27.11.17
Arthrose im Knie
Wenn es im Knie knirscht, schmerzt und brennt, ist häufig eine Arthrose
schuld. Selbst alltägliche Bewegungen wie Treppensteigen, Hinsetzen oder
Spazieren können dann zur Qual werden. Doch dagegen lässt sich einiges
tun.
Ein steifes Knie am Morgen, das Gefühl, eingerostet zu sein, und
Schmerzen beim Treppensteigen. Die Ursache hinter diesen Beschwerden ist
häufig Arthrose im Knie. Darunter versteht man Verschleißerscheinungen
am Kniegelenk, die zu einer Zerstörung des Gelenkknorpels führen.
Auslöser sind neben der natürlichen Abnutzung im Alter auch
Überlastungen, zum Beispiel durch X- oder O-Beine, durch Übergewicht
oder schlecht verheilte Brüche. Arthrose entsteht aber auch durch
Verletzungen wie einem Meniskusschaden sowie beschädigte Bänder im Knie.
Wellness fürs Knie
Patienten können einiges tun, um eine Arthrose aufzuhalten. Ideal sind
gleichförmige, harmonische Bewegungen wie beim Schwimmen, Radfahren oder
Walken, denn sie belasten die Knie, ohne sie zu überlasten. Wellness
fürs Knie sozusagen. Abrupte Bewegungen oder permanentes Hocken wie beim
Pflastern, Fliesenlegen oder Unkrautzupfen sind dagegen Gift für die
Gelenke. Günstiger ist hier eine Haltung, wie sie vom klassischen
"Kniefall" beim Heiratsantrag bekannt ist: Ein Bein ist vorne
aufgestellt, das andere kniet auf einem Polster.
Das Knie ist das größte Gelenk unseres Körpers. Da wir es pro Jahr ungefähr eine Million Mal beugen und strecken, fallen auch zwei, drei Kilo zu viel auf der Waage ins Gewicht. Ein gesundes Körpergewicht hilft also auch dem Knie.
Das Knie ist das größte Gelenk unseres Körpers. Da wir es pro Jahr ungefähr eine Million Mal beugen und strecken, fallen auch zwei, drei Kilo zu viel auf der Waage ins Gewicht. Ein gesundes Körpergewicht hilft also auch dem Knie.
Orthopädische Hilfsmittel
Spezielle Schuheinlagen können das Laufen beschwerdefreier machen und
vor weiteren Fehlbelastungen im Knie schützen. Kniebandagen und Orthesen
stützen außerdem. Oft spüren die Patienten durch die Orthesen eine
erhöhte Sicherheit im Knie. Orthopädische Hilfsmittel verschreibt in der
Regel der Arzt, die Patienten müssen eine Zuzahlung leisten.
Medikamente im Akutfall
Schmerzmittel lindern akute Beschwerden, hemmen Entzündungen und erhöhen
die Beweglichkeit. Allerdings können freiverkäufliche Schmerzmittel
nicht gut für den Magen, die Leber oder die Nieren sein und sind daher
nicht für den dauerhaften Gebrauch geeignet. In einigen Fällen wird auch
Kortison direkt ins Gelenk gespritzt. Die Anwendung sollte jedoch auf
wenige Spritzen im Jahr beschränkt bleiben, denn es besteht immer ein
Risiko für Infektionen.
Mit Nadeln gegen Schmerzen
Es gilt als wissenschaftlich belegt, dass Akupunktur gegen Arthrose
bedingte Knieschmerzen hilft. Therapeuten findet man in Praxen für
Naturheilkunde und in Zentren für Traditionelle Chinesische Medizin
(TCM). Die gesetzlichen Kassen erstatten in der Regel die Kosten. Das
gilt auch für physiotherapeutische Behandlungen. Reizstrom und gezielte
Krankengymnastik können zu einer Schmerzlinderung beitragen.
Kälteanwendungen tun bei akuten Knieschmerzen mit Entzündung gut. Warme
Auflagen und Bäder helfen im chronischen Stadium einer Arthrose.
