29.2.08

 

Wie kann Gott Liebe sein und gleichzeitig Ausrottungsfeldzüge befehlen oder selbst in der Sintflut die Menschheit vernichten?

"Gottes Gerechtigkeit ist Ausdruck seiner Liebe zu uns. Um eine neue Welt schaffen zu können, muss er deshalb das Böse ein für alle mal vernichten. So wurde auch den damaligen Völkern durch Propheten Erlösung, aber auch Gericht angekündigt."

Manche Christen meinen, das Alte Testament zeige einen strafenden Richtergott und das Neue Testament den liebenden Erlösergott.
In Wirklichkeit klafft zwischen beiden Teilen der Bibel kein tiefer Graben. Deshalb finden wir im Neuen Testament Texte wie: „Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen" (Hbr 10, 31), während wir im Alten Testament lesen: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte" (Jer 31, 3).
Berichte von sofortigen Strafgerichten finden wir auch im Neuen Testament (Apg 5). Das Gebot von der Nächstenliebe stammt aus dem Alten Testament (3 Mo 19, 18.34), und auch die Feindesliebe finden wir dort (vgl. Spr 25, 21).

Überhaupt ist Gottes Erlösungsplan in den Schriften des Alten Testamentes ausführlich dargestellt, besonders im Tempeldienst und den israelitischen Jahresfesten.
Wer das Alte Testament beiseite legt, wird also Gottes Handeln und Gottes Willen im Neuen Testament nicht ganz verstehen.
Das wussten die ersten Christen. Deshalb studierten sie immer wieder die Bücher Moses und die Propheten.

Auf der anderen Seite versuchen wir oft, Gott nach unseren eigenen Wunschvorstellungen zu gestalten.
Weil wir jedoch über ihn nur das wissen können, was er uns offenbart hat, müssen wir uns nach den Aussagen der Bibel richten.
In ihr wird Gott – sowohl im Neuen als auch im Alten Testament – als liebender Vater beschrieben, der alles einsetzt, um unsere Liebe und unser Vertrauen zu gewinnen. Er ist ein barmherziger und gnädiger Gott, der unsere Schwächen versteht und unsere Schuld vergibt (Neh 9,31; Ps 103,1-13).

Gott ist aber auch Gerechtigkeit (Ps 103,6), deshalb hält er Gericht (nichts anderes ist z. B. die Sintflut).
Was durch die Sünde zerstört wurde, macht Gott im Gericht wieder gerecht und stellt es richtig.
Auch Gottes Gerechtigkeit ist Ausdruck seiner Liebe zu uns.
Um eine neue Welt schaffen zu können, muss er nämlich das Böse ein für alle mal vernichten.
Es ist wie eine tödliche Viruserkrankung, von der die Welt verseucht wird. Deshalb bietet Gott uns ein „Heilmittel" an: Erlösung durch Jesus Christus.
Wer es ablehnt, ist weiter „Virusträger" und wird daran sterben.
So wurde auch den damaligen Völkern durch Propheten Erlösung, aber auch Gericht angekündigt (vgl. Jona 1,2; 3,10).

Gericht ist aber das letzte Mittel, das Gott anwendet.
Es ist nötig, um das Böse für immer aus der Welt zu schaffen.
Manchmal hat er Menschen für seine Gerichte an Menschen benutzt, die Schlimmes angerichtet oder geplant haben.
Manchmal hat er selbst eingegriffen.
Doch nachdem Jesus auf die Erde gekommen ist, hat er sein Gericht grundsätzlich auf das Ende der Welt gelegt und es Jesus übergeben.
So ist unser Erlöser am Ende auch unser Richter.

Der alttestamentliche Text in Hes 33,11 vereint Erlösung und Gericht: Gott möchte vom Tod retten, weil er die Menschen liebt.
Aber sie lehnen sein Angebot ab.
Deshalb ruft er ihnen zu:
„Kehrt doch um! Warum wollt ihr sterben, ihr Menschen?"

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