10.1.16

 

Die Renaissance - Aufbruch in eine neue Zeit

 Die Renaissance - eine Zeit der Rückbesinnung auf antike Werte und humanistische Ideale. Aber auch eine Epoche des Aufbruchs, der künstlerischen Blüte und der wegweisenden Erfindungen.
In Antwerpen riecht der Aufbruch in eine neue Zeit nach Druckerschwärze, Petroleum und Leder. Am "Freitagsmarkt" führt der Verleger Christoph Plantnin im 16. Jahrhundert eine der größten Buchdruckereien der damaligen Zeit und wird so zum wichtigsten Vertreter seiner Zunft seit Gutenberg. Auf Geheiß des spanischen Königs Philipp II. fertigt Plantin die "Biblia Polyglotta", ein mehrbändiges Meisterwerk der Buchdruckkunst, die den Bibeltext in fünf Sprachen enthält. Zur damaligen Zeit ist Antwerpen die größte Stadt nördlich der Alpen, ein wichtiges Handelszentrum und internationale Kulturstadt. Plantins Druckerei wird bald zum Treffpunkt von Gelehrten, Wissenschaftlern und Kirchenmännern. In der Bibliothek der Familie Plantin-Moretus befinden sich bald über 25.000 Werke, Hunderte von Handschriften, die den Wissenstand der Renaissance abbilden.
Die Zeit setzte dem Meisterwerk schwer zu
© SWR Lupe
"Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci
Zur Zeit der Renaissance lebte und wirkte auch einer der größten bildlichen Schöpfer der Geschichte: Leonardo da Vinci. Der Universalgelehrte betätigte sich auf zahlreichen Gebieten, als Militärtechniker, Ingenieur, Architekt, Maler und Bildhauer. Eines seiner berühmtesten Gemälde entstand zwischen 1495 bis 1497 im Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand: "Das letzte Abendmahl". Im früheren Speisesaal der Mönche nutze da Vinci eine ganze Wand für die Szene, Jesus inmitten seiner Jünger beim Abendmahl vor seiner Verhaftung. Schon zur Zeit seiner Entstehung galt das Gemälde als Meisterwerk, doch die Zeit setzte ihm schwer zu. Es wurde überschmiert, verätzt und verkratzt, die Wände faulten von innen, Teile des Klosters wurden im zweiten Weltkrieg getroffen. Nur durch immer neue und aufwendigere Restaurationen konnte das "Abendmahl" erhalten werden. Selbst 500 Jahre nach seiner Entstehung zieht da Vincis Arbeit immer noch die Menschen an.
Auf der Suche nach dem perfekten Bau
© SWR Lupe
Schloss Chambord, Frankreich
Nicht nur in Italien hinterließ Leonardo da Vinci seine Spuren. Im Tal der Loire ließ der französische König Franz I. das Schloss Chambord erbauen, als Sinnbild eines neuen Zeitalters. An dem prunkvollen Bauwerk sticht ein Merkmal besonders hervor: Eine doppelte Wendeltreppe, entworfen von Leonardo da Vinci. Sie ist so angelegt, dass eine Person auf der einen Seite hinauf- und gleichzeitig eine andere Person auf der Treppe hinabgehen kann. Man sieht einander, trifft sich jedoch nicht. Leonardo da Vinci hat sein Werk übrigens selbst nie gesehen, er starb, bevor der Bau des Schlosses begonnen hatte.
Die Ästhetik der Antike war ein wichtiges Vorbild für die Baumeister der Renaissance. Kaum wird dies deutlicher als in Vicenza, auf halbem Weg zwischen Verona und Venedig: Hier hat der Architekt Andrea de Palladio eine ganze Stadt geprägt und sie komplett umgestaltet. Palladio strebte den perfekten Bau an, er verbindet klassische Eleganz mit antiken Elementen wie der Säule. Innerhalb und außerhalb der Stadtmauern findet man seine Werke, viele der wohlhabenden Familien von Vicenza ließen sich Palazzi in der Stadt und auf dem Land von Palladio bauen.
Italien war das Zentrum der Renaissance
© SWR Lupe
Mantua, Italien
Italien ist das Kernland der Renaissance. Hier finden sich viele der prägendsten Bauten und Kunstschätze dieser Zeit. Um das Jahr 1600 war Mantua ein Zentrum der Kultur und lockte Dichter, Musiker, Künstler und Architekten an. Auch in Ferrara wirkt die Renaissance heute noch lebendig. Doch nicht nur Glanz und Glorie dieses Zeitalters spiegeln sich in den Bauten und Kunstwerken der Stadt wieder. Auch das Verhältnis der Menschen zur Kirche und den herrschenden Würdenträgern veränderte sich. In Ferrara predigte der Mönch Savonarola gegen den verschwenderischen Lebensstil der Kirchenfürsten. Seine Überzeugungen musste er mit dem Leben bezahlen, doch er wurde auch zu einem wichtigen Vorläufer der Reformation.
Wissenschaft veränderte das Weltbild
Lupe
Pisa, Italien
Auch die Wissenschaft veränderte mit neuen Entdeckungen und bahnbrechenden Erfindungen das Weltbild der Menschen in der Renaissance nachhaltig. Nikolaus Kopernikus revolutionierte althergebrachte Vorstellungen - nicht die Erde, sondern die Sonne sei der Mittelpunkt des Universums. Die Kirche reagierte mit Schreck und Drohungen, doch konnte den Vormarsch des Wissens nicht aufhalten. Die Erkenntnisse Kopernikus' bildeten die Grundlage für die Forschungen Galileo Galileis. In Pisa führte er seine Experimente zum freien Fall durch.Die Renaissance war eine Zeit der künstlerischen und intellektuellen Errungenschaften. An ihrem Ende steht der Beginn der Reformation und die Spaltung der Kirche. In Wittenberg schlägt Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosstür und leitet so ein neues Zeitalter ein.

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