9.3.17

 

Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin

Lenin gilt als Anstifter der russischen Oktoberrevolution 1917. Doch so ganz stimmt das nicht. Wenn man die Oktoberrevolution von 1917 genau nachvollzieht, ergibt sich sogar eine ganz andere Geschichte. Lenin erscheint von den Ereignissen überwältigt und autoritätslos gegenüber seinen Truppen. Plötzlich hat er nur noch wenig mit dem Helden gemein, als der er heute gefeiert wird.

Lenin ist ein verwirrender Fall. Noch bevor er im Oktober 1917 den Sieg davontrug, tat sich der Revolutionär als Orakel hervor: Der bolschewistische Volksaufstand, den er lange gefordert hatte, fand statt und war von Erfolg gekrönt. Sein Triumph veränderte die Welt, und Lenin ging als legendärer Visionär in die Geschichte ein. Es scheint, als hätte Lenin alles vorhergesehen und von Anfang an richtig geplant. „Good Bye, Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin“ will dieses Heldenbild hinterfragen. Um zu verstehen, warum Lenin an die Macht geriet, muss man die Revolution selbst genauer betrachten. Denn sie war vor allem eine willkürliche, unkontrollierbare Abfolge von Ereignissen, in der alles ungewiss war und die alles mitriss, was sich ihr in den Weg stellte … Zusammen mit dem Historiker und Russlandexperten Marc Ferro und Michel Dobry, Experte für politische Krisen, löst der Film die letzten Rätsel der russischen Oktoberrevolution. Lenin erscheint – wie viele andere – von den Ereignissen überwältigt und autoritätslos gegenüber seinen Truppen. Er segelte auf Sicht, war oft abwesend und musste vielen unerwarteten Wendungen machtlos zusehen. Und nur indem er eine solche Wendung schließlich zu seinem Vorteil nutzt, kommt er in letzter Sekunde doch noch ans Ziel …

arte Doku

Kommentar:
Leider wird Lenin selbst in diesem Zusammenhang von den Autoren allzu gütig behandelt, und im wesentlichen als Idealist dargestellt, der unermüdlich die sozialistische Revolution bzw. den Aufstand der Bolschewisten forderte und vorantrieb. Danach ist Lenin irgendwie "in der Regierung" ... bis er dann durch einen Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselt wurde und an Bedeutung verlor. Da fehlt aber so einiges. Die dunklen Seiten Lenins, die menschenverachtende Haltung und der Terror gegen die eigene Bevölkerung wurden ausgeblendet.

Nach dem geglückten Aufstand der Bolschewiki in Petrograd - die dort stets eine Minderheit waren - hatte das "größte Land der Welt" irgendwann plötzlich - wie durch Zauberhand? - eine bolschewistische Regierung. Aber wie konnte das gehen? Durch brutale Gewalt, Unterdrückung und rücksichtslose Verfolgung der politischen Gegner.

Und wie war denn nun diese "bolschewistische Regierung" Lenins sonst noch, wie war deren Auswirkung auf das Land und die Bevölkerung? In der Dokumentation so gut wie nichts dazu, es wird genau 2 Sekunden lang eine Aufnahme von einem abgemagerten, verhungernden Menschen gezeigt, mit dem vagen Hinweis, dass die Requirierungspolitik der Bolschewisten doch wohl negative Auswirkungen auf die Landbevökerung gehabt hätte ... allerdings, das kann man wohl laut sagen. Gab es da eine Inkompetenz der Verwaltung, ein Versagen der Regierung, auch unter Lenin und seinen Bolschewisten? Sozialismus nicht mehr als Wunschdenken, aber mit gravierenden Kollateralschäden?
Wer mehr darüber wissen will, wer Lenin war, welchen menschenverachtenden Terror er in Russland zu verantworten hatte und welches Leid er über seine Landsleute brachte, dem sei folgendes Buch wärmstens empfohlen:
"Das Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror" von Stéphane Courtois u.a.


Breaking News: Zar gestürzt - Revolution in Russland

Am 16. März 1917 wird der russische Zar gestürzt. Nach mehr als 300 Jahren endet die Herrschaft der Romanows. Das Riesenreich droht im Chaos zu versinken, das Volk ist auf der Straße, die Truppen meutern. „Breaking News: Zar gestürzt – Revolution in Russland“ zeichnet dieses bedeutende historische Ereignis von 1917 nach.
„Breaking News: Zar gestürzt – Revolution in Russland“ schaltet aus dem News-Studio in Straßburg zu internationalen Korrespondenten in Moskau, Berlin, Washington und Paris. Die Börsenexpertin der ARD, Anja Kohl, wird eine Einschätzung der Finanzmärkte geben. Reporter berichten vor Ort über die aktuelle Lage in Petersburg. Wer regiert jetzt das Riesenreich? Wo ist die Zarenfamilie? Was bedeutet das Ende der Romanows für die anderen europäischen Herrscherhäuser? Der russisch-deutsche Schriftsteller Wladimir Kaminer zeichnet ein Stimmungsbild der russischen Künstlerszene in der Emigration. Der Maler Marc Chagall und der Fotograf Sergej Prokudin-Gorski erläutern ihre Ansichten zum Zarensturz. Experten im Studio helfen, die Hintergründe dieser Revolution zu analysieren. Was erzählen die Bilder, die im Stil von YouTube-Clips aus der Mitte der Revolution ins Nachrichtenstudio gelangen? Wie geht es der Bevölkerung?

Arte

Kommentare:
Sehr irritierend. Das Breaking-News-Format ist weder informativ noch innovativ. Es soll ein geschichtiches Dokumentar sein, kein Spektakel. Das Format hat sogar narzisstisce Züge: Es inszeniert sich, statt der Erkenntnis zu dienen. Tun Sie bitte das nie wieder!

Sehr irritierend,
die mediale Aufbereitung in Form einer zeitgenössischen Nachrichtensendung,
wirkt unglaubwürdig inszeniert- fiktional- nicht wissenschaftlich. Es gab damals nicht diese Medien.
Es ist also reine Fiktion in dieser Form über diese Zeit zu berichten, die simuliert real zu sein. Passt nicht zu einem wissenschaftlichen Anspruch. Vermischung von Fiktion und Dokumentation, lässt die Dokumentation auf die Dauer zu Fiktion werden.

Der Ansatz ist wohl nur so zu verstehen: Wie können wir Uninteressierten historische Ereignisse näherbringen?

gelungenes Experiment aus meiner Sicht.... dadurch werden die Ereignisse von damals in die Gegenwart transportiert... interessantes Gefühl...

 

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