13.5.08

 

Jüdische Zugänge zur Bibel

Ein sehr interessanter Vortrag im Bibelhaus.
Wir konnten damit die jüdische Sicht zu den heiligen Büchern besser verstehen.

Nach der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. hat sich das Judentum neu erfunden, es entstand die rabbinische Bewegung.

Das Lernen ist im Judentum sehr wichtig, die Einprägung findet durch lautes Lesen und ständiges Wiederholen statt.

Die wichtigste Literatur sind die Gesetzeswerke Mischna und Talmudim (Halakha - "Das Leben gehen"). Jedes Detail ist genau geregelt, die Weisungen werden sehr differenziert behandelt.
Die Bibelauslegung ist sehr assoziativ in Targumim und Midraschim behandelt.

Es handelt sich nicht um eine Theologie, sondern um eine Beziehung zwischen Gott und Menschen. Zuerst hat Gott das Volk befreit, dann erst hat er ihnen die Tora gegeben.

Die Gerechten erhalten die Welt (Tosephta)
Die Grundgesetze dazu lauten nach Noah:

Die Tora ist eine Einheit, jeder Buchstabe hat einen Sinn, ebenso das Fehlen.
Sie ist beständig und darf nicht verändert werden.

Es gibt kein Früher und kein Später! Ein bestimmtes prägendes Ereignis gilt für alle, auch für spätere Generationen (z.B. der Auszug aus der Sklaverei).

Das ist orientalisches Denken in Kreisläufen, wir müssen alles wieder neu erleben. Die Zeit ist für sie keine gerade Linie wie für uns im Westen.

Es gibt nicht nur eine Auslegung, Selbstkritik findet statt, es gibt keine Dogmen, die Erfahrung ist zeitgebunden. Die Auslegung kann sich ändern, der Test wird an sich wandelnde Zeitumstände angepaßt. Die Vergangenheit wird nicht reflektiert, sondern in die Gegenwart geholt um sie für die Zukunft zu öffnen.

Das Wort des Rabbiners gilt mehr als die Tora.

Die Rabbiner sind nicht die Bösen in der Bibel, sie stellen nur Fragen, an Jesus wie auch an alle anderen, es ist eine gute jüdische Tradition, der Streit um des Himmels willen, um Gottes Willen zu ergründen und in der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen zur Wahrheit und zum Wesen Gottes zu finden. Die Mehrheit entscheidet dann.

Einige Auslegungsbeispiele:

Vom Kleinen aufs Große schließen, den Sinn aus dem Kontext schließen, Zahlenmystik (nur aus dem Zahlenwert der hebräischen Buchstaben ersichtlich):

Beispiel: Der Satan hat eine Zahlensumme von 364, das ist das Jahr bis auf den letzten Tag des jüdischen Kalenders, dem Jom Kippur, dem großen Versöhnungsfest, an dem der Teufel keine Macht hat und wo das ganze Volk befreit wird, weil Reue stattfindet: Versöhnung mit sich selbst, mit den Nachbarn, mit Gott.
Das Scheitern gehört zum Menschen.
Es ist ein Fasttag: Kein Essen, keim Umkleiden, kein Waschen, ..

Das jüdische Pfingsten ist das Wochenfest (ein Erntedankfest), wo das Buch Rut gelesen wird. ("Die Rut" entspricht von den unvokalisierten Wörtern her der Tora). Gott hat die Tora gegeben und im Buch Rut sind einige Leitwörter enthalten, wie Chessed, die Liebe, die mehr tut, als gefordert ist. Die Liebe ist wichtiger als die Gebote.

Jesus hebt den alten Bund in der Bergpredigt nicht auf, er legt ihn nur aus!
Die Zielgruppe sind Menschen, die die Ethik des Judentums gutheißen, aber denen die anderen Vorschriften (wie z.B. die Speisevorschriften) zu weit gehen.

Labels:


Comments: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?