25.3.16

 

Woran der gemeinsame Anti-Terror-Kampf scheitert

Über europäische Islamisten existieren viele Informationen. Nur beim Austausch hapert es. Möglichkeiten gäbe es reichlich, allein der Wille fehlt. Experten sehen dafür einen einfachen Grund, der derzeit nicht zu überwinden sein dürfte.

Fast reflexartig fordern Politiker nach Terroranschlägen härtere Gesetze oder neue Institutionen. Das ist nach den Attentaten in Brüssel anders. Innenminister Thomas de Maizière verlangte als Reaktion stattdessen eine bessere Verknüpfung von bislang getrennten "Datentöpfen".

Hinter der verschwurbelten Formulierung verbirgt sich wohl auch die Einsicht, dass eine bessere europäische Zusammenarbeit nicht an Gelegenheiten, sondern an mangelnder Bereitschaft scheitert. Denn tatsächlich arbeiten Polizei und Geheimdienste in Europa seit den 1970er-Jahren innerhalb verschiedener Institutionen zusammen. Doch offenbar, so zeigen die jüngsten Terroranschläge, ist die Zusammenarbeit lückenhaft.

Europol-Mitarbeit ist freiwillig

Deshalb gründete das Europäische Polizeiamt Europol im Januar sein "European Counter Terrorism Centre" (ECTC). 40 bis 50 Spezialisten sollen beim ECTC Informationen über Terroristen zusammentragen und auswerten - auf einer eigenen Plattform. Dazu werden bereits existierende Abteilungen fusioniert. Etwa die Kontaktstellen "Hydra" und "Travellers", in der Europol Daten über "ausländische terroristische Kämpfer" speichert. Auch die Finanzströme von Terroristen sollen sichtbar werden. Geleitet wird das Zentrum von Manuel Navarrete Paniagua, einen Polizeioffizier der spanischen Guardia Civil, der laut Europol "weitreichende praktische Erfahrung in der Terrorismusbekämpfung hat".
Doch der Plan funktioniert nur, wenn die Mitgliedsstaaten liefern. Eine Verpflichtung gibt es jedoch nicht, denn wie der gesamte Bereich der inneren Sicherheit ist die Terrorabwehr eine nationale Domäne.
Darin steckt ein Teil des Problems, meint Hans-Georg Ehrhart. "Je mehr ich kooperiere, umso schwieriger ist es, die eigene Sache voranzutreiben", sagt der Leiter des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg im Gespräch mit tagesschau.de. Machtfragen spielten eine wichtige Rolle, aber auch die Tatsache, dass es sich um den "sensibelsten aller Kooperationsbereiche" drehe. Vizekommissionspräsident Frans Timmermans drückte es jüngst so aus: Unter den Mitgliedsstaaten gebe es ein gewisses Misstrauen, ob Informationen "sicher in den Händen meiner Freunde sind".

 

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