7.3.15

 

Die große Fehlkalkulation des Wladimir Putin

Als Russland im Frühjahr die Halbinsel Krim in der Ukraine annektierte, schäumten die Regierungen im Westen vor Wut. Wladimir Putin blieb gelassen. Die Welt werde sich letztendlich in die neue Grenzziehung fügen, ließ der russische Staatspräsident seine Berater damals wissen. Die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt werde die wirtschaftlichen Kosten der Sanktionen, die der Westen in Reaktion auf Putins dreiste Vorgehensweise verhängte, trotz ihrer beträchtlichen Auswirkungen schon schultern, gab sich der Kreml überzeugt.

Und mehrere Monate lang hatte es durchaus den Anschein, als würde sich Putins tollkühnes Wagnis tatsächlich auszahlen. „Seine Prognosen haben sich bewahrheitet“, sagte Alexej Kudrin, ehemaliger Finanzminister und langjähriger Putin-Berater im Mai. „Eine Menge Leute haben sich mit der Krim jetzt arrangiert, zumindest informell.“

Putin schien zudem davon überzeugt, dass die tief gehenden Beziehungen, die er über Jahre hinweg mit wichtigen Handelspartnern wie Deutschland gepflegt hatte, die negativen Auswirkungen begrenzen würden, berichten Personen, die damals mit ihm in Gesprächen standen.

Doch Putins Kalkül ging nicht auf, er hat sich gründlich verschätzt. Ausgeweitete Sanktionen versperrten Russland den Zugang zu Kapital und Technologie aus dem Westen. Die russische Wirtschaft geriet ins Taumeln und fing an, der Rezession entgegen zu rutschen. Und dann kam ein zweiter Schlag, den weder die westlichen Regierungen noch Russland vorhersehen konnten: Der Preis für Rohöl, das Lebenselixier der russischen Wirtschaft, sank seit Mitte des Sommer um 40 Prozent. Mit dem Preisrutsch spitzten sich die Auswirkungen der Sanktionen zu. Der Rubel ging in den freien Fall über. Mittlerweile hat eine ausgewachsene Währungskrise von Russland Besitz ergriffen, nachdem die Landeswährung am Dienstag gegenüber dem Dollar um bis zu 20 Prozent verloren hatte.

Die Probleme verdichten sich, doch Putin hat sich aufgrund seiner Fehleinschätzungen selbst seiner Optionen beraubt. Nachdem er das Jahr über die ökonomischen Kosten der Auseinandersetzung weitgehend ignoriert und liberal gesinnte Berater, die ihn vor den Folgen seiner Politik warnen wollten, vor den Kopf gestoßen und eliminiert hatte, habe er vor kurzem versucht, das Ruder herumzureißen, sagen in den Kurswechsel Eingeweihte.

Der Konflikt um die Ukraine hat zum eklatantesten Bruch zwischen Moskau und dem Westen seit dem Kalten Krieg geführt.

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