19.5.15

 

Bargeld überlebt auch in digitaler Welt

Einige Ökonomen treten für die Abschaffung ein, die Bevölkerung und Banken plädieren für Bares. 

 Plastikkarten statt Scheine und Münzen. Dem deutschen Ökonomen Peter Bofinger schwebt eine Welt ohne Bargeld vor. Damit könnte man Zeit an den Kassen sparen. Vor allem aber würden die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen austrocknen, so Bofinger im Spiegel-Interview. Der US-Ökonom Kenneth Rogoff legte am Montag im Handelsblatt nach: Bargeld gehöre abgeschafft. Erster Schritt sollte das Aus für große Geldscheine sein.

Nur noch Omas und Bankräuber bräuchten Münzen und Geldscheine, so die obskure Begründung völlig abgehobener "Top-Ökonomen" ohne jegliches Gespür für das Alltagsleben.  

Trotzdem zahlt die große Mehrheit der Österreicher am liebsten bar. Aus guten Gründen. Bargeld steht als Zahlungsmittel jedem Menschen zur Verfügung, ohne Vertrag, ohne Bindungsfrist, ohne Datenspur. Wer das Bargeld abschafft, schafft ein Stück Freiheit ab. Die Freiheit, anonym bezahlen zu können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Die Freiheit, im Falle von Strafzinsen, mein Geld vom Konto abheben zu können. Die Freiheit, Kontrolle über die eigene Geldbörse zu haben.

Derzeit wird ja gerade die Unschuldsvermutung in einer Schuldvermutung gegenüber dem Bürger umgewandelt. Die Konten werden gläsern, jeder Schein scheint verdächtig. Dabei ist das Argument, weniger Bargeld führe zu weniger Steuerbetrug oder Kriminalität, schlicht unglaubwürdig. Die sichere Steueroase ist für globale Verschleierungskünstler nur einen Mausklick entfernt. Kriminelle laufen heute nicht mit Geldsäcken herum, sondern hacken sich in IT-Systeme von Banken, saugen Kreditkartendaten ab oder verrechnen nie georderte Abos am Handy. Wer garantiert, dass sie nicht auch ganze Zahlungsverkehrssysteme lahmlegen und Überweisungen im Nirvana versickern lassen. Was dann?
Abschaffungs-Fans seien gewarnt: Die wenigen unbaren Vorteile für Banken und Staaten stehen in keinerlei Verhältnis zur Einschränkung von Freiheit und dem Mehr an Kontrolle und Überwachung.

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