23.1.15
Christen werden zur Zielscheibe
Christen in muslimischen Ländern müssen dafür bezahlen, wenn in
westlichen Demokratien religiöse Gefühle von Muslimen verletzt werden.
Das zeigen die jüngsten Angriffe auf Kirchen in Niger.
Das französische Satiremagazin Charlie Hebdo druckt Mohammed-Karikaturen, Christen in Niger müssen deswegen um ihr Leben fürchten: Nach dem muslimischen Freitagsgebet vergangene Woche brach in dem westafrikanischen Land die Gewalt los. In den zwei größten Städten, Zinder und der Hauptstadt Niamey, zogen radikale Muslime durch die Straßen und zündeten über 70 Kirchen, Wohnhäuser sowie Restaurants und Bars von Christen an. Auch ein französisches Kulturzentrum wurde angegriffen. Mindestens zehn Menschen starben wegen der Unruhen am Wochenende.
Eine Mitarbeiterin des christlichen Missions- und Hilfswerkes „DMG interpersonal“ habe in Niamey gesehen, wie junge Menschen skandierend durch die Stadt zogen, sagte Andrew Howes, DMG-Personalleiter für Afrika. Es habe den Anschein, dass vorwiegend junge Männer nach dem Freitagsgebet in der Moschee auf die Straße geschickt worden seien. Dabei seien Christen zur Zielscheibe für die Empörung gegen den Westen geworden. „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Christen im Niger ihren muslimischen Nachbarn selbst ein Ärgernis sind“, sagte Howes gegenüber pro. „Die Angreifer sahen in ihnen ein Bild für westliche Einflüsse.“ In der früheren französischen Kolonie Niger sind 98 Prozent der Bevölkerung Muslime. Die kleine christliche Minderheit werde jedoch normalerweise sehr geschätzt, sagte Howes, insbesondere für medizinische und landwirtschaftliche Projekte, die sie betrieben, wie beispielsweise das größte Krankenhaus im Land. „Die aktuellen Anschläge kamen ziemlich überraschend und lassen sich nicht durch die Verhältnisse vor Ort erklären.“
Der Präsident Nigers, Mahamadou Issoufou, nahm die Christen seines Landes in einer Fernsehansprache am Samstag in Schutz: „Können wir akzeptieren, dass Kirchen im Namen unserer Religion verbrannt werden? Welches Unrechts sind die Kirchen und Christen im Niger schuldig? Diejenigen, die diese Orte der Anbetung entweihen, die ihre christlichen Mitbürger verfolgen und töten, [...] haben nichts vom Islam verstanden.“ Howes bewertete diese Stellungnahme als „sehr bemerkenswert und mutig“. Issoufou sei dafür von konservativen Muslimen öffentlich kritisiert worden. Vergangene Woche hatte er bereits bei einem Trauermarsch nach den Anschlägen auf die Charlie-Hebdo-Redaktion in Paris teilgenommen.
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Das französische Satiremagazin Charlie Hebdo druckt Mohammed-Karikaturen, Christen in Niger müssen deswegen um ihr Leben fürchten: Nach dem muslimischen Freitagsgebet vergangene Woche brach in dem westafrikanischen Land die Gewalt los. In den zwei größten Städten, Zinder und der Hauptstadt Niamey, zogen radikale Muslime durch die Straßen und zündeten über 70 Kirchen, Wohnhäuser sowie Restaurants und Bars von Christen an. Auch ein französisches Kulturzentrum wurde angegriffen. Mindestens zehn Menschen starben wegen der Unruhen am Wochenende.
Eine Mitarbeiterin des christlichen Missions- und Hilfswerkes „DMG interpersonal“ habe in Niamey gesehen, wie junge Menschen skandierend durch die Stadt zogen, sagte Andrew Howes, DMG-Personalleiter für Afrika. Es habe den Anschein, dass vorwiegend junge Männer nach dem Freitagsgebet in der Moschee auf die Straße geschickt worden seien. Dabei seien Christen zur Zielscheibe für die Empörung gegen den Westen geworden. „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Christen im Niger ihren muslimischen Nachbarn selbst ein Ärgernis sind“, sagte Howes gegenüber pro. „Die Angreifer sahen in ihnen ein Bild für westliche Einflüsse.“ In der früheren französischen Kolonie Niger sind 98 Prozent der Bevölkerung Muslime. Die kleine christliche Minderheit werde jedoch normalerweise sehr geschätzt, sagte Howes, insbesondere für medizinische und landwirtschaftliche Projekte, die sie betrieben, wie beispielsweise das größte Krankenhaus im Land. „Die aktuellen Anschläge kamen ziemlich überraschend und lassen sich nicht durch die Verhältnisse vor Ort erklären.“
Der Präsident Nigers, Mahamadou Issoufou, nahm die Christen seines Landes in einer Fernsehansprache am Samstag in Schutz: „Können wir akzeptieren, dass Kirchen im Namen unserer Religion verbrannt werden? Welches Unrechts sind die Kirchen und Christen im Niger schuldig? Diejenigen, die diese Orte der Anbetung entweihen, die ihre christlichen Mitbürger verfolgen und töten, [...] haben nichts vom Islam verstanden.“ Howes bewertete diese Stellungnahme als „sehr bemerkenswert und mutig“. Issoufou sei dafür von konservativen Muslimen öffentlich kritisiert worden. Vergangene Woche hatte er bereits bei einem Trauermarsch nach den Anschlägen auf die Charlie-Hebdo-Redaktion in Paris teilgenommen.
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