschiedenheit verbunden sei. Die EU müsse sich auf ihre
Grundprinzipien von Solidarität und Subsidiarität besinnen. Dabei
bezeichnete der Papst eine geeinte Familie als Fundament der
Gesellschaft. "Ohne diese Festigkeit baut man letztlich auf Sand." In
der Arbeitswelt sei ein angemessener sozialer Kontext notwendig, der
nicht auf Ausbeutung beruhe.
# posted by claus_kirche @ 13:14