21.1.16

 

Syrien: Bischof erhofft nichts von Genfer Friedenstreffen

Der chaldäische Bischof von Aleppo erhofft sich nichts von der bevorstehenden Friedenskonferenz zu Syrien, die am 28. Januar in Genf stattfinden soll. Die derzeit zu beobachtenden Gewaltexzesse in Syrien auf allen Seiten seien ein gezielter Vorwand, um bei den Verhandlungen eine diplomatische Lösung zu torpedieren, sagte Bischof Antoine Audo im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Wir können sagen, dass heute das schlimmste, was es in Syrien gibt, diese Logik der Gewalt ist, die von jeder Gruppe legitimiert wird. Ich denke, viele Leute wollen mit dieser Gewalt weitermachen, besonders jetzt vor dem Treffen von Genf am 28. Januar (wenn zum dritten Mal Vertreter der syrischen Regierung und der Opposition zu Friedensverhandlungen zusammenkommen, Anm. der Red.). Sie steigern ihre Gewalt, um dann sagen zu können, es gibt keine politische Lösung des Problems, sondern wir müssen mit dem Krieg weitermachen und die Logik der Gewalt bedienen. Die Dinge werden sich so wie bisher fortsetzen, wenn nicht eine internationale Autorität auftritt, die dazu in der Lage ist, die Gewalt zu beenden.“

Hintergrund von Bischof Audos Aussage ist das jüngste Massaker des sogenannten „Islamischen Staates“ gegen Zivilisten in der ostsyrischen Stadt Deir ez-Zor. Dort sollen die Angehörigen der Terrormiliz mehr als hundert Menschen getötet haben, nach staatlichen syrischen Angaben sogar deutlich mehr: die Agentur Sana spricht von 300 Toten, die Hälfte davon geköpft, andere gekreuzigt, sowie mindestens 400 Entführten. Der Bischof von Aleppo begründet seine Skepsis bezüglich der Staatengemeinschaft mit einer Reihe von Eigeninteressen.

„Sie reden von Frieden, aber in Wirklichkeit sind da wirtschaftliche Interessen auf höchster Ebene wie etwa das Interesse daran, Waffen zu verkaufen. Und so geht der Krieg weiter. Es gibt keine echte Entschlossenheit, Frieden zu erlangen, das ist unser Eindruck von innerhalb Syriens. Dieser Kampf, auch zwischen Sunniten und Schiiten auf regionaler Ebene, ist verflochten mit Interessen sei es aus Saudi-Arabien und der Türkei, sei es aus dem Iran.“

Die verbliebenen syrischen Christen „beten und tun alles, um einen Geist der Versöhnung und des Friedens zu ermutigen“, fuhr Audo fort, der auch Präsident der syrischen Caritas ist. „Aber seit fünf Jahren sind die Dinge für uns einfach schrecklich.“

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