26.12.08
Ertrage den andern in Geduld!
Was man an sich oder anderen nicht zu bessern vermag, soll man geduldig ertragen, bis Gott es anders fügt.
Denke nur, so sei es besser für deine Erprobung und Geduld, ohne die unsere Verdienst nicht zu hoch zu bewerten sind.
Du mußt jedoch bie solchen Hindernissen beten, Gott möge dir gnädig beistehen, damit du sie mit Gelassenheit ertragen kannst.
Wenn jemand sich auf ein- oder zweimalige Ermahnung hin nicht belehren läßt, so streite nicht mit ihm, sondern stelle alles Gottes Willen anheim, damit sein Wille und seine Ehre bei all seinen Dienern gfördert werde. Er weiß wohl das Böse zum Guten zu lenken.
Bemühe dich fremde Fehler und Schwächen in Geduld zu ertragen, weil auch du vieles an dir hast, was von andern getragen werden muß.
Wenn du dich selber nicht so machen kannst, wie du wünscht, wie wirst du einen anderen nach deinem Gefallen umschaffen können.
Andere wünschen wir gern vollkommen und doch bessern wir die eigenen Fehler nicht.
Wir erwarten, daß andere streng zurechtgewiesen werden und wollen uns selbst nicht zurechtweisen lassen.
Es mißfällt uns, daß anderen soviel gestattet wird und doch wollen wir uns selbst nichts versagt wissen, was wir wünschen.
Andere wollen wir durch Satzungen eingeschränkt sehen, aber wir selbst lassen uns nicht im Geringsten einschränken.
Dies zeigt deutlich: Selten beurteilen wir unsere Mitmenschen so wie uns selbst.
Nun aber hat Gott es so eingerichtet, daß einer des anderen Last tragen lerne!
Denn keiner ist ohne Fehler, keiner ohne Bürde, keiner genügt sich selber, keiner ist allein klug genug. Wir müssen uns alle gegenseitig ertragen, trösten, stützen, unterweisen und ermahnen.
Thomas Kempen - Nachfolge Christi
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