Letzter Ausweg: künstliches Gelenk
Eine Operation und ein künstliches Gelenk sind immer die letzte Option
der Therapie. Pro Jahr werden in Deutschland aktuell rund 170.000
künstliche Kniegelenke eingesetzt. In rund 17.000 Fällen muss das
künstliche Gelenk gewechselt werden. Die Entscheidung, ob man wirklich
ein künstliches Gelenk braucht, hängt oft von der individuellen
Lebensqualität ab, die einem noch bleibt: "Wir fragen immer: Wie hoch
ist der Schmerzmittelverbrauch? Wie weit ist die Gehstrecke, die noch
absolviert werden kann? Welche Alltagsbelastungen gehen nicht mehr?",
sagt unser Studiogast Dr. Thomas-Peter Ranke, Chefarzt an der
Hohwald-Klinik im sächsischen Neustadt. Über 650 Patienten werden hier
pro Jahr mit einem künstlichen Gelenk versorgt. Doch ein Restrisiko
bleibt. "Ein neues Kniegelenk ist ein künstliches Hilfsmittel, es bleibt
ein metallischer Fremdkörper. Und es gibt keine 100-prozentige
Sicherheit, dass alles gut geht", so Dr. Ranke.
Intelligente Kniebandage hilft bei der Reha
Die Knie-OP ist erfolgreich überstanden, der Patient nach Hause
entlassen. Im Idealfall mit einem Übungsprogramm für sein Knie. Doch
dann ist er oft auf sich allein gestellt. Hilfe verspricht in Zukunft
eine intelligente Kniebandage. Forscher am Fraunhofer Institut Berlin
entwickeln sie gemeinsam mit den belgischen Forschungsinstituten
Centexbel und Mobilab.
Die Bandage soll nicht nur zum Üben motivieren, sondern auch erkennen,
ob der Patient richtig oder falsch trainiert. "Das Kernstück der Bandage
sind textile, atmungsaktive Sensoren, die hochdehnbar sind. In
Kombination mit anderen Sensoren, die wir noch integriert haben, können
wir eine sehr akkurate Messung des Kniewinkels garantieren", erklärt
Projektleiter Malte von Krshiwoblozki vom Fraunhofer IZM. Über Bluetooth
verbindet sich die Bandage mit dem Smartphone oder Tablet. Der Patient
kann dann über eine App verschiedene Übungen abrufen. Die Videos leiten
ihn an und sollen motivieren, regelmäßig zu üben. Ein Messdisplay zeigt
zudem, ob die Übung im richtigen Winkel ausgeführt wird.
Zusätzlich werden die Messwerte gespeichert. Sie können später vom Arzt
oder Therapeuten abgerufen und kontrolliert werden, so Malte von
Krshiwoblozki: "Er kann dem Patienten dann andere Übungen aufgeben,
schon gut absolvierte Übungen wieder aus dem Programm nehmen oder, wenn
es sich um einen Ernstfall handelt , kann er den Patienten direkt in die
Praxis bestellen." Noch ist die Bandage ein Prototyp und muss in
nächster Zeit noch einige Zuverlässigkeitstests durchlaufen. In etwa
zwei Jahren, so hoffen die Forscher, soll sie auf den Markt kommen.
Nase heilt Knie
Forscher des Schweizer Universitätsspitals Basel sind einer innovativen
Behandlungsmethode auf der Spur: Aus der Nase, genauer gesagt aus der
Nasenscheidewand entnehmen sie Knorpelzellen und können diese im Labor
zu einem funktionsfähigen Gewebe züchten. Damit lässt sich beschädigtes
Knorpelgewebe im Kniegelenk ersetzen und heilen. In einer ersten Studie
wurde nun nachgewiesen, dass das tatsächlich funktioniert. Die ersten
Patienten, bei denen die Methode eingesetzt wurde, gaben an, hinterher
viel weniger Schmerzen zu haben. Allerdings müssen die Forscher jetzt
noch in weiteren Studien zeigen, ob die Methode auch langfristig
erfolgreich sein kann.