10.11.09
Debatte ums Kreuz
Der große jüdische Rechtsgelehrte Joseph Weiler meinte angesichts der Debatte über den Gottesbezug in der Europäischen Verfassung: Er als Angehöriger einer religiösen Minderheit fühle sich in einer Gesellschaft besser aufgehoben, die ihre religiösen Symbole respektiert, als in einer laizistischen, die selbst missionarisch gegen jede Glaubensäußerung vorgeht und zudem ihre Wurzel verleugnet.
Man könnte noch hinzufügen: Auch die Demontage der Kreuze in einem öffentlichen Spital und die verbleibenden weißen Wände sind ein Zeichen, bergen eine Symbolik und senden Signale an einen sterbenden Patienten, der zu ihnen hinaufblickt.
Natürlich könnte sich die atheistische Mutter eines Schuldkindes durch das Kreuz im Klassenzimmer belästigt fühlen. Doch das ist unvermeidbar. Auch ich fühle mich belästigt, wenn ich beim Betreten jedes österreichischen Postamts ein Foto des Bundespräsidenten erblicke, den ich nicht gewählt habe. Oder wenn ich am Weg zum Kindergarten meiner Tochter die von mir mitfinanzierten Plakate der Gemeinde Wien betrachten muss.
Beeinflussung, ideologische Signale, visuelle Präsenz, übrigens auch sexistische, wird es immer und überall geben. Die Frage ist nur, in welcher Form und mit welchem Inhalt. Und da soll sich der Staat nur sehr maßvoll einmischen. Und wenn, dann nicht durch Verbote, die die Religion ins Ghetto einsperren.
Das Kreuz ist heute weniger denn je ein Zeichen des Zwanges, sondern eines der Identität und des Zusammenhalts Europas. Und deshalb hat es nicht nur Kardinal König im jugoslawischen Spitalszimmer gefehlt. Es würde auch mir und meinen kirchenfernen Freunden fehlen: Auf den Berggipfeln der Schweizer Alpen, den Kirchen Burgunds und den Rettungswagen des Roten Kreuzes. Das Kreuz ist für den Christen Anspruch und Geheimnis. Aber für Europa ist es das erfolgreichste und beste Logo aller Zeiten. Es soll sichtbar bleiben.
Martin Kugler, Tageszeitung Die Presse, 5.11.09
www.europe4christ.net
Man könnte noch hinzufügen: Auch die Demontage der Kreuze in einem öffentlichen Spital und die verbleibenden weißen Wände sind ein Zeichen, bergen eine Symbolik und senden Signale an einen sterbenden Patienten, der zu ihnen hinaufblickt.
Natürlich könnte sich die atheistische Mutter eines Schuldkindes durch das Kreuz im Klassenzimmer belästigt fühlen. Doch das ist unvermeidbar. Auch ich fühle mich belästigt, wenn ich beim Betreten jedes österreichischen Postamts ein Foto des Bundespräsidenten erblicke, den ich nicht gewählt habe. Oder wenn ich am Weg zum Kindergarten meiner Tochter die von mir mitfinanzierten Plakate der Gemeinde Wien betrachten muss.
Beeinflussung, ideologische Signale, visuelle Präsenz, übrigens auch sexistische, wird es immer und überall geben. Die Frage ist nur, in welcher Form und mit welchem Inhalt. Und da soll sich der Staat nur sehr maßvoll einmischen. Und wenn, dann nicht durch Verbote, die die Religion ins Ghetto einsperren.
Das Kreuz ist heute weniger denn je ein Zeichen des Zwanges, sondern eines der Identität und des Zusammenhalts Europas. Und deshalb hat es nicht nur Kardinal König im jugoslawischen Spitalszimmer gefehlt. Es würde auch mir und meinen kirchenfernen Freunden fehlen: Auf den Berggipfeln der Schweizer Alpen, den Kirchen Burgunds und den Rettungswagen des Roten Kreuzes. Das Kreuz ist für den Christen Anspruch und Geheimnis. Aber für Europa ist es das erfolgreichste und beste Logo aller Zeiten. Es soll sichtbar bleiben.
Martin Kugler, Tageszeitung Die Presse, 5.11.09
www.europe4christ.net
Labels: Kreuz