20.2.18

 

Molekularbiologische Medikamente und ihre Nachbauten auf dem Vormarsch

Wenn man den Begriff Biologika hört, könnte man meinen, es handle sich um naturheilkundliche Mittel, biologische Kräuterextrakte oder so.

Eher das Gegenteil ist der Fall. Biologika ist der Übergriff für eine wichtige Gruppe von Medikamenten, die mithilfe von Gentechnik in lebenden Zellen, also biotechnologisch, hergestellt werden.

Viele Einsatzgebiete
Sie kommen unter anderem in der Therapie von Krebs, Rheuma, Darmentzündungen, Psoriasis, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes zum Einsatz und sollen gezielter als herkömmliche Medikamente wirken.

Das älteste und allgemein bekannte Beispiel ist das Hormon Insulin. Biologika sind Eiweißstoffe oder Nukleinsäuren, die in Körperabläufe eingreifen, um Krankheiten günstig zu beeinflussen. In der EU sind etwa 135 derartige Wirkstoffe zugelassen. Auch die gentechnisch erzeugten, therapeutischen monoklonalen Antikörper (gegen autoimmunbedingte Krankheiten, Krebs, etc.) gehören zu dieser Gruppe von Arzneimitteln. Außerdem Gerinnungsfaktoren, der Blutwachstumsfaktor Erythropoietin, Interferone, Interleukine usw.

Nun läuft bei vielen dieser Substanzen der Patentschutz ab und es werden in den kommenden Jahren viele Nachbauten, sogenannte Biosimiliars, auf den Markt kommen.
Schützende Proteine

Der Wirkmechanismus der Biologika beruht darauf, dass sie in entzündungsfördernde Prozesse des Immunsystems eingreifen. Dies tun sie, indem sie bestimme Komponenten funktionslos machen oder aber die Stellen, an denen diese ihre Wirkung entfalten würden, belegen. Bei entzündlichen Krankheiten wie Rheuma werden etwa die Zytokine, eine Art Botenstoffe, die beim Informationsaustausch von Zellen des Immunsystems eine besondere Rolle spielen, beeinflusst.
Entlastung fürs Gesundheitsbudget

Obwohl sie die Genesungschancen verbessern können, bekommen längst nicht alle Patienten Biologika. Bei Rheuma kommen sie erst zum Einsatz, wenn die Basismedikation nicht ausreicht. Das hat vor allem ökonomische Gründe: Biologika sind um bis zu hundertmal teurer als herkömmliche Präparate.

Durch die deutlich billigeren Biosimiliars wird sich hier einiges ändern.

Qualität der Nachbauten
Auch wenn sich der Vergleich aufdrängt: Biosimilars sind nicht das Gleiche wie Generika. Der offensichtlichste Unterschied besteht in der Größe: Biosimilars sind große, komplexe Moleküle, Generika hingegen sind eher klein. Zum Vergleich: Das Molekulargewicht (das Maß für die Größe eines Moleküls) liegt bei Biosimiliars zwischen 3.000 und mehr als 150.000 Dalton. Die Acetylsalicylsäure hat ein Molekulargewicht von 180 Dalton.

Gleich gut, gleich sicher?
Das ist die entscheidende Frage. Die meisten Experten gehen davon aus, dass dem so ist. Denn Biologika und Biosimilars müssen entsprechend ihres komplexeren Aufbaus ein aufwändigeres Zulassungsverfahren der EMA (europäische Arzneimittelbehörde) bestehen als andere Medikamente und Generika.

Univ.-Prof. Dr. Michael Freissmuth
Institutsvorstand am Institut für Pharmakologie, Leiter des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie an der MedUni Wien
Währinger Straße 13a
1090 Wien
01/40160/31371
E-Mail
Zentrums für Physiologie und Pharmakologie

Prim. Univ.-Prof. Dr. Felix Keil
Facharzt für Innere Medizin - Hämato-Onkologie, Abteilungsvorstand der Hämatologie und Onkologie am Hanusch Krankenhaus Wien
Hanusch Krankenhaus
3. Medizinische Abteilung
Heinrich Collin-Strasse 30
1140 Wien
+43 1 910 21 - 85411
E-Mail

Felix Keil

Biosimilars-Verband Österreich
EGA-Europäischer Verband der Generikahersteller
Info Biosimilars der AGES Medizinmarktaufsicht
EMA:Biosimilars in the EU-Information guide for healthcare professionals
EU Kommission: Fragen & Antworten für PatientInnen
Dr. Reinhard Door - Biosimilars: Vergleichbar mit dem Original?
Arzneimittelsicherheit: Biosimilars aus Sicht des Juristen
Was Sie über Biosimilar-Arzneimittel wissen sollten
Generika auf dem Vormarsch
Biosimilars: Option in Warteposition

 Ö1

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