28.10.16

 

Mitarbeiter in der Flexi-Falle

Flexible Mitarbeiter, das wünschen sich viele Unternehmen: Doch immer mehr Firmen reicht das nicht. Sie beschäftigen ihre Mitarbeiter auf Abruf, dass heißt nur dann, wenn Arbeit anfällt. 

Für viele Betroffene in dieser "Flexi-Falle" wird dann die Lebensplanung immer schwieriger. Ihnen wird zwar eine bestimmte Anzahl an Stunden garantiert, aber Vorgesetzte entscheiden kurzfristig, wann sie im Unternehmen arbeiten.

Offenbar kein Einzelfall

Tausende Firmen machen das inzwischen so. Und es werden immer mehr. Laut einer aktuellen Arbeitsmarktstudie des DGB sind es inzwischen 13 Prozent aller Firmen mit mindestens zehn Angestellten. Besonders in der Gesundheitsbranche, in der Gastronomie und im Einzelhandel warten in den unteren Lohngruppen Beschäftigte zu Hause auf ihren Einsatz. Darunter sind sehr viele Mini-Jobber und Teilzeitkräfte. "Zur-Sache"-Reporter Benjamin Cors über die oft prekären Arbeitsverhältnisse, die mit vielen Risiken verbunden sind.

DGB-Landesvorsitzender Dietmar Muscheid nimmt Stellung

Der rheinland-pfälzische DGB-Landesvorsitzende Dietmar Muscheid kritisiert, dass Beschäftigungsformen auf Abruf zunehmen. Mitarbeiter warten auf einen Einsatz und werden oft sehr kurzfristig in die Firma bestellt. "Die Politik nimmt die Dimensionen dieses Problems noch nicht wahr und Politik wiegt sich wohl ein Stück weit noch in dem Glauben, dass alles ein überschaubares Phänomen wäre. Wir befürchten es nimmt zu und deswegen ist Politik zum Handeln gefordert", so Muscheid.

Dietmar Muscheid: "Laut neuer DGB-Studie sind fünf Prozent aller Beschäftigten betroffen."
Hintergrund der Forderung ist eine aktuelle Untersuchung des DGB, in der aktuelle Arbeitsmarkt-Studien ausgewertet wurden. Danach beschäftigen bereits 13 Prozent aller Betriebe mit mindestens zehn Beschäftigten Mitarbeiter auf Abruf. Rund fünf Prozent aller Beschäftigten seien bereits betroffen. Für den DGB-Landesvorsitzenden stehen dahinter auch viele prekär beschäftigte Mitarbeiter auf Abruf. Arbeitgeber setzten sie so ein, wie es ihnen am besten passe, so Muscheid, "… in viel zu vielen Bereichen. Da gilt wirklich nur Arbeit auf Abruf, da gilt, dass der Arbeitnehmer heute nicht weiß, ob er morgen, übermorgen oder wann auch immer gebraucht wird. Das heißt, diese Unberechenbarkeit, die Privatleben unmöglich macht, das ist das eine, was wir kritisieren. Das andere ist, man muss sich auch bewusst sein, dass Arbeit auf Abruf bedeutet, der Arbeitgeber entscheidet, wie viel der Arbeitnehmer verdient, je nach Arbeit und Umfang und von daher ist das ein Abhängigkeitsverhältnis nur zu Lasten der Arbeitnehmer und das ist nicht in Ordnung so."

Laut der Datenauswertung des DGB warten inzwischen besonders in der Gastronomie, im Bereich Gesundheit- und Sozialwesen und im Einzelhandel Beschäftigte zu Hause auf ihren Einsatz. Darunter seien sehr viele Mini-Jobber und Teilzeitkräfte. "Wir befürchten“, so Muscheid gegenüber "Zur Sache Rheinland-Pfalz!", "dass das Phänomen wachsen wird, das heißt, die Zahlen sind schon beeindruckend genug, aber wir befürchten, dass es da noch weitere Begehrlichkeiten gibt." Jetzt sei dringend die Politik gefordert: "Wir brauchen Regeln, wir brauchen klare Grenzen und dann kann man über die Gestaltung von Flexibilität reden, aber nicht Flexibilität nur in der Entscheidungskompetenz des Arbeitgebers." Bislang, so die Verfasser der DGB-Studie, werde diese Form der prekären Beschäftigung in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte kaum wahrgenommen.

SWR Doku

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