22.2.19

 

Können Gräser die Welt retten?

Das Hietzinger Start-up "NextFuel" sagt Kohle und Erdöl mit Elefantengras den Kampf an.

"Das Prinzip, das hinter NextFuel steckt, hat fast jeder täglich auf seinem Frühstückstisch", sagt Geschäftsführer Wolfgang Moser mit spitzbübischem Lächeln. Spricht er über sein Produkt, strahlt er übers ganze Gesicht, die Augen blitzen. Der Mann steht hinter "NextFuel", das ist klar. Sein Ziel: die Welt retten.

Oder genauer: die Großindustrie von fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdöl loseisen und diese durch Elefantengras-Pellets ersetzen. Klingt auf den ersten Blick komisch, ist aber der Plan –und den verfolgt Moser mit seinem Start-up mit Standort in Hietzing nun schon seit einem Jahrzehnt.

Aber zurück zum Frühstückstisch: "Ganz einfach: Kaffee", sagt Moser schon fast triumphierend. Dem fragenden Blick entgegnend, antwortet er: "Torrefizierung ist das Geheimnis. Das ist im Endeffekt dasselbe wie das Rösten von Kaffeebohnen, auf Italienisch torrefazione."

In der Praxis: Elefantengras wird unter Luftabschluss bei 300 Grad in einem Drehrohr – zwölf Meter lang und drei Meter im Durchmesser – getrocknet, geröstet und zu Briketts gepresst.

Billiger als Öl und Kohle

Der Riesenvorteil: "NextFuel" sei "CO2-negativ". Möglich macht’s das Elefantengras: Die Pflanzen wachsen rasant – vier Meter in 100 Tagen –, und das auf Flächen, die sonst für den Nahrungsmittelanbau ungeeignet sind. "In Kenia, Äthiopien oder Südamerika stehen dafür gewaltige große Flächen zur Verfügung." Und: "Die Pflanzen laugen den Boden nicht aus. Sie ziehen möglichst viel CO2 aus der Luft an und speichern einen Teil davon sogar als Kohlenstoff im Boden."

Der Clou: Nur der oberirdische Teil der Gräser wird zu Pellets verarbeitet und beim Verbrennungsprozess entsteht letztlich weniger CO2, als während des Pflanzenwachstums aufgenommen wird. "So könnten wir quasi die globale Erwärmung umkehren", bringt es Moser auf den Punkt. Plus: Die Pellets seien billiger als Öl und Kohle, vorhandene Anlagen müssten nicht umgebaut werden, bei der Verbrennung entstünde weniger Feinstaub als bei jener fossiler Brennstoffe und die Abgase würden in der Testanlage in Frohnleiten in der Steiermark zur Wärmegewinnung verwendet.

Großprojekt in der Pipeline

Einen Haken an der Sache scheint es also nicht zu geben. "Aber viele Hindernisse", meint Moser. Knackpunkt: die Finanzierung. Derzeit gebe es noch keine Großprojekte, die mit "NextFuel" arbeiten, Verträge dafür seien aber bereits unterschriftsreif. Von Äthiopien oder Südamerika aus will Moser dann anfangen, die Welt zu retten. Und wann? "Am liebsten noch heuer. Die Plantagen dafür haben wir schon 2018 in Südamerika angelegt", sagt Moser – nicht ganz ohne Stolz.

Mit NextFuel könnten wir quasi die globale Erwärmung umkehren.

BZ


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