11.5.18
Migrationsexperte spricht Klartext über die Flüchtlingskrise
Ankerzentren,
Fluchtrouten, Abschiebepraxis – diese Begriffe dominieren den
Asyl-Diskurs. Doch wie sieht eigentlich die Realität aus? Der Vordenker
des Flüchtlingspaktes mit der Türkei gab in der Sendung von Markus Lanz
verstörende Einsichten.
Gerald
Knaus ist Politikberater, Experte für Südosteuropa und zentraler Akteur
in der aktuellen Flüchtlingskrise. Wenn er über den Status quo des
Asyl-Dramas spricht, dessen Ursachen und mögliche Auswege aufzeigt, wird
er sowohl von linken als auch von rechten Ideologen kritisiert. Was
vermutlich daran liegt, dass der Österreicher unbequeme Wahrheiten
ausspricht.
Bei
Markus Lanz erzählte der 47-Jährige, der als Ideengeber für das
Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei gilt, über die
katastrophalen Zustände der Migration: „In den letzten Jahren sind
600.000 Menschen auf Booten von Nordafrika nach Italien unterwegs
gewesen. Es sind fast 14.000 Menschen ertrunken.“ Knaus lieferte einen
heftigen Vergleich: „Das waren so viele wie im ganzen Ukraine-Krieg.
Zahlen wie in einer Schlacht.“
Dabei seien das nur die Toten im Mittelmeer. Noch einmal so viele seien auf dem Weg in die Sahara und in Libyen gestorben.
Um
die Situation in den Griff zu bekommen, gibt es laut Knaus nur eine
Möglichkeit: Schnellere Asylverfahren, die nur einige Wochen benötigen,
und die bereits in den Ankunftsländern Italien und Griechenland
angewandt würden. Zudem braucht es Knaus zufolge mehr Einigungen mit
Herkunftsländern, damit diese abgeschobene Migranten wieder aufnehmen.
Darüber hinaus empfahl der Experte legale Wege, um Menschen aus ärmeren
Ländern eine Perspektive zu bieten. Etwa durch die Vergabe von
Arbeitsvisa oder den Einsatz von Einwanderungslotterien, wie sie in
Australien, den USA und Kanada praktiziert werden.
So können europäische Länder laut Knaus kontrollieren, wer kommt – ohne, dass jemand sterben muss.