26.2.18
Netzwerk der Mächtigsten - von Schattenbanken und Mega-Investoren
Konzerne sind mächtig. Das gilt besonders für die neuen Finanzgiganten,
zu denen auch viele Schattenbanken gehören. Woher ihre immensen
Geldmengen kommen, welche Menschen dahinter stecken und auf welche Weise
sie ihre Macht gegenüber anderen Konzernen und der Politik einsetzen,
beleuchtet Planet Wissen zusammen mit dem Wirtschaftsjournalisten und
Herausgeber des Bestsellers "Wem gehört die Welt?", Hans-Jürgen Jakobs.
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Hans-Jürgen Jakobs: "Große Investoren verändern die Gesellschaft"
Wem
gehört die Welt? Der renommierte Wirtschaftsjournalist und frühere
Chefredakteur des Handelsblatts, Hans-Jürgen Jakobs, wollte es wissen.
Ein Jahr lang hat er mit 30 Kolleginnen und Kollegen recherchiert und
ein höchst aufschlussreiches Buch über die Macht von Konzernen und
Großinvestoren geschrieben.
Planet Wissen: In Ihrem Buch
erfährt man, wo sich auf der Welt das meiste Geld ballt. An der Spitze
stehen die Vermögensverwalter. Wie klar war Ihnen, über welche
gigantischen Summen die Branche verfügt?
Hans-Jürgen Jakobs: Dass bei
Fondsgesellschaften – insbesondere aus den USA – große Vermögen
zusammengeballt sind, wusste ich. Dass es derart große Summen sind und
dass so viel Vermögen bei so Wenigen konzentriert ist, hat mich dann
doch überrascht.
Und mir war auch nicht klar, wie stark die
Finanzindustrie – also Vermögensverwalter, Banken und Private
Equity-Firmen – untereinander verflochten ist.
Wie viel Macht ist mit dem Geld verbunden?
Je größer die Summe ist, umso größer sind die
Einflussmöglichkeiten. Der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock
beispielsweise ist an Börsengesellschaften in aller Welt beteiligt und
oft unter den drei größten Aktionären. Und diese Großaktionäre sind
gefragt, wenn es um grundlegende Entscheidungen in Unternehmen geht.
Warum ist das problematisch?
Die Vermögensverwalter vertreten die Interessen
derjenigen, die bei ihnen Geld anlegen, also Pensionsfonds, Staatsfonds,
große Stiftungen, sehr reiche Menschen und Versicherungen. Die
Interessen von Arbeitnehmern und Verbrauchern sind für die
Vermögensverwalter nachrangig.
Das verändert Gesellschaften und
Volkswirtschaften. Viele der Fusionen, die wir gerade weltweit erleben,
sind beispielsweise nur durch die großen Vermögensverwalter oder durch
Aktivitäten von Staatsfonds und Pensionsfonds zu erklären. So unschuldig
wie die Branche tut, ist sie bei Weitem nicht.
Wie klar ist den Großinvestoren, dass sie gegen große Teile der Bevölkerung handeln?
Blackrock und die anderen haben das Gefühl für
alle da zu sein und für alle das Geschäft zu machen. Und ein bisschen
profitiert der sogenannte kleine Mann ja auch von den Firmen, weil er
sein Geld in öffentlichen Pensionsfonds hat, die das Geld über die
Vermögensverwalter anlegen. Auch die derzeit durchaus lukrativen
Indexfonds der Vermögensverwalter zielen auf die breite Masse.
Trotzdem nimmt der Unmut gegenüber der Globalisierung zu. Wie geht die Branche damit um? Nimmt sie ihn überhaupt wahr?
Ich glaube, die großen Geldgeber kommen an der
negativen Wahrnehmung der Globalisierung nicht vorbei. Das System, das
sie geschaffen haben und das sie aufrechterhalten, weil sie von ihm
profitieren, hat sich zu sehr gelöst von der Welt der einfachen
Menschen. Denen ist das zu diffus, zu kompliziert und es passiert ihnen
zu viel im Verborgenen.
