15.1.15

 

Ökonomisierung unserer Welt

Zehn Prozent der Bevölkerung haben Zugriff auf 60 Prozent des gesamten Vermögens – während 70 Prozent der Bevölkerung sich mit knapp neun Prozent des Gesamtvermögens begnügen. 

Ungleichheit hat mit Blick auf Kapital und Arbeit seit den 1970er Jahren stark zugenommen. Nicht Kompetenz, sondern Herkunft, nicht Arbeit und eigene Leistung, sondern allein bereits vorhandenes Kapital bestimmen, wer sein Kapital vermehren und zu den oberen 10 % gehören kann.

Man kann das System des Kapitalismus bzw. Kapitalvermögens durchaus beibehalten, sofern man es vom Instrument des Marktes entkoppelt. Der Markt wird dann zu einem reinen Instrument des Auslotens, was Menschen wollen. Es könnte dabei sogar sein, dass sich die Marktteilnehmer einigen und politisch vorgeben, bestimmte Bereiche auszuklammern (Axel Honneth, Wirtschaftswoche 26.5.2014, S. 40): Beispielsweise Bildungsleistungen, Kindererziehung, die Pflege alter Menschen oder vielleicht sogar den Wohnungsmarkt könnte man vor dem Regime des Kapitals durch politische Entscheidungen schützen.

Es darf also sehr wohl einen Markt geben – nicht aber eine Gleichsetzung von Kapital und Markt. Ein auf diese Weise geschützter Markt bremst eine typische Wirkung entfesselter kapitalistischer Systeme erheblich: die Ausbreitung des ökonomischen Denkens auf Gefühle, Beziehungen und andere wichtige "Dinge“ des Lebens.

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Können die wirtschaftlichen und monetären Mechanismen, die die Kluft zwischen arm und reich verstärken, staatlich kontrolliert und gesteuert werden? Was bedeutet es für die Gesellschaft, wenn nicht mehr die Leistung und die Bildung des Einzelnen, sondern vor allem seine Herkunft für die berufliche Perspektive entscheidend ist? Gert Scobel versucht mit seinen Gästen inspirierende Antworten auf die zunehmende Ökonomisierung unserer Welt zu finden.

Mit seinem Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" hat Thomas Piketty den Nerv der Zeit getroffen und eine länderübergreifende Debatte über den ungleichen Wohlstand losgetreten.


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