17.6.09

 

Zeit haben

Ein Merkmal des modernen Menschen ist es, angebliche keine Zeit zu haben.
Der dynamische Mensch sieht demnach die Zukunft als eine unendliche Reihe zeitgebundener Tätigkeiten. Eine im Grunde genommen teuflische Vision.
Die großen Männer und Frauen der Geschichte hatten Zeit für Muße und zum Nachdenken. Sie haben sich diese Zeit einfach genommen.
Wäre dies nicht ein Vorsatz für das kommende Jahr?

Bernhard, Abt von Clairvaux, schrieb an seinen früheren Mönch, Papst Eugen III, einen ernsten Brief.
Bernhards Worte sprechen für sich und benötigen keinen Kommentar:
"Wo soll ich anfangen?
Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen,
denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir:
Ich fürchte, daß Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen,
keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest ...

Es ist klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen,
als daß sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen,
an dem Du nicht landen willst.

Du fragst, an welchen Punkt?
An den Punkt, wo das Herz hart wird.
Frage nicht weiter, was damit gemeint sei;
wenn Du jetzt nicht erschrickst, ist Dein Herz schon so weit."

Bernhard ermahnt Papst Eugen mehrmals,
sich Stunden der Ruhe und des Nachdenkens zu gönnen,
denn Mensch sein kann man nur dann,
wenn man sowohl für andere als auch für sich selbst da ist:
"Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein?
Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst.
Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da,
oder jedenfalls sei es nach allen anderen."

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