18.11.15

 

Sprachstörung (Aphasie)

Die Aphasie ist eine besondere Form der Sprachstörung. Aphasiker können sich schlecht verständlich machen und oft nur schwer verstehen, was andere ihnen mitteilen möchten. Eine Aphasie tritt meist nach einem Schlaganfall auf, der die Sprachzentren schädigt. Auch ein Hirntrauma oder Gehirntumor kann eine Aphasie auslösen.


Grundformen im Überblick

Nach einem Schlaganfall auftretende Aphasien wirken sich ganz unterschiedlich aus - je nach Ausmaß der Schädigung im Gehirn. Jeder Patient hat ein sehr individuelles Krankheitsbild. Es gibt jedoch vier Grundformen der Aphasie:

Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie) - verwirrendes Kauderwelsch

Bei einem Teil der Aphasiker ist vor allem das Wernicke-Areal betroffen, in dem das Sprachverständnis sitzt. Das Wernicke-Sprachzentrum befindet sich im oberen Schläfenlappen des Gehirns. Die Patienten können Gesprochenes nur teilweise verstehen. Umgekehrt haben sie auch Probleme, ihre Gedanken verständlich mitzuteilen. Beim Sprechen verwechseln sie Worte und Laute und bilden lange, verschachtelte Sätze.

Menschen mit dieser Form der Aphasie bemerken oft selbst nichts von ihrer Sprachstörung. Die Worte sprudeln geradezu aus ihnen heraus, allerdings sehr verworren. Bei einigen Betroffenen ist die Aphasie so stark ausgeprägt, dass sie nur unverständliches Kauderwelsch äußern. Menschen mit Wernicke-Aphasie werden häufig als verwirrt ins Krankenhaus eingewiesen, weil ihre schlecht verständlichen Äußerungen als Ausdruck einer Denkstörung verstanden werden.

Broca-Aphasie (motorische Aphasie) - Sprechen im Telegrammstil

Bei Menschen mit einer Broca-Aphasie ist das Sprechzentrum im Gehirn betroffen (Broca-Areal). Es liegt im Stirnlappen des Gehirns. Die Sprachstörung betrifft hauptsächlich den Bereich der Sprachbildung, also das aktive Hervorbringen der Sprache. Deshalb bezeichnen Ärzte die Broca-Aphasie auch als motorische Aphasie.

Die Patienten können ihren Gesprächspartner zwar gut verstehen, haben aber Probleme, selbst Sätze zu formulieren. Die aktive Sprachproduktion ist bei dieser Form der Aphasie gestört. Die Patienten sprechen mühsam und stockend in unvollständigen, telegrammstilartigen Sätzen. Häufig verwechseln sie auch mehrere Laute, sie sagen beispielsweise "Meskel" statt "Messer". Spontan sprechen die Betroffenen fast gar nicht. Sie können lesen und schreiben, wobei ihre schriftlichen Fähigkeiten den sprachlichen entsprechen.

Die Broca-Aphasie darf nicht mit der sogenannten Dysarthrie verwechselt werden, einer Sprechstörung, bei der die Betroffenen aufgrund motorischer Störungen Probleme haben, verständlich zu sprechen.

Amnestische Aphasie - Suche nach Worten

Die amnestische Aphasie ist die Folge einer Schädigung des unteren Schläfenlappens am Übergang zum Scheitellappen des Gehirns. Dadurch leiden Menschen mit dieser Form der Aphasie vor allem unter Wortfindungsstörungen. Sie können ihr Gegenüber gut verstehen und auch selbst gut sprechen. Da ihnen aber die Worte fehlen, artikulieren sie oft nur zögerlich, verwenden häufig Statthalterworte wie "das Ding", "der da" oder "es" oder beschreiben kurzerhand die Eigenschaften des gesuchten Begriffs – sie sagen "das Ding, aus dem man Wasser trinkt" statt "das Glas". So kommt der Sprachfluss immer wieder ins Stocken. Die Wortfindungsstörungen treten auch beim Schreiben auf.

Globale Aphasie - schwerste Form

Die globale Aphasie ist die schwerste Form der Sprachstörungen. Betroffen sind sowohl das Zentrum für Sprachverständnis als auch das Sprechen. Die Schädigungen bei der globalen Aphasie sind sehr ausgedehnt und betreffen Teile des Stirn-, Schläfen- und Scheitellappens des Gehirns. Dadurch wird eine sprachliche Kommunikation nahezu unmöglich. Das Sprachverständnis der Betroffenen ist schwer beeinträchtigt, sodass diese bestenfalls sehr einfache Anweisungen verstehen. Das wesentliche Symptom sind sogenannte Sprachautomatismen, die sich durch häufig wiederkehrende, formstarre Äußerungen auszeichnen. Einige Patienten mit globaler Aphasie verwenden nur noch Wortbruchstücke oder sinnlose, sich wiederholende Silben wie "dadada". Andere benutzen automatisierte Floskeln wie "ach je“ oder "mein Gott".

Aphasie: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Eine Aphasie wird durch eine Störung oder Verletzung der Sprachzentren im Gehirn ausgelöst. Ursachen sind:

Wie wird sie behandelt?

Für die Behandlung der Aphasie ist es entscheidend, wie stark die Schädigung ist und welche Form der Aphasie vorliegt. Dies ermittelt ein Logopäde (Sprachtherapeut) mithilfe spezieller Tests (meist Aachener Aphasie-Test, AAT). Er stellt vorgegebene Fragen zu Erkrankung, Beruf, Familie und Freizeitaktivitäten. Die anschließende Analyse des spontan Gesagten zeigt Sprachauffälligkeiten auf wie:
Weitere Sequenzen des Tests untersuchen:

Therapie - Programm in Stufen

Aphasiker sollten sich so früh wie möglich sprachtherapeutisch behandeln lassen. Aber auch Jahre später sind noch Erfolge zu erzielen.

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