20.3.18

 

Gesundheitsrisiko Einsamkeit


Macht Einsamkeit krank?

Im Jänner dieses Jahres wurde in Großbritannien der Posten "Minister for Loneliness" geschaffen. Laut einer groß angelegten Studie fühlen sich rund neun Millionen Briten einsam und praktische Ärzte geben an, dass bis zu fünf Patienten pro Tag ihre Ordination aufsuchen, nur weil sie sich alleine fühlen. Großbritannien dürfte aber nicht das einzige Land sein, in dem Einsamkeit zur Belastung für das Gesundheitssystem und zum Politikum wird. In den Regierungsverhandlungen der "GroKo" in Deutschland wurde gerade ein Regierungsbeauftragter für Einsamkeit ins Koalitionspapier geschrieben. 

Dass Einsamkeit zunehmend ein Phänomen unserer Zeit ist und möglicherweise sogar schon der Hauptrisikofaktor für tödliche Erkrankungen ist, schreibt der Psychiater Manfred Spitzer in seinem neuen Buch "Einsamkeit - die unerkannte Krankheit". Als Gründe nennt er die fortschreitende Urbanisierung und Digitalisierung und den wachsenden Narzissmus im politischen und privaten Alltag. 

Generation-Ich

Endlose Werbung und ständiger Vergleich mit anderen sind Gründe, warum die Zeit, die man im Internet und in sozialen Medien verbringt, nicht nur positive Spuren hinterlässt. Auch die zunehmende Ich-Bezogenheit wird von den meisten Medien tatkräftig unterstützt. Das niedliche Wort "Selfie" kann nicht darüber hinweg täuschen, dass mehr als die Hälfte der von jungen Menschen aufgenommenen Fotos mittlerweile "Selbstportraits" sind. 

 

Weniger Gesellschaft

Wo der öffentliche Raum verschwindet, bleiben für Randgruppen weniger Möglichkeiten, sich zu treffen, in Beziehungen zu treten. Wenn es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, sind Menschen die noch nicht oder nicht mehr selber Autofahren können in ihrem Sozialleben massiv eingeschränkt.
Besonders Jugendliche und ältere Menschen sind deshalb oft von Einsamkeit betroffen. Darunter leidet aber nicht nur die seelische sondern auch die körperliche Gesundheit. 

Krankheitserreger Einsamkeit

Chronische Einsamkeit löst Stress aus, dieser ist für steigenden Blutdruck und Blutzucker sowie das Abschalten von kurzfristig unwichtigen Körperfunktionen verantwortlich.
In Folge können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs entstehen. Wer weniger unter Menschen ist, hat außerdem ein höheres Infektionsrisiko, was besonders bei Älteren schnell zu einem fatalen Problem werden kann. 

Alleine sein oder Isolation

 Nicht jeder Mensch der alleine lebt, ist auch einsam. Ein bis drei enge Bezugspersonen, mit denen man Gefühle und Sorgen teilen kann und ein funktionierendes soziales Umfeld reichen in der Regel aus, um seelisch gesund zu bleiben. 

Doch umgekehrt kann sich auch ein Mensch, dem es nicht an sozialen Kontakten mangelt, einsam fühlen. Dann fehlt es an "echter" Nähe und tiefergehendem Austausch. 

Viele philosophische und therapeutische Strömungen sind mittlerweile überzeugt, dass man auch mit Dingen in so einen engen Kontakt treten kann. 

Wer etwas selber schafft und zufrieden damit ist, fühlt sich weniger alleine. Das gilt auch für Menschen, die viel Zeit in der Natur verbringen und sich mit ihr verbunden fühlen.

Alter als Risiko

 Logischerweise ist es mit zunehmendem Alter besonders schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Wenn der Körper nicht mehr so funktioniert, wie man das gerne hätte, begibt man sich weniger gern in Gesellschaft. Leider haben ältere Menschen meist viele ihrer Bezugspersonen schon verloren und dadurch ein besonderes Bedürfnis nach neuen Beziehungen und Bekanntschaften. 



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