Außerdem glauben sie nicht mehr, dass das System
höhere Einkommen und eine größere Jobsicherheit produziert, sondern im
Gegenteil: Zukunftsunsicherheit. Deshalb machen Populisten mit dem Thema
auch so erfolgreich Wahlkampf.
Und wenn sie dann – wie Donald
Trump – gewählt sind, engagieren sie Großinvestoren als Berater oder
holen sie gleich in die Regierung.
Das ist ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis.
Es gibt keine größeren Geschäfte in der Weltwirtschaft, die ohne
politische Begleitung funktionieren.
Auf der anderen Seite hat Larry Fink, der Gründer
von Blackrock, während der Finanzkrise am Sanierungs- und Rettungspapier
für die amerikanische Bankenlandschaft mitgeschrieben. Man braucht
einander, wenn man so will. Trotzdem ist das System herausgefordert und
muss sich erklären.
Heißt das, dass die Macht der großen Investoren tatsächlich eingedämmt werden könnte?
Ich sehe im Augenblick nicht sehr viele, die die
Globalisierung beredt und mit glaubhaften Argumenten verteidigen können.
Da haben die Kritiker ein gewisses Übergewicht. Aber auch sie werden
nicht so schnell erfolgreich sein. Neue, weltweit gültige Gesetze und
Institutionen zu schaffen, ist ein sehr schwieriges politisches
Unterfangen. Das geht in Minischritten vorwärts.
Und bei den bestehenden globalen Institutionen wie
UN, Welthandelsorganisation und Unesco wird es schwierig, sich auf
weltweit gültige Regulierungen zu einigen, weil die USA diese
Organisationen nicht mehr unterstützt oder sogar verlässt. Man braucht
sie aber für einen Konsens.
Und davon profitieren die großen Investoren?
Ich glaube, dass es noch lange viele freie Betätigungsfelder für sie gibt.
Stilles Wasser Blackrock
Der
US-amerikanische Vermögensverwalter Blackrock verfügt über so viel Geld
wie niemand sonst auf der Welt. Damit ist eine Menge Macht verbunden –
und kaum jemand weiß es.
- Blackrock verwaltet fast sechs Billionen Dollar Anlagekapital.
- Politik und Wirtschaft suchen Blackrocks Nähe.
- Der Blackrock-Chef spielt seine Macht gerne herunter.
In der Öffentlichkeit spielt Larry Fink diese Macht gern herunter. Blackrock sei lediglich ein Verwalter, lautet das Mantra des ehemaligen Börsentraders, der seine Abschlussarbeit im Studium über Immobilienfinanzen schrieb und zu den Erfindern der strukturierten Hypothekenpapieren gehört, die 2008 die Finanzkrise auslösten. - Es zählt ausschließlich die Rendite der Kunden.
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Literatur
Hans-Jürgen Jakobs
Wem gehört die Welt? Die Machtverhältnisse im globalen KapitalismusKnaus
München 2016
ISBN: 978-3-8135-0736-2
Wem gehört die Welt? Die Machtverhältnisse im globalen KapitalismusKnaus
München 2016
ISBN: 978-3-8135-0736-2
„Man müsste mal…“ – aus dieser Überlegung ist
eines der wichtigsten Sachbücher der letzten Jahre entstanden. Zusammen
mit dreißig Kolleginnen und Kollegen hat der renommierte
Wirtschaftsjournalist und ehemalige Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs
recherchiert, wer auf der Welt über das meiste Geld gebietet.
Heike Buchter
Blackrock. Eine heimliche Geldmacht greift nach unserem Geld*Campus Verlag
Frankfurt a.M. 2015
ISBN: 978-3-593-50458-2
Blackrock. Eine heimliche Geldmacht greift nach unserem Geld*Campus Verlag
Frankfurt a.M. 2015
ISBN: 978-3-593-50458-2
Die New York-Korrespondentin der ZEIT kommt das
große Verdienst zu, als erste auf die gigantische Macht des
US-amerikanischen Vermögensverwalters Blackrock aufmerksam gemacht zu
haben. In ihrem Buch schildert sie, wie es zum Aufstieg von Blackrock
kam, wer dahinter steht und auf welche Weise der Konzern seine enorme
Finanzmacht ausübt.