10.5.19

 

Jeder Mensch kennt das Heilige

Der Soziologe Hans Joas

"Wir leben in einer Welt, in der vielen Religion und damit auch der christliche Glaube als etwas Rückständiges erscheint. Das finde ich ungerecht gegenüber sehr vielen Gläubigen. Ich will zeigen, dass das Vorurteile sind. Man kann gleichzeitig ein kluger Zeitgenosse sein und ein gläubiger Christ." Das sagte der renommierte Berliner Soziologe Hans Joas in einem Interview mit der "Zeit". Hans Joas wurde in München geboren. Der heute 70-jährige Wissenschaftler gilt als einer der profiliertesten deutschen Soziologen und Sozialphilosophen, er forscht und lehrt an der Humboldt-Universität in Berlin. Seinen soziologischen Forschungen zufolge, haben selbst Menschen, die einen Gottesglauben ablehnen, einen Hang zur sakralen Verehrung. Auch in großen politischen Bewegungen, wie etwa im Kommunismus, wurden beispielsweise die Rote Fahne oder aber auch der einbalsamierte Leichnam Lenins kultisch verehrt. Und liberale Humanisten sind überzeugt davon, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und bestehen daher auf der Sakralität jeder Person. Nach Joas' Überzeugung kennt jeder Mensch das Heilige, auch wenn er gar nicht religiös ist. Menschen gelangen in intensiven Erlebnissen zur Erfahrung, aus dem Alltag oder den bisherigen Grenzen der Person herausgerissen zu werden, durch etwas, das sie tief in ihrem Kern berührt. Was ist Menschen heute noch heilig? Und: Was glaubt Hans Joas selbst? 

Ö1


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