23.9.08

 

Liebt eure Feinde!

"Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen. Betet für die, die euch misshandeln.“ - Lk 6,27-28

„Liebt eure Feinde!“ Das ist ein starkes Wort! Das stellt unsere Denkweise auf den Kopf und fordert auf, das Steuer des Lebens herumzureißen. Denn machen wir uns nichts vor: irgendeinen Feind – sei es ein Mini- oder ein Erzfeind – hat jeder.

Vielleicht ist er hinter der Wohnungstür nebenan, in der unsympathischen und streitsüchtigen Frau, der ich jedes Mal auszuweichen suche, um nicht mit ihr in den Aufzug einzusteigen;

oder in dem Verwandten, der vor dreißig Jahren meinem Vater ein Unrecht angetan hat, und den ich nicht mehr grüße;

in dem Schüler in der Schulbank hinter dir. Seit er dich beim Lehrer angeschwärzt hat, schaust du ihn nicht mehr an;

oder in dem Mädchen, das einmal deine Freundin war und dich dann stehen ließ, um sich mit einem anderen zu befreunden;

in dem Geschäftsmann, der dich ums Ohr gehauen hat;

in den Leuten, die politisch anders denken als wir, und die deshalb unsere erklärten Feinde sind.

Sie alle und unzählige mehr, die wir Feinde nennen, gilt es zu lieben.
Glauben wir nicht, dass es genügt, ein Hassgefühl in ein wenig oberflächliches Wohlwollen zu verwandeln. Es geht um mehr!

Jesu Worte sind eindeutig:
„Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen.
Segnet die, die euch verfluchen.
Betet für die, die euch misshandeln.“

Warum gibt uns Jesus einen solchen Auftrag?
Er will, dass wir das Böse durch das Gute überwinden.
Er will eine Liebe, die in konkretes Handeln mündet.
Er möchte unser Verhalten nach dem seines Vaters ausrichten, der die Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute und der es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte (vgl. Mt 5,45).

Darum geht es. Wir sind nicht allein auf der Welt: Wir haben einen Vater und Ihm sollen wir ähnlich sein. Er hat uns als Erster geliebt: Er hat seinen Sohn gesandt, der gestorben ist für jede und jeden von uns (vgl. 1 Joh 4,19).


„Liebt eure Feinde,… Betet für die, die euch misshandeln.“

Vielleicht gibt es auch bei uns das eine oder andere in Ordnung zu bringen. Schließlich werden wir so beurteilt, wie wir über die anderen urteilen (vgl. Mt 7,2).
Wir selbst geben Gott das Maß in die Hand, mit dem er uns messen soll: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (vgl. Mt 6,12).

Lieben wir also den Feind!
Nur so können wir Uneinigkeit überwinden und Barrieren niederreißen.
Nur so kann Gemeinschaft entstehen.

Scheint uns das schwer und mühsam?
Raubt uns allein schon der Gedanke daran den Schlaf?

Nur Mut! Es ist kein Ding der Unmöglichkeit.
Eine kleine Anstrengung unsererseits genügt, die restlichen 99 Prozent macht Gott … und Freude wird unser Herz erfüllen.

Chiara Lubich, Essere la tua Parola, Rom 1980


Comments: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?