14.5.21
Rezepte gegen hirnlose Politik
Wie Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu besserer Politik führen könnten
65% der Österreicherinnen und Österreicher vertrauen politischen Parteien eher nicht – ein relativ konstanter Wert, 2017 waren es 60%. Für den Psychiater, Psychoanalytiker und Kunsthistoriker Hans-Otto Thomashoff ist das keinesfalls verwunderlich, denn die Politik ignoriert mit großer Beharrlichkeit zentrale Grundprinzipien unseres Gehirns und damit Grundbedürfnisse menschlichen Miteinanders.
Hirnbiologisch ist das Streben nach Bindung, nach Selbstwirksamkeit, nach Stressbewältigung durch Sicherheit und Gerechtigkeit, und nach Stimmigkeit verankert – wir wollen wissen, woran wir sind! Eine sich selbst inszenierende, vorwiegend emotional auf Ereignisse reagierende und narzisstische Persönlichkeiten ins Rampenlicht stellende Politik verunmöglicht das Gefühl der Partizipation und der Zufriedenheit mit politischen Rahmenbedingungen.
In seinem Buch „Mehr Hirn in die Politik. Gegen Unzufriedenheit, Polarisierung und Spaltung“ plädiert Hans-Otto Thomashoff, dass die Gesellschaft, auf Basis selbstverantwortlicher Bürgerinnen und Bürger, doch endlich erwachsen werden möge. Staatliche Bevormundung führt ebenso zu Polarisierung und Radikalisierung wie Intransparenz und Selbstgefälligkeit der politischen Akteure. Das Buch, das der Autor der Zukunft widmet, behandelt ein breites, teils auch utopisch anmutendes Spektrum: Von der Selbstermächtigung des Bürgers, der Bürgerin, über die Stärkung der direkten Demokratie, bis hin zur Abschaffung des Nationalstaates und zur Etablierung einer supranationalen Regierung, die eine integrative und nicht ausgrenzende Rolle für alle Erdenbewohner spielt.
Die vielfältigen Überlegungen zu möglichen politischen Alternativen haben eines gemeinsam: Basierend auf hirnbiologischen und auch psychoanalytischen Überlegungen wird aufgezeigt, dass dringlich Veränderungen im politischen Handeln und in der politischen Organisation stattzufinden haben, damit Wut, Ohnmacht und Entmündigung der Bevölkerung weltweit nicht immer mehr Populisten und Demagogen in die Zentren der Macht spülen, die mit Sicherheit andere Interessen verfolgen, als das Wohl des Volkes.