25.3.16

 

Europäische Terrorabwehr - Lippenbekenntnisse und Luftschlösser

Es ist schon ein Reflex nach Anschlägen in Europa: mehr Daten-Austausch, Zusammenarbeit der Geheimdienste. Auch nach den Brüssel-Attentaten sind sich die EU-Minister einig. Europäische Terrorabwehr, gar ein europäischer Geheimdienst? Sicherheitsbeamte sind da skeptisch.

Das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum in Berlin-Treptow, kurz GTAZ, gilt als Erfolgsmodell: 40 Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern sitzen hier an einem Tisch - die Landeskriminalämter und Landesverfassungsschutzbehörden, sowie das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst und andere Bundesbehörden.
Gemeinsam bewerten sie alle wichtigen Terror-Informationen, die die Behörden erreichen. Sinnvoll ist das deshalb, weil die Verantwortung für die Sicherheit in Deutschland auf viele Schultern verteilt ist. "Wir sind in Deutschland dezentral organisiert in den Ländern, mit starken Landespolizeien, und eine dezentrale Organisationsstruktur braucht eine zentrale Informationssteuerung - und genau das brauchen wir jetzt in Europa", sagt Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Angesichts dieser Ausgangslage wäre es naheliegender, die bereits bestehenden Instrumente zu nutzen. Doch auch da liegt einiges im Argen. "In einem ersten Schritt brauchen wir auf jeden Fall einen besseren Datenaustausch, das erfolgt völlig unzulänglich, wir haben nicht einmal einen einheitlichen Gefährderbegriff", kritisiert der SPD-Innenexperte Burkhard Lischka.

Unterschiedliche Standards

Tatsächlich gibt es innerhalb der EU unterschiedliche Standards bei der Frage, wer als islamistischer Gefährder eingestuft wird. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von Datenbanken, die nicht miteinander kommunizieren. Doch das Schlimmste ist: Sie werden von vielen gar nicht gefüttert.
Da ist die Eurodac-Datenbank, in der Asylbewerber und illegale Einwanderer erfasst werden samt Fingerabdrücken. Doch gerade Griechenland und Italien, so ein Sicherheitsexperte, gäben so gut wie keine Daten ein. Der Grund: Weil auf diese Weise dokumentiert wäre, wo ein Asylbewerber zuerst erfasst wurde und damit auch wohin er von anderen EU-Ländern zurückgeschickt werden könnte. Daneben gibt es die VIS-Datenbank, die alle Personen erfasst, die ein Schengen-Visum beantragen.

 